Möderisches Glamour-Leben

"House of Gucci": Lady Gaga brilliert in dem Epos über das italienische Modehaus

2.12.2021, 10:34 Uhr

Hier ist keinem zu trauen: Paolo Gucci (Jared Leto), Jenny Gucci (Florence Andrews), Maurizio Gucci (Adam Driver), Patrizia (Lady Gaga) und Aldo Gucci (Al Pacino). © Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc./Universal

Das Publikum darf sich auf einen maximal glamourös inszenierten Film freuen mit einem starken Ensemble, prächtigen Kostümen und einem atemberaubenden Plot – der auf wahren Geschehnissen um den Gucci-Clan in den 1970er bis 1990er Jahren beruht und ins Innere einer Modedynastie blickt, deren Mitglieder sich gegenseitig verraten und hintergehen.

Lady Gaga in der Rolle ihres Lebens

Lady Gaga spielt in "House of Gucci" vielleicht die Rolle ihres Lebens. Sie verkörpert Patrizia Reggiani, die langjährige Partnerin des Modehaus-Erben Maurizio Gucci (1948-1995) – eine energische Frau, deren Leidenschaft irgendwann in Manie kippt. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Maurizio beginnt vielversprechend und endet katastrophal.

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Gegen den Willen seines Vaters heiratet der schüchterne Gucci-Erbe 1972 Patrizia, arbeitet eine Zeit lang im Betrieb ihres Vaters mit. Eigentlich will Maurizio – grandios spröde verkörpert von Adam Driver – mit dem Modehaus seiner Familie nichts zu tun haben. Als "Bullshit" bezeichnet er deren glamouröses Gehabe. Aber Patrizia sieht das anders. Angezogen vom Erfolg spinnt sie Intrigen, um die Macht des Paares im Familiengeschäft auszubauen. Ihr Plan geht auf, Maurizio ist irgendwann tief in die Geschäfte des Modehauses verwickelt, verscherzt es sich mal mit seinem Onkel Aldo (Al Pacino), mal mit seinem Cousin Paolo (nicht wiederzuerkennen: Jared Leto).

Zu Patrizias Unglück hat Maurizio irgendwann genug von ihrer Ehe. Er reist in die Schweiz (auch, um Ermittlungen wegen einer mutmaßlichen Urkundenfälschung zu entgehen) und bandelt dort mit einer früheren Freundin an. Das Drama nimmt seinen Lauf. Involviert ist nun auch eine kriminelle Wahrsagerin, verkörpert von Salma Hayek.

Die Schauspieler agieren durchweg in Top-Form. Auch Gaga überzeugt auf ganzer Länge: Das Überkandidelte ihrer Figur passt zu der Rolle, die sie als Popstar verkörpert. Eine Show für sich sind die Kostüme. Alte Männer in maßgeschneiderten Nadelstreifenanzügen und mit gepunkteten Seidenkrawatten, Patrizia in sagenhaften Vintage-Designs, behangen mit Unmengen an Schmuck.

Schneider und fünf Näherinnen

Die als Stefani Germanotta geborene Sängerin habe erklärt, sie wollte aussehen wie ihre italienische Mutter in dieser Zeit, sagte Kostümdesignerin Janty Vates. Man habe sich am Gucci-Archiv in Florenz bedient, aber auch an Gagas eigenem Kleiderschrank, Vintage-Dealern und anderen Designern. Zudem kümmerten sich ein Schneider und fünf Näherinnen um eigene Looks für sie.

Zum glamourösen Feeling trägt auch der großartige Soundtrack aus italienischen Chansons, Operetten und Hits der 70er und 80er Jahre bei. Und natürlich erweist sich Regisseur Ridley Scott einmal mehr als Meister seines Fachs: Kameras fliegen über luxuriöse Anwesen, auch sonst ist die Choreografie rasant und setzt wichtige Momente besonders stark in Szene. So auch am Schluss, wenn Patrizia eine folgenreiche Entscheidung getroffen hat, die das Leben des Gucci-Clans für immer verändern wird: Die Kamera richtet zuerst den Blick auf sie, die mit aufgerissenen Augen in der Badewanne untertaucht und starr unter Wasser bleibt. Dann der Schnitt zu Maurizio, der lächelnd durch die Straßen Mailands radelt – nicht ahnend, was ihm gleich geschieht. (158 Min.)