Katholisch, evangelisch oder konfessionslos

Drei unterschiedliche Wege: Scholz, Baerbock, Laschet und die Religion

8.9.2021, 14:16 Uhr

Politik und Religion - manchmal schwer zu trennen. © a-nn-st-20180508_134900-1.jpg, NN

Selbstverständlich ist Religion Privatsache. Wenn ein Mensch von sich aus nichts dazu sagt, dann kann ihn auch niemand dazu zwingen. So ist das zumindest bei Normalbürgern. Etwas anders sieht es bei Persönlichkeiten aus, die das wichtigste politische Amt in Deutschland übernehmen wollen. Bei ihnen darf man durchaus die Frage stellen, ob sie denn von religiös-konfessionellen Vorstellungen geprägt sind. Das könnte ja Einfluss auf ihre Arbeit als Politiker haben.

Von den bisher sieben Kanzlern und der einen Kanzlerin ist jeweils die Zugehörigkeit zu einer Kirche überliefert. Drei von ihnen waren römisch-katholisch (Adenauer, Kiesinger, Kohl). Fünf waren evangelisch (Erhard, Brandt, Schmidt, Schröder, Merkel). Die derzeit noch amtierende Regierungschefin ist zudem in einem evangelischen Pfarrhaus aufgewachsen.

Gerhard Schröder sorgte, obwohl Protestant, für ein gewisses Aufsehen, als er 1998 bei seiner Vereidigung als Kanzler in der Eidesformel den Zusatz "so wahr mir Gott helfe" wegließ. Das tat er als erster Regierungschef der Nachkriegsgeschichte. Angela Merkel fügte die "Gottesformel" wieder hinzu.

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Wie sieht es mit dem aktuellen Bewerbertrio aus? Hier ist auffallend, dass Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz höchst unterschiedliche religiöse Wege gegangen sind und das Thema auch öffentlich jeweils anders handhaben.

Armin Laschet (60)

Der Kanzlerkandidat der Union ist bekennender Katholik. In seiner Heimatstadt Aachen wuchs er schon als Kind und Jugendlicher in die Pfarrgemeinde hinein, war Ministrant und besuchte das bischöfliche Pius-Gymnasium. Vor seiner politischen Karriere war er Chefredakteur einer Kirchenzeitung und Geschäftsführer eines Verlages für religiöse Literatur. Vor etwa einem Jahr war er zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus in Rom.

Laschets langjähriger Heimatpfarrer Heribert August verriet gegenüber dem Spiegel, dass der CDU-Chef "mehr Christ als Katholik" sei. Er habe die Werte Nächstenliebe, Fairness und Treue verinnerlicht und verfüge über "eine religiös begründete Gelassenheit, er hat die Kraft, die komplizierten Dinge auszuhalten. Und das Gottvertrauen, dass sich die Dinge zum Guten entwickeln."

Olaf Scholz (63)

Seine Beziehung zum Thema Religion ist ein gewisses Rätsel. Auf einer Website seiner Parteifreunde, der "säkularen Sozialdemokraten", heißt es: "Olaf ist evangelisch aufgewachsen, inzwischen aber konfessionslos." Der SPD-Kanzlerkandidat wäre demnach aus der Kirche ausgetreten. Er selbst wies auf Nachfrage der Zeitung Christ & Welt darauf hin, dass er sich aus grundsätzlichen persönlichen Erwägungen nicht dazu äußern wolle.

Arbeitsminister Hubertus Heil, Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages, merkte in einem Interview an, sein Genosse sei von christlich-jüdischen Werten geprägt. Denn "die Mitgliedschaft in einer Amtskirche ist ja auch nicht die Grundvoraussetzung dafür, von christlichen Werten geprägt zu sein". Nichtsdestotrotz wäre Scholz der erste nicht konfessionell gebundene Kanzler.

Annalena Baerbock (40)

Die Spitzenkandidatin der Grünen gehört der evangelischen Kirche an und würde sich damit in der Tradition der meisten Nachkriegskanzler bewegen. Ein großes Thema macht sie allerdings aus ihrer Konfessionszugehörigkeit nicht. Auch Gerhard Schröder und Pfarrerstochter Angela Merkel hielten das so. Nur ganz selten ließ Letztere durchblicken, welche Rolle die Religion in ihrem Leben spielt.

Bei Baerbock ist es ähnlich. Bei einer Diskussion auf dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt nahm sie aber doch mal etwas ausführlicher Stellung. Sie betonte, dass Religion und Kirche seit Jahrhunderten die Verantwortung für die Schöpfung betonten. Wörtlich sagte sie: "Auch wenn ich selbst jetzt nicht ganz gläubig bin, aber öfter mal in die Kirche gehe genau aus diesem Grund: Weil man als Gemeinschaft eben mehr zusammen schaffen kann, weil man ein Verständnis hat, auf welchem Wertefundamtent stehen wir eigentlich - das der Nächstenliebe, aber auch das der Verantwortung."