Pop-Duo "Boy" begeistert im Nürnberger Serenadenhof

2.9.2016, 12:19 Uhr

Frauen-Power im Nürnberger Serenadenhof: "Boy" zeigten ihre Leichtigkeit und Klasse. © Roland Fengler

Zuvor musste allerdings die kalifornische Songpoetin Margaret Glaspy mit ihrem Trio gegen die respektlose Geräuschkulisse des jugendlichen Publikums ankämpfen, das lauthals miteinander quatschte wie in einem Schulhof. Schade um die bluesgefärbten, etwas kratzbürstigen Glaspy-Songs. Aber offenbar wollten an diesem Abend alle nur die leichte Kost von Boy genießen.

Die Zürcher Sängerin Valeska Steiner und die Hamburger Bassistin Sonja Glass haben sich seit ihrem Debüt vor fünf Jahren unter dem Namen "Boy" in der Pop-Szene etabliert und in die Herzen ihrer überwiegend weiblichen Fans gespielt. Im kleinen Schwarzen stehen die beiden langhaarigen, hübschen Damen auf der Bühne, dahinter ihre Vier-Mann-Band mit gleich zwei Percussionisten.

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Im "Boytel" haben die beiden Freundinnen die Songs ihrer zwei Alben "Mutual Friends" und "We were here" – gerade genug für ein kurzes Konzertvergnügen, das gute Laune macht, aber nicht lange nachhallt. Dafür sind die Songs, die von großen Träumen und kleinen Dingen des Alltags handeln, dann doch zu gefällig und gleichförmig. Die Wohlfühl-Musik geht runter wie Öl, aber kaum unter die Haut.

Aber zweifellos hat Valeska Steiner eine wunderbar wohlklingende Stimme, auf Sonja Glass am Bass ist Verlass, und auch die vier Jungs verstehen ihr Handwerk. "Boy" steht für geschmackvolle Balladen und fröhlich beschwingte Midtempo-Songs, die die unerträgliche Leichtigkeit des Seins beschwören. Damit treffen die beiden Songschreiberinnen den Nerv des begeisteren Publikums.

Der Erfolg von "Boy" im Ausland, speziell in den USA, beweist, dass Pop "Made in Germany" international durchaus konkurrenzfähig ist. Im aktuelle Titelsong heißt es: "We were here / we were here / we were really here" - und alle singen mit. Ja, wir waren beim "Boy“-Konzert! Schön wars! Da wird Musik noch von Hand gemacht. Im digitalen Zeitalter kann man sich gar nicht oft genug gegenseitig versichern, dass nichts so real ist wie die Wirklichkeit. Manchmal ist sie auch ein bisschen verwirrend – und ein "Boy“ ist in Wahrheit zwei Frauen.