Am Feiertag geöffnet

Weihnachtlicher Einkaufswahnsinn: Wieder lange Schlangen bei Lidl im Nürnberger Hauptbahnhof

26.12.2022, 14:34 Uhr

Alle Jahre wieder: Am 2. Weihnachtsfeiertag ist die Lidl-Filiale im Nürnberger Hauptbahnhof sehr gut besucht. © VNP/NN, NNZ

"Na, fei wergli ned!", brummelt eine ältere Dame, die die kaputte Rolltreppe in der Westhalle des Hauptbahnhofs hinabstiefelt und bei der Sicht auf die Lidl-Filiale im Untergeschoss stehen bleibt. Sie habe einen Becher Schlagsahne für den nachmittäglichen Verwandtenbesuch besorgen wollen. "Etz müssen‘s den Koung halt droggen essen, des werden‘s scho überleben. Aber in die Schlange stell‘ ich mich ned nei", sagt die Frau auf die Frage der Reporterin, ob sie wohl gerade beim Lidl einkaufen wollte.

Alle Jahre wieder bietet sich an den Weihnachtsfeiertagen im Untergeschoss des Nürnberger Hauptbahnhofs das gleiche Bild: Der Discounter ist extrem gut frequentiert, die Kundinnen und Kunden stehen dicht gedrängt in den Gängen vor den Kassen. Masken tragen nur ganz vereinzelt Menschen. Ein Sicherheitsdienst hat Flächen vor dem Geschäft mit rot-weißem Flatterband abgesperrt und zeigt Präsenz. In den Jahren zuvor musste schon mal ein Einlassstopp verhängt werden.

So schlimm ist es Montagvormittag nicht. Alle Kassen sind geöffnet, die Kassiererinnen und Kassierer scannen die Ware routiniert und zügig. "Es ging überraschend schnell", findet Barbara. Die Studentin kommt gerade von Weihnachtsbesuch bei ihrer Familie in Niederbayern und muss weiter nach Erlangen. Den Zwischenstopp in Nürnberg hat sie genutzt, um den vermutlich leeren Kühlschrank ihrer Wohngemeinschaft notdürftig zu füllen: Ein Päckchen Toastbrot, Margarine, Käsescheiben und ein Liter Milch wandern in ihre Einkaufstasche. "Das sollte für das Frühstück morgen reichen", sagt sie und eilt weiter, um ihren Zug zu bekommen.

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Keine Eile hat Wolfgang. Er kommt aus China, genauer aus Guangzhou, einer großen Stadt im Perlflussdelta, wie er in akzentfreiem Deutsch berichtet. Seine Eltern seien Liebhaber deutscher Literatur, er sei nach Goethe benannt worden und habe in China eine deutsche Schule besucht, so der studierte Mathematiker, der in Frankfurt bei einer Bank arbeitet.

Über die Feiertage ist er mit asiatisch-stämmigen Bekannten aus der Main-Metropole auf Nordbayern-Rundreise: Bamberg, Coburg und eben Nürnberg hätten sie sich schon angesehen, alles sehr schön und sehr weihnachtlich, lobt Wolfgang, der am Bahnhof Lebkuchen und andere Nürnberger Spezialitäten erstehen möchte. Am Nachmittag fährt die Clique dann per Bahn weiter nach Regensburg. "Wegen Corona konnten wir schon lange nicht mehr nach Hause fliegen. Ich habe meine Eltern schon über zwei Jahre nicht mehr gesehen", berichtet der 32-Jährige und hofft auf eine baldige Entspannung der Lage.