Hitze in der Region: Große Katastrophe ist ausgeblieben

9.9.2018, 10:00 Uhr

Die Regenfälle der vergangenen Tage hätten bei Weitem nicht ausgereicht, um den nach der Hitzewelle völlig ausgetrockneten Böden genug Wasser zuzuführen, weiß Köninger. Viele landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Fürth hätten deshalb Probleme. Die Situation sei aber gleichwohl nicht so dramatisch, dass Landwirte in ihrer Existenz bedroht seien.

Hauptfutterträger werde der in der Vergangenheit nicht ganz unumstrittene Silomais sein, der noch einigermaßen belastbare Erträge hatte. Der Grünlandertrag liegt dagegen bei manchen Betrieben im Landkreis bei höchstens 50 Prozent des Vorjahres.

Was bedeutet, dass die Futtervorräte zwar mit etwas Glück über den Winter ausreichen werden, man aber "auf jeden Fall mit Futtermittel-Defizit ins nächste Jahr geht", wie Peter Köninger ausführt. Selbst beim Mais hat die übermäßige Hitze der letzten Monate für fühlbare Einbrüche gesorgt: "Wer sehr früh im Jahr gesät hat, kam noch halbwegs zu einem vernünftigen Ertrag", erläutert der BBV-Obmann. War die Aussaat aus bestimmten Gründen auf einen späteren Zeitpunkt terminiert, gerieten die Ergebnisse "enttäuschend bis zur Nicht-mehr-Erntefähigkeit", wie es Köninger formuliert.

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Ressourcen in Oberbayern

In Oberbayern fiel die Trockenheit nicht ganz so heftig aus, weshalb aus den Gebieten jenseits der Donau — zum Beispiel über die Futtermittelbörse des Bayerischen Bauernverbandes — notfalls auch Ressourcen in die von der Hitze stärker betroffenen Gebiete geschafft werden können. "Das ist allerdings erfahrungsgemäß mit hohen Transportkosten verbunden", dämpft Peter Köninger verfrühte Euphorie.

Dennoch: Während Landwirte in Oberfranken bereits über Notschlachtungen oder zumindest über Verkäufe von Teilbeständen ihres Milchviehs nachdenken, ist Peter Köninger im Landkreis Fürth bis dato niemand bekannt, der derartig in Schwierigkeiten wäre.

Als Milchviehhalter kann Köningers Stellvertreter Günther Engelhardt diese Einschätzung bestätigen. Üblicherweise baut man in "normalen" Jahren, in denen der Ertrag der Felder und Wiesen nicht unter überproportional starker Trockenheit leidet, Futtervorräte auf, die dann sukzessive wieder aufgebraucht werden.

Lieber kein Geld als kein Futter

"Wer jetzt in Schwierigkeiten gerät, hat möglicherweise vorher nicht richtig gewirtschaftet", sagt Günther Engelhardt. Er bringe schon seinen Lehrlingen bei, dass es schlimmer sei, kein Futter zu haben als kein Geld. Wer zum Futternachkauf gezwungen sei, kaufe teuer. Zudem sei nicht nur der Preis höher, auch über die Qualität des Angebotes lasse sich streiten.

Bei Jungtieren kann man mit Heu und Stroh zufüttern, muss sich aber im Klaren sein, dass dieses Futter nicht sonderlich energiereich ist. Was sich bei Milchvieh auf den Ertrag auswirkt. Zwischen 160 und 170 Stück Vieh besitzt Engelhardt, davon rund 70 Milchkühe.

Verärgert ist Engelhardt über die realitätsfernen Greening- bzw. Zwischenfrucht-Vorgaben der EU, deren Umsetzung während der Hitzewelle praktisch nicht möglich war. Gerade Feinsämereien seien zwar angegangen, weil es auf die frische Saat regnete. Als wenig später die Trockenperiode anfing, gingen die Pflänzchen praktisch alle ein. "Das kostet sinnlos Geld und Arbeitsaufwand, da könnte man sich von der Politik erwarten, dass solche Vorgaben ausgesetzt werden", moniert Engelhardt.

Keine Angst vor dem Winter

Vor dem Winter hat er jedenfalls keine Angst: "Wir haben etlichen Vorrat an Futter vor uns hergeschoben, das war auch im noch heißeren Sommer 2003 so, und müssen daher auch nicht zukaufen."

Dennoch: Gerade die Wiesen im Kreis sind im wahrsten Sinne des Wortes wüst und leer: "Sie sind ausgebrannt, es stehen nur noch ein paar Halme von grobstängeligen Kräutern, aber Gras ist keines mehr nachgewachsen. Und die Böden sind so hart gedörrt, dass man mit dem Pflug nicht einmal mehr hineinkommt. Viel Regen ist auch für die nächsten Tage nicht im Angebot.