Die Hofer Filmtage finden erstmals ohne Gründer statt

25.10.2016, 12:00 Uhr

Bereits zum 50. Mal finden in Hof die Internationalen Filmtage statt. © dpa

Badewitz, bis zum Schluss leidenschaftlich engagiert für das Festival, das er 1967 gemeinsam mit Uwe Brandner und Werner Weinelt in seiner Heimatstadt Hof gegründet hatte, war im März mit 74 Jahren völlig überraschend gestorben. An sein Lebenswerk soll künftig der mit 5000 Euro dotierte Preis für junge Regietalente erinnern, der in diesem Jahr erstmals verliehen wird. "Heinz Badewitz lagen die jungen Regisseure immer besonders am Herzen. Mit dem Preis wollen wir aber auch ein Zeichen setzen, dass die Filmtage weitergehen und wir sie im Sinne von Heinz in eine neue Ära führen wollen", erklärte der kommissarische Vorstand des Festivals, Andreas Walter.

Für die Filmauswahl der Jubiläumsausgabe, die vom 25. bis 30. Oktober stattfindet, ist nun ein dreiköpfiges Kuratorenteam eingesprungen. Linda Söffker, Leiterin der Berlinale-Sektion "Perspektive Deutsches Kino", Thorsten Schaumann von Sky Deutschland und Alfred Holighaus, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (Spio), sind langjährige Wegbegleiter der Filmtage. "Alle, die mit dem Festival verbunden sind, werden Heinz vermissen und sicher melancholisch werden. Aber es wird keine sechstägige Trauerfeier", sagt Holighaus.

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Klar ist für ihn: Die Filmtage sollen die wichtigste Plattform für den deutschen Film bleiben.

"Das Festival wird sich jedoch kräftig durchschütteln müssen. Das bedeutet nicht, dass sich viel ändern muss, aber zum Konzept gehörte auch die Persönlichkeit Heinz Badewitz. Und wenn es die nicht mehr gibt, muss man sich etwas Neues einfallen lassen, eine neue Attraktion." Notwendig sei das auch angesichts der zahlreichen Konkurrenz-Festivals, die es inzwischen in vielen deutschen Städten gibt.

Die 50. Filmtage jedenfalls atmen noch ganz den "Spirit von Heinz Badewitz" (so Pressesprecherin Ana Radica) – mit internationalen Highlights und starker deutscher Präsenz. Dass neben den jungen Filmemachern auch renommierte Regisseure wie Dominik Graf oder Wim Wenders hier ihre neuen Filme zeigen, zeugt von der großen Verbundenheit mit dem Festival und seinem verstorbenen Leiter.

Abgründige Komödie

In schöner Badewitz-Tradition, die eigenen Entdeckungen zu pflegen, steht auch der Eröffnungsfilm:

Mit "Die Blumen von Gestern" mit Lars Eidinger und Hannah Herzsprung eröffnen die 50. Hofer Filmtage. © Foto: Four Minutes Filmproduktion

Chris Kraus, bereits zum dritten Mal in Hof zu Gast, zeigt zum Auftakt seine abgründige romantische Komödie "Die Blumen von Gestern". Lars Eidinger spielt darin einen deutschen Holocaust-Forscher, der schwer mit seiner Herkunft als Nachfahre prominenter NS-Täter hadert und dessen unkonventionelle Assistentin ihn vor zusätzliche Herausforderungen stellt.

Insgesamt 123 Lang- und Kurzfilme umfasst das pralle Programm, darunter 55 neue deutsche Produktionen sowie Filme aus Frankreich, Österreich, der Schweiz, Großbritannien, Italien, den USA, Kanada und Japan.