Mit 34 zum Bürgermeister Gräfenbergs: Das ist Ralf Kunzmann

7.4.2020, 10:30 Uhr

Bald Berufskollegen: Ralf Kunzmann (rechts) erhält von Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker ein honigsüßes Abschiedsgeschenk. © Stadt Herzogenaurach

Der gebürtige Gräfenberger Ralf Kunzmann ist 34 Jahre alt, der jüngste von drei Brüdern, ledig, hat keine Kinder („noch“, merkt er an) und die Chancen stehen nicht schlecht, den passionierten Mountainbiker in seiner Freizeit beim Radeln zu treffen – als (gebürtiger) Gräfenberger habe er mit der Fränkischen Schweiz das, wie er es formuliert, „El Dorado“ für Mountainbiker vor der Haustür. Gelegentlich sieht man ihn in einer Schafkopf-Runde. Und als Lieblingsgericht beziehungsweise Henkersmahlzeit geht für ihn – „weil man ja lange davon zehren muss“ – nichts über ein Schäuferla mit Kloß.

Soweit, so „normal“. Doch normal ist dieser Tage nur noch wenig: Schafkopfen in geselliger Runde geht nicht, Radeln nur unter strengen Bedingungen; und auch abseits der Corona-Krise hat sich Kunzmanns Leben einschneidend verändert: seit dem 29. März ist er der designierte Bürgermeister von Gräfenberg. Überraschend schlug der FW-Politiker mit 52,55 Prozent Amtsinhaber Hans-Jürgen Nekolla (SPD) in der Stichwahl nach einem hitzigen Wahlkampf.

Warum will man als Mitdreißiger bereits Berufsbürgermeister einer Stadt mit über 4100 Einwohnern werden? „Zu jung gibt es dafür meines Erachtens nicht“, meint Kunzmann, „höchstens zu unerfahren“. Doch blickt der neue Bürgermeister schon auf annähernd ein halbes Berufsleben im kommunalen öffentlichen Dienst zurück: Nach der Schule in Gräfenberg folgte die Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt im dortigen Rathaus. Vor fast fünf Jahren wechselte er in die Stadtverwaltung von Herzogenaurach, ist dort seither im Hauptamt tätig. Vielleicht also mangele ihm vergleichsweise noch an Lebenserfahrung, „aber Berufserfahrung habe ich“, sagt Kunzmann selbstbewusst.

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Die wenigen Wochen bis zum Amtsantritt in seiner Heimatstadt im Mai sind freilich geprägt von einer ordentlichen Übergabe an seinen Nachfolger im Herzogenauracher Hauptamt. Dort verabschiede sich „ein überaus verlässlicher, loyaler, ruhiger, belastbarer und stets freundlicher Mitarbeiter“, sagt sein bisheriger Chef, Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD), der ihm durch seine langjährige Verwaltungstätigkeit ebenfalls eine „breite Erfahrungsbasis“ attestiert. Auch wenn Kunzmann Freier Wähler sei, wünscht der Sozialdemokrat seinem scheidenden Mitarbeiter „natürlich alles Gute“ – und fügt augenzwinkernd hinzu: „Er hat ja jetzt ein paar Jahre Zeit, um sich gegebenenfalls für eine andere Partei zu entscheiden.“

Politisch interessiert sei er immer gewesen, sagt Kunzmann. Ebenso habe er schon lange mit den Freien Wähler sympathisiert. „Aber auf kommunaler Ebene geht es um die Sache an sich“, Politik finde hier direkt bei den Menschen statt. „Parteipolitische Floskeln“ brächten dabei ebenso wenig wie stures Farbendenken „und andere Sperenzchen“. Er wolle für parteiunabhängige und -übergreifende Arbeit stehen.

Wie und wann aber reifte die Entscheidung, als junges, politisch unbeschriebenes Blatt in Gräfenberg für den Bürgermeisterposten zu kandidieren – um damit einen langjährigen und landkreisweit renommierten Politiker wie Nekolla herauszufordern? „Ich stellte mir die Frage: Wie geht’s weiter mit der Stadt Gräfenberg?“, erklärt Kunzmann. „Dann sagte ich mir: Mensch, du bist doch im besten Alter, dieses Amt auszuführen. Du hast gewisse Vorstellungen, die Energie, die Erfahrungen – und vielleicht noch den jugendlichen Leichtsinn“, fügt er lachend hinzu.

Wie Gräfenberg tickt, das habe er „von der Pike auf gelernt“, sagt Kunzmann und meint damit nicht nur die Verwaltung: Er engagiert sich in den örtlichen Vereinen, ob Freiwillige Feuerwehr, im Vorstand des Fränkische-Schweiz-Vereins oder auch im FCN-Fanclub Höhhans’n Gräfenberg. „Die Bürgermeisterschaft ist eines der Ämter, in denen man viel gestalten kann – und definitiv eine Herausforderung.“ Die aktuelle Corona-Krise gehöre dabei sicher zu den seit Jahrzehnten größten. Von ihrer Entwicklung hänge auch die Tagespolitik der folgenden Wochen und Monate ab.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Kunzmann diesbezüglich auf Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt pocht. Denn diese spielen auch im Vereinsleben und beim Ehrenamt die alles überragende Rolle – zwei Themen, die ganz oben auf seiner künftigen Agenda als neues Stadtoberhaupt stehen: „Das ehrenamtliche Engagement möchten ich durch eine Vereinsförderung auf einer finanziellen wie persönlichen honorieren.“

In die kommenden Jahrzehnte gedacht und mit Blick auf den demografischen Wandel, will Kunzmann neue Konzepte anbieten, „altersgerechtes Wohnen möglich machen. Also wie Leute im Alter möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung leben können“.
Ralf Kunzmann ist bereit für diese Herausforderungen, ist bereit, sich „für das Wohl Gräfenbergs und all seiner Ortsteile“ einzusetzen – „nicht nur für die heutigen, sondern auch für zukünftige Generationen“.