Flixbus-Unglück: Jetzt äußert sich der Nürnberger Unternehmensgründer

21.5.2019, 11:57 Uhr

Nach dem schweren Busunglück auf der A 9 bei Leipzig ringen die Mediziner in den Krankenhäusern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen weiter um das Leben von neun Schwerverletzten. Das Fahrzeug, das im Auftrag des Unternehmens Flixbus auf dem Weg von Berlin nach München war, kam am Sonntagabend bei Bad Dürrenberg von der mittleren Fahrspur ab, fuhr nach rechts und kippte schließlich an einer Böschung um.

Eine Leitplanke bohrte sich dabei durch die Windschutzscheibe. Eine Frau kam bei dem Unfall ums Leben. Angaben zu ihrer Identität machte die Polizei zunächst nicht. Insgesamt waren 75 Menschen an Bord des Busses, alle erlitten Verletzungen. Der 59 Jahre alte Fahrer des Fernbusses konnte bisher aufgrund seines Zustands nicht befragt werden.

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Zur Unfallursache gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse. "Es wurden vor Ort zahlreiche Spuren gesichert, die jetzt ausgewertet werden", sagte eine Polizeisprecherin. Immer noch wird darüber spekuliert, dass ein Sekundenschlaf des Fahrers die Ursache für das Unglück war.

Lenk- und Ruhezeitkontrollen

Der Unfall hat auch bei Flixbus Betroffenheit ausgelöst. "Selbstverständlich hat das Thema Sicherheit für uns, aber auch für unsere Partnerunternehmen, allerhöchste Priorität", sagte der Nürnberger Mitgründer André Schwämmlein den Nürnberger Nachrichten. "Deshalb nimmt uns ein solcher Unfall natürlich auch sehr mit. Das kommt glücklicherweise sehr
selten vor, aber ganz lässt sich so etwas leider nie ausschließen", so Schwämmlein.

Flixbus investiere "sehr viel in die Lenk- und Ruhezeitenkontrollen. Wir kontrollieren das selber und haben auch externe Partner, die das für uns machen. Wir sind da wirklich sehr hinterher, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist."

Das Gleiche gelte auch für die Fahrzeuge. Obwohl sie topmodern seien, würden in Zusammenarbeit mit dem Tüv zusätzliche Kontrollen unternommen. Ausstattungsmerkmale wie Fahrdynamikregelung, Spurhalteassistent, Abstandsregeltempomat, Aufmerksamkeits-, Brems- und Notbremsassistent gingen "weit über die geforderten Standards" hinaus.

Strenge Regeln

"Wir treiben jeden Aufwand, um solche Vorfälle zu vermeiden", so Schwämmlein. Regelmäßig würden etwa die in Deutschland und Europa streng geregelten Lenk- und Ruhezeiten durch die Auswertung digitaler Fahrerdaten kontrolliert. Mittels Satellitenortung könnten zudem Lenk- und Ruhezeiten sowie der Standort der Flixbusse jederzeit nachvollzogen werden.

In regelmäßigen Schulungen würden die Fahrer zudem nochmals für alle rechtlichen Sicherheitsbestimmungen sensibilisiert. Insgesamt sind 7000 Busfahrer für Flixbus im Einsatz. Das Unternehmen hält über 90 Prozent des Fernbusmarktes in Deutschland, ist in ganz Europa und auch in den USA vertreten.

In den letzten Monaten kam es hierzulande immer wieder zu Vorfällen mit Flixbussen. Im August 2018 kam ein Flixbus bei Rostock von der Autobahn ab und kippte in einen Graben, 15 Fahrgäste wurden verletzt.

Fernbus gilt als sehr sicher

Einen Monat später krachte auf der A5 an der Ausfahrt zu einer Raststätte ein Fahrzeug ungebremst und frontal gegen eine Leitplanke. Der Busfahrer und zwei Fahrgäste wurden schwer verletzt, mindestens 15 weitere Menschen erlitten leichte Verletzungen.

Im vergangenen Dezember geriet ein Flixbus wohl durch einen technischen Defekt in München in Brand, die Fahrgäste konnten den Bus alle unverletzt verlassen, bevor das Fahrzeug komplett in Flammen aufging. Im März schließlich baute ein Flixbus-Fahrer mit zwei Promille Alkohol im Blut in Hamburg einen Unfall, bei dem niemand verletzt wurde.

Insgesamt gilt der Fernbus jedoch als sehr sicheres Verkehrsmittel. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden waren im Jahr 2017 Busse an 5873 Unfällen mit Personenschaden beteiligt.

66 Prozent der Fahrgäste, die dabei zu Schaden kamen, saßen in einem Linienbus, 7,1 Prozent in einem Schulbus und nur 3,7 Prozent in einem Reisebus. Kommt es hier zum Unfall, trägt in der Hälfte der Fälle der Fahrer die Verantwortung.