Verkommt der Nürnberger Tiergarten zu einer Grünanlage?

5.2.2014, 06:00 Uhr

Klaus Denk steht vor dem Eingang des Tiergartens, aber eine Eintrittskarte kauft er sich nicht. Im Sommer war er mit seinen zwei Enkeln am Schmausenbuck. „Doch denen war das viel zu langweilig.“ Den Opa wundert das nicht: „Ein paar alte Hirsche sind nicht genug.“ Den Kindern, sechs und sieben Jahre alt, hätte er gerne Elefanten gezeigt. „Aber die sind ja weg.“

Seit 2008 gibt es in Nürnberg keine Elefanten mehr. Ob jemals neue kommen, ist ungewiss. Momentan jedenfalls sind die Umbaumaßnahmen für das Gehege zu teuer. Aber ein Zoo ohne Elefanten? „Ist kein Zoo“, sagt Denk. „Unser Tiergarten wird zu einer Grünparkanlage umfunktioniert.“ Da gehe er lieber im Wald spazieren. „Das kostet nichts.“

Nina Prätzel sieht das anders. „Es geht doch nicht darum, Kindern Tiere für lau zu präsentieren.“ Vielmehr müsse den Besuchern klargemacht werden, dass der Eintritt nicht einmal die Betriebskosten deckt. Früher hat Prätzel selbst einmal in einem Zoo gearbeitet. „Ich weiß also, wie viel Kosten dahinterstecken.“

„Wenn es den Kindern zu langweilig ist, sind deren Begleiter selbst schuld.“ Die 31-Jährige kommt aus Münster und besucht den Nürnberger Tiergarten zum ersten Mal. Sie findet das weitläufige Gelände schön. „Wenn der Gorilla schläft, muss man ein zweites Mal vorbeischauen. Er steht schon wieder auf“, sagt Prätzel.

„Tiere sind Tiere, kein Kino“

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Auch Andrej Schiebla ist zu Besuch in Nürnberg - allerdings nicht zum ersten Mal. „Immer wenn wir in der Gegend sind, kommen wir in den Tiergarten“, sagt der zweifache Vater. Zu teuer findet er es nicht. „Der Preis ist doch vergleichbar mit anderen Zoos.“ Schiebla wohnt in der Nähe von Berlin, hat also in seiner Umgebung gleich zwei Zoos zur Auswahl. „Wir gehen immer lieber in den Tiergarten.“ Dass es in Nürnberg keine Elefanten gibt, findet der 37-Jährige hingegen traurig. „Die gehören dazu.“ Dafür freut er sich über die Delfine. „Die möchte ich meinen Kindern zeigen.“ Die Kritik, dass sich die Tiere in ihren Gehegen verstecken und deshalb nie zu sehen sind, versteht er nicht: „Tiere sind Tiere, kein Kino.“

Auch andere Besucher im Tiergarten teilen Schieblas Meinung. Das Argument, Dickhäuter erst wieder an den Schmausenbuck zu holen, wenn eine artgerechte Haltung möglich ist, befürworten fast alle. „Natürlich ziehen Elefanten die Besucher magisch an. Aber wenn drei davon in einem kleinen Gehege stehen, bringt es doch auch nichts“, sagt etwa Martina Lennert. Sie ärgert sich auch über die Kritik an den vermeintlich zu hohen Eintrittspreisen: „Im Kino zahle ich auch zehn Euro und bekomme dafür nur einen zweistündigen Film.“

„Und ist es nicht auch schön, Tiere zu suchen?“, fragt Ulrike Reich-Zmarsly. Die 59-Jährige ist regelmäßig im Tiergarten. „Man braucht nur genug Geduld, dann entdeckt man immer wieder etwas anderes.“

Was man alles in Nürnberg zu sehen bekommt, darüber staunt die Freiburgerin Corinna Hänsel. Sie war schon in vielen verschiedenen Zoos in Europa. Nürnberg hat sie trotzdem überrascht: „Wo sonst gibt es schon Manatis?“