Handy und Husten: Das nervt bei Konzerten am meisten

30.8.2016, 09:02 Uhr

Bei Konzerten nervt Tuscheln und das Rascheln von Bonbonpapier. Wenn Bühnenkünstler (hier Yusif Eyvazov und Anna Netrebko bei einem Auftritt in Hamburg) ihr Bestes geben, sollte das Publikum einfach nur zuhören. © dpa

Laut der „concerti Klassikstudie 2016“ wird das Handyklingeln während eines klassischen Konzertes ganz klar als Störfaktor Nummer eins angegeben, gefolgt von Flüstern und Tuscheln, Knistern und Rascheln, zu spätem Kommen und vorzeitigem Gehen von anderen, Husten und Hüsteln, zu frühem Klatschen sowie zu intensivem Parfüm.

Diese Phänomene kommen wohl jedem Kulturbeflissenen schmerzlich bekannt vor. Doch wie reagieren Schauspieler, Musiker, Dirigenten, Indentanten und alle anderen Kulturschaffenden darauf?

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Selina Bock, Leiterin der Neuen Bühne Nürnberg, hat schon spezielle Erfahrungen mit einigen Besuchern ihrer Aufführungen gemacht: „Das Handy eines Herrn, der eine Vorstellung der Neuen Bühne besuchte, klingelte wirklich laut mitten in der Aufführung. Das Gespräch schien wichtig gewesen zu sein, deswegen ging er ins Foyer, um zu telefonieren“, erzählt sie. Allerdings war der Vorraum nur mit einem schweren Vorhang vom Saal abgetrennt, so dass man jedes Wort des Gesprächs mitverfolgen konnte. Dem Störenfried sei das nicht bewusst gewesen, er redete munter weiter drauf los. Nach der Vorstellung wurde er dann ganz gezielt darauf angesprochen — im Nachhinein sei es ihm richtig peinlich gewesen.

Bock hat auch Menschen erlebt, die sich über die Eintrittspreise verschiedener kultureller Veranstaltungen echauffiert haben, „da fehlt manchmal vielleicht die Wertschätzung, aber wir freuen uns ja über zahlreichen Besuch, am Rascheln und Husten störe ich mich nicht wirklich, das ist einfach menschlich“.

Auch bei klassischen Konzerten sind Störgeräusche und Störenfriede bekannt. Volker Hiemeyer, Zweiter Kapellmeister am Staatstheater Nürnberg, empfindet einen gewissen Geräuschpegel während einer Aufführung aber sogar als angenehm: „Es ist schön, wenn man als Dirigent oder Musiker das Publikum hören kann, auch lautes Lachen ist für mich kein Problem, das ist eher ein gutes Feedback der Zuschauer an mich“. Auch vom Rascheln von Bonbonpapieren und Ähnlichem fühle er sich nicht gestört, es sei eher sympathisch, wenn man sich im Orchestergraben eine ältere Dame vorstelle, die ausgerechnet an einer leisen Stelle ihr Bonbon auswickelt. „Die Musiker und ich können darüber meistens schmunzeln. Handyklingeln und ,Buh-Rufe‘ empfinde ich allerdings als störend und vor allem als unhöflich“, sagt er.

Anders als Volker Hiemeyer sieht Verena Kögler, Pressesprecherin des Staatstheaters Nürnberg, zumindest die „Bonbon-Frage“: „Das Papierrascheln ist schon ein gewisser Störfaktor, wenn ich ein Bonbon brauche, dann sollte ich es zumindest möglichst schnell und geräuschlos auspacken.“

Lutschpastillen und Lärm sind aber nur ein sehr keines Übel. Ab und zu geraten Opernbesucher auch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten aneinander: „Es kam schon zu kleineren Handgreiflichkeiten zwischen zwei Zuschauern, die einfach nicht einer Meinung über die Inszenierung waren“, erzählt Verena Kögler, das bleibe zum Glück aber eher ein Ausnahmefall. „Wir freuen uns ja darüber, wenn unsere Produktionen verschiedene Ansichten und Denkanstöße hervorbringen können“, so die Pressesprecherin.