Ansteckungsrisiko

Geringe Corona-Gefahr: Nürnberger SPD fordert mehr Anreize für ÖPNV

12.6.2021, 11:44 Uhr

Während der dritten Corona-Welle nutzten sehr viel weniger Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel als vorher. Das soll sich nun ändern. Imagekampagnen könnten helfen, Busse und Bahnen wieder attraktiv zu machen, sagt die SPD. © Hans-Joachim Winckler, NN

Mit diesem Ergebnis konnte man nicht auf Anhieb rechnen: Wer regelmäßig Busse und Bahnen nutzt, ist im Vergleich zur Fahrt mit dem eigenen Wagen keinem höheren Risiko ausgesetzt, an Covid-19 zu erkranken. Das ist das Ergebnis einer bisher einzigartigen Untersuchung einer unabhängigen Forschergruppe im Auftrag der Bundesländer und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen.

Über fünf Wochen lang hatte die Research Organisation der Berliner Charité (CRO) genau 681 Freiwillige im Alter zwischen 16 und 65 Jahren im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes begleitet. Die Probanden wurden mehrfach getestet, auch auf eine bereits überstandene Infektion hin, und medizinisch untersucht. Die eine Hälfte nutzte öffentliche Verkehrsmittel, die andere war mit eigenen Fahrzeugen unterwegs.

Es gebe keinen Unterschied im Hinblick auf ein mögliches erhöhtes Infektionsrisiko bei der Benutzung des ÖPNV im Vergleich mit dem Individualverkehr, heißt es in der CRO-Studie, die auch von Bayern mitfinanziert wurde. Voraussetzung war natürlich die Einhaltung der geltenden Hygiene-Regeln in den Öffentlichen, wie Mindestabstand und Maskentragen.

Werbung
Werbung



Die Forschergruppe der Berliner Charité gilt als weltweit führender Anbieter unabhängiger Studien. Deren aktuelle Expertise würde dem öffentlichen Nahverkehr die Chance bieten, "aus der Krise auszubrechen", heißt es jetzt bei der SPD-Stadtratsfraktion.

Mit dem Smartphone den eigenen Fahrplan gestalten. Neue digitale Angebote sollen den ÖPNV wieder attraktiv machen, fordern Kommunalpolitiker. © Hauke-Christian Dittrich, dpa

Vorsitzender Thorsten Brehm und die Verkehrsexperten Nasser Ahmed und Yasemin Yilmaz in der SPD beantragten deshalb bei Oberbürgermeister Marcus König (CSU) einen Bericht der städtischen VAG, der aufzeigt, mit welchen Folgen der Pandemie der ÖPNV auch in Nürnberg zu rechnen hat.

Wird das Homeoffice berücksichtigt?

Vor allem wollen die Sozialdemokraten wissen, ob die VAG "tarifliche Antworten" auf den Trend zum Home-Office bei ihren Abo-Angeboten erwägt. Wer nur drei Mal die Woche an seinen Arbeitsplatz pendeln müsse und zwei Tage von zu Hause aus arbeiten könne, der müsse derzeit trotzdem ein Abonnement für fünf Tage bezahlen, sagt Stadtrat Nasser Ahmed. Das rentiere sich für viele Bürgerinnen und Bürger nicht. Sie müsse man aber wieder als Fahrgäste zurückgewinnen.

Dies werde nicht einfach, räumte Ahmed ein, zumal viele Abos je nach Ausgestaltung im Zusammenspiel mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg angeboten werden. "Aber irgendwann müssen wir darüber reden", befand er.

Auch könne möglicherweise eine Imagekampagne in Nürnberg auf Grundlage der Charité-Studie helfen, Menschen zu motivieren, wieder verstärkt auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Sie könne ihnen die Angst vor einem höheren Ansteckungsrisiko nehmen. Die VAG soll zudem die Frage beantworten, ob ihre Angebote "die Lebensrealität der Nutzer und Nutzerinnen noch treffen und noch immer attraktiv sind", heißt es in dem Schreiben an den Oberbürgermeister.

Der SPD schwebt vor, ein modernes Anrufsammeltaxi zu installieren, dass mittels einer App außerhalb der Hauptverkehrszeiten gebucht werden kann. Auch die bisherigen Haltestellen müssten vielleicht überdacht werden. Denn der ÖPNV "als Rückgrat der urbanen Fortbewegung" müsse unbedingt erhalten werden.