Folgen der Krise

Fürth: Neue Corona-Hilfen für Schüler bitter nötig

17.7.2021, 15:51 Uhr

Antriebsschwäche, Frust, Bewegungsmangel: Die Schulschließungen trafen manche Schüler besonders hart. Bürgermeister Markus Braun meint, dass viele von ihnen einen weiteren Lockdown nicht verkraften würden.   © imago images/CHROMORANGE

Die Corona-Krise hat bislang für Hunderte Schülerinnen und Schüler in Fürth verheerende Folgen gehabt: Während der Schulschließungen häuften sie Lerndefizite an und wurden in ihrer sozialen Entwicklung beeinträchtigt. Die Stadt plant nun, mit einem kommunalen Soforthilfeprogramm gegenzusteuern.

Schon im Frühjahr diskutierte der Schulausschuss über die Folgen der Corona-Krise, die vor allem bei leistungsschwachen Schülern gravierend sind, bei Kindern aus bildungsfernen Familien oder auch Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Fachleute gingen davon aus, dass während der beiden Lockdowns jeweils rund 600 Schülerinnen und Schüler in Fürth überhaupt nicht mehr erreicht wurden.

"Mit unseren Kindern ist etwas passiert"

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Wären die Bildungseinrichtungen nicht Monate, sondern nur wenige Wochen geschlossen gewesen, hätte sich der Schaden in Grenzen gehalten. So aber war schon im Frühjahr klar, dass gehandelt werden muss. „Mit unseren Kindern ist während der beiden Lockdowns etwas passiert“, sagte Bürgermeister Markus jüngst im Schulausschuss und nannte Beispiele, die deutlich machen, dass es nicht nur darum geht, Wissensdefizite auszugleichen. Denn obendrein bewegten sich viele Schüler im Alltag kaum noch, entwickelten Antriebsschwächen oder begannen, unter psychischen Störungen zu leiden.



„Die Probleme sind akut“, betonte auch Bildungsbüro-Leiter Veit Bronnenmeyer – insbesondere vor dem Hintergrund, dass zwar nicht-kommunale Förderprogramme für Schülerinnen und Schüler aufgelegt werden sollen, etwa das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“, vieles aber noch nicht konkret ist. „Wir können es uns nicht leisten zu warten.“

Also sollen in Fürth nun jene Vorschläge umgesetzt werden, die in den vergangenen Monaten von der eigens dafür gebildeten, interdisziplinären ABC-Kommission erarbeitet wurden – wobei „ABC“ die Abkürzung ist für „Abbau von Bildungsungleichheiten nach Corona-Maßnahmen“.

Die Kommission identifizierte zunächst Felder, in denen besonders großer Handlungsbedarf besteht: Viele Kinder und Jugendliche müssen in ihrer soziale Kompetenz gefördert werden, benötigen Hilfe im Umgang mit Medien, ebenso Beratung in Übergangssituationen, beispielsweise von der Schule in den Beruf. Aber es muss sich auch um Fälle gekümmert werden, in denen Erziehende überfordert waren und Kinder zum Teil verwahrlosten.

Um diese Problemlagen zu beheben, entwickelte die Kommission ein Gesamtkonzept mit Maßnahmen in der allgemeinen Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit an Schulen oder auch der Erziehungsberatung. Gefördert werden unter anderem digitale Bildung, Bewegungsangebote oder auch Erlebnispädagogik.

Weiterer Lockdown kaum zu verkraften

Bei den Stadträten im Schulausschuss kam das Konzept jedenfalls an. CSU-Rätin Birgit Bayer-Tersch beispielsweise sprach von „guten Maßnahmen“. Und Philipp Steffen von den Grünen meinte, das von der Kommission ausgearbeitete Soforthilfeprogramm sei „sinnvoll und notwendig“.

Entsprechend stimmte der Schulausschuss einstimmig dafür, die Maßnahmen umzusetzen, für die im aktuellen Jahr zusätzlich 93.500 Euro an Mitteln zu bewilligen wären. Noch im Juli werden der Jugendhilfeausschuss und der Finanzausschuss darüber beraten.



Ob die Maßnahmen tatsächlich ausreichen, wird sich wohl erst im Winter entscheiden, wenn feststeht, ob es abermals zu Schulschließungen kommen wird. Wobei für Bürgermeister Markus Braun schon heute klar ist: „Einen nochmaligen Lockdown vertragen unsere Kinder und Jugendlichen nicht mehr.“ Die ersten beiden Treffer (Lockdowns) seien schon schwer genug gewesen.