Studien veröffentlicht

Ist "Fifa" rassistisch? Vorwürfe gegen weltbekannte Videospielreihe

20.1.2023, 15:36 Uhr

Ein "Fifa"-Werbebanner an einem Berliner Neubaublock zeigt Dortmunds Offensivass Jude Bellingham. Der Videospielreihe wird vorgeworfen, rassistische Klischees zu fördern.  © IMAGO

Es liegt unter unzähligen Weihnachtsbäumen und landet in den Konsolen von Millionen von Gamern. Bereits seit Jahrzehnten gehört "Fifa" zu den meistverkauften Videospielreihen der Welt. Nach eigenen Angaben hat "Fifa" im Fiskaljahr 2021 einen Nettoumsatz in Höhe von 1,62 Milliarden US-Dollar verzeichnet.

Besonders der "Ultimate-Team"-Modus, in dem Gamer ihre eigene Fußballmannschaft zusammenstellen können, erfreut sich großer Beliebtheit. Durch geschickte Investitionen und Transfers ist es Millionen Menschen bei "Ultimate Team" möglich, sich mit der Traummannschaft in den digitalen Fußball-Olymp zu Spielen.

"Ultimate-Team"-Modus sorgte für Kritik

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Doch der Modus sorgte auch für jede Menge Kritik. Grund: Junge Gamer müssen für die richtige Mannschaft jede Menge Geld in die Hand nehmen. Eine schlagkräftige Mannschaft kann man nur durch den Kauf von vielen teuren sogenannten FUT Packs auf die Beine stellen. In diesen Packs werden wenige Fußballprofis nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, meist landen eher unbekannte, schlechtere Spieler in den Mannschaften der Spieler - oder wie Satiriker Jan Böhmermann es in seiner Show "ZDF Magazin Royal" treffend formulierte: "Fifa"-Päckchen sind im Grunde das gleiche wie Panini-Bildchen - nur zehnmal so teuer."

Schwarze Spieler als stärker und schneller eingeschätzt

Nun wird "Fifa" erneut mit Vorwürfen konfrontiert. Wenn es nach mehreren Wissenschaftlern aus Großbritannien geht, verstärke das Videospiel rassistische Vorurteile über schwarze und weiße Fußballspieler. Laut einer Studie der Soziologen Paul Ian Campbell von der Universität in Leiceister und Kollege Marcus Maloney von der Coventry-Universität korrelieren die Spielerbewertungen in "Fifa" mit rassistischen Steoreotypen: So stellte sich heraus, dass schwarze Spieler von "Fifa" als stärker und schneller, eingeschätzt wurden, während weiße Spieler bei technischen Fähigkeiten punkten.

Die "Fifa"-Bewertung von Spielern beeinflusst, wie sich die Profis steuern lassen. Die rassistischen Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Spielern bedeutend letztlich auch, dass die Hautfarbe bei der Steuerung der Spieler eine Rolle spielt.

In der Studie wurden Daten aus "Fifa 20" - im September 2019 veröffentlicht - analysiert und die Eigenschaften der 100 besten Spieler im Spiel bewertet. Laut der Studie waren schwarze Spieler im Durchschnitt um mehr als zehn Prozent schneller als ihre weißen Gegenspiel. Außerdem sollen sie körperlich stärker und aggressiver gewesen sein.

Die weißen Spieler schnitten hingegen beim Passspiel, Stellungsspiel oder bei der Schusstechnik besser ab. Das Fazit der Studie: Die Gesamtbewertung der sportlichen Eigenschaften der digitalen Spieler korreliert mit den rassistischen Stereotypen, die mit schwarzen und weißen Fußballern im realen Leben asoziiert werden: "Daraus folgt, dass die Unterschiede in der Kodierung bedeuten, dass sich schwarze und weiße digitale Spieler im Durchschnitt ganz anders fühlen als der Spieler, der sie steuert", so Campbell und Maloney gegenüber dem Medienunternehmen The Conversation. Der entscheidende Punkt: Spieler könnten bereits in jungen Jahren rassistische Stereotype lernen - indem sie während des Spielens fühlen, dass sich schwarze und weiße Spieler unterschiedlich steuern lassen.

EA Sports weist Vorwürfe zurück

"Fifa"-Entwickler EA Sports hat bereits auf die Ergebnisse der Studie reagiert und die Vorwürfe zurückgewiesen: Demnach hätte sich die Studie auf einen sehr kleine Teilmenge der insgesamt zu spielenden 17.000 Fußballerinnen und Fußballern konzentriert. Außerdem spiele hierbei auch die Position eine Rolle: "Die Studie berücksichtigt nicht die Position des Spielers, die für die Bestimmung der endgültigen Eigenschaften eines Spielers entscheidend ist. Rassismus hat in der Welt des Fußballs nichts zu suchen und hat in keinem unserer Spiele etwas zu suchen."