"Verborgene Schönheit": Ein Rührstück voll leerer Worte

18.1.2017, 19:53 Uhr

Die Belegschaft der Werbeagentur hängt an seinen Lippen, als Howard (Will Smith) das Wort ergreift. In diesem Job gehe es nicht bloß darum, Dinge zu verkaufen, sondern die tiefsten Sehnsüchte und Motivationen des Menschen zu erkennen. Liebe, Zeit und Tod – das seien die drei Säulen des menschlichen Daseins.

Große Worte für einen PR-Mann, der, wenn der Film in einer fließenden Kamerabewegung drei Jahre weiter spult, nach dem Tod seiner kleinen Tochter alle Kraft verloren hat. Mit seinen Kompagnons Whit (Edward Norton), Claire (Kate Winslet) und Simon (Michael Peña) spricht er kaum noch. Das Unternehmen ist in der Krise und der Beteiligungsvertrag einer größeren Agentur kann ohne Zustimmung des Chefs nicht unterschrieben werden.

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Um seine Unzurechnungsfähigkeit zu belegen, wird eine Privatdetektivin engagiert, die bald herausfindet, dass Howard Briefe verschickt, die an "Liebe", "Zeit" und "Tod" adressiert sind. Was liegt da näher, als ein Schauspieler-Trio zu engagieren, das die drei abstrakten Begriffe personifiziert und Howard auflauert? Liebe (Keira Knightley), Tod (Helen Mirren) und Zeit (Jacob Latimore) sollen seine Wahnvorstellungen beweisen, aber ihre Auftritte entwickeln ungeahnte therapeutische Effekte.

Eigentlich könnte man David Frankels Film gleich ins Lebensratgeber-Regal einer Esoterik-Buchhandlung einsortieren. Die Tragödie des Todes der eigenen Tochter wird hier gnadenlos ausgeweidet, um filmische Seelenheilkunde von aufdringlicher Natur und bescheidener Güte zu betreiben.

Die therapeutische Konfrontation des Trauernden mit Fleisch gewordenen, abstrakten Begrifflichkeiten funktioniert keine Sekunde, zumal die Kommentare von Liebe, Tod und Zeit nur leere Worte von poetisch-polierter Hohlheit sind. Selbst das ausgezeichnet aufspielende Star-Ensemble kann dieses übermäßig angestrengte Erleuchtungsrührstück nicht retten. (USA/97 Min.)