Kommentar: Beim Testen an Schulen ist noch Luft nach oben

10.4.2021, 06:00 Uhr

Während die Politik Selbsttests als Mittel der Wahl benennt, sieht man sich in der Praxis damit mit Problemen konfrontiert – und das zurecht. Man stelle sich eine vierte Klasse vor, in der selbst im Wechselunterricht noch 15 Kinder sitzen und eine Lehrkraft, die dafür sorgen soll, dass alle Kinder brav und ordnungsgemäß Tests selbstständig durchführen, deren Anleitung selbst ein Erwachsener zweimal lesen muss, um zu verstehen, was zu tun ist. Sicher, nach dem dritten Mal mag hier Routine einkehren, trotzdem ist diese Art des Testens eine Geduldsprobe für Lehrer und eine dauerhaft unschöne Situation für Kinder.


Werbung
Werbung


Externe Testräume außerhalb der Klassenzimmer sind deshalb nicht zu Unrecht eine Forderung von Eltern und Lehrern, um die Situation für alle einfacher zu machen. In Nürnberg waren sogenannten Teststraßen bereits angedacht, dass daran nicht festgehalten wird, ist deshalb umso unbegreiflicher.

Österreich leidet nicht wie wir an Lehrermangel

Und wenn sich der Kultusminister in Sachen Selbsttests auf die guten Erfahrungen damit in Österreich beruft, so muss er schon auch dazu sagen, dass die Österreicher erstens eine weitaus größere Bandbreite an Selbsttests und Lösungen anbieten, gegen die sich die hiesige Politik bislang ausspricht, etwa jene Teststraßen in Grundschulen, die es Eltern ermöglichen, ihre Kinder beim Test zumindest zu begleiten.



Und zweitens, dass unsere Nachbarn nicht unter einem derart eklatanten Lehrermangel leiden, der in unseren Schulen am Ende zu dem Problem führt, dass ein Kind mit einem positiven Testergebnis allein im dunklen Kämmerlein darauf warten muss, von seinen Eltern abgeholt zu werden. Der Klassenlehrer der vierten Klasse kann die Betreuung sicher nicht übernehmen, er hat ja noch 14 negativ getestete Schüler in seinem Klassenzimmer sitzen.