Neujahrs-Special ohne Skript: Der Impro-"Tatort" im Check

31.12.2019, 16:32 Uhr

Größen wie Ben Becker (links) und Nicholas Ofczarek wirken in diesem außergewöhnlichen Neujahrs-"Tatort" mit, in dem die Akteure keine einstudierten Dialoge von sich geben, sondern frei improvisieren. © © WDR/Tom Trambow

Um was geht's? Eine beispiellose Mordserie hält Nordrhein-Westfalen in Atem, bei der bereits vier Kommissare unterschiedlicher Dienststellen ihr Leben lassen mussten. Die Polizei gerät langsam etwas unter Zugzwang. Denn noch immer verfolgt sie keine heiße Spur.

Was passiert dann? Um die Ermittlungen endlich in Gang zu bringen, werden sieben Beamte, die alle mit den Ermordeten in Verbindung standen, in ein leerstehendes Tagungshotel eingeladen. Dort sollen zwei erfahrene Coaches aus den sehr unterschiedlichen Kommissaren aus verschiedenen Städten des Landes ein "High Performance"-Team formen, welches dann, so die Hoffnung des Polizeipräsidenten, bald erste Fahndungserfolge vorweisen kann.

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Und jetzt? Die Krisenberater Martin (Bjarne Mädel) und Christoph Scholz (Charly Hübner) initiieren mehrere Kennenlernrunden. So können sie in den Biographien der Kommissare blättern, ihre positiven wie negativen Seiten erkennen und dadurch letztendlich herausfiltern, wer sich für das Team eignet und wer nicht.

Die Geschichte hinter der Geschichte: Jan Georg Schütte ist ein Spezialist für Filme ohne Drehbuch. Während die meisten seiner Kollegen auf ein festes Konzept zurückgreifen, arbeitet Schütte nur mit einem groben Spielplan. Der Rest ergibt sich aus dem Moment, ist sozusagen Teamsache.

Die Zahlen des Films: An den zwei Drehtagen waren 36 Kameras im Einsatz. Dabei kamen fünfeinhalb Stunden Material zusammen, welches die Cutting-Assistenten fünf Wochen lang sichteten und sortierten. Im Anschluss daran ging es an die über fünf Monate dauernde Postproduktion. Cutter, Regisseur und Produzenten fertigten aus dem gesichteten und sortierten Material zunächst einen Rohschnitt an und später schließlich die finale Version.

Der Auftritt des Films: Nordrhein-Westfalens Landesvater Armin Laschet brilliert in einer kleinen Gastrolle. Der Politiker spielt sich selbst und schwört in seinem etwa zweiminütigen Auftritt die sieben Kommissare aufeinander ein.

Der Schauplatz des Films: Der Film spielt sich im Waldhotel Grunge in Kaldauen ab. Die Siegburger Unterkunft, die über 65 Zimmer mit Dusche und Bad, ein Restaurant, Tagungsräume und eine große Küche verfügt, steht seit 2003 leer, nachdem die Eigentümer ein Jahr zuvor Insolvenz anmelden mussten.

Unser Fazit: Nach den Fällen aus Ludwigshafen ist "Das Team" der dritte "Tatort", der voll und ganz auf die Spontaneität seiner Akteure vertraut. Im Gegensatz zu den pfälzischen Episoden kann Schüttes skriptfreier Film aber überzeugen. Denn den Beteiligten merkt man ihr Können und ihre Lust am freien Spiel in jeder Szene an. Becker, Ofczarek & Co werfen sich die Bälle zu, dass es eine wahre Freude ist, ihnen dabei zuzusehen. Ein besonderer und sehr gelungener "Tatort". Eins minus.