FFP2-Masken ungeeignet für Laien? Verwirrung um RKI-Empfehlung

25.1.2021, 15:52 Uhr

DIe FFP2-Maskenpflicht sorgt für heftige Debatten. © photonews.at/Georges Schneider via www.imago-images.de, imago images/photonews.at

Die Debatte um die Maskenpflicht ist fast so alt wie die Pandemie selbst. Schon im Frühling 2020 gab es Verwirrung um Experten und Politiker, die das Tragen von Masken als Infektionsschutzmaßnahme wahlweise befürworteten oder für ungeeignet hielten. Seitdem Bayern unter Markus Söder die Pflicht zum Tragen einer besonders gut filtrierenden FFP2-Maske in Einzelhandel und ÖPNV beschlossen hat, hat die Diskussion eine weitere Wendung genommen.

Dazu bei trug auch das Rober-Koch-Institut, das auf seiner Webseite bis zur vergangenen Woche das Tragen von FFP2-Masken für Laien explizit nicht empfahl. "In den 'Empfehlungen der BAuA und des ad-Hoc AK "Covid-19" des ABAS zum Einsatz von Schutzmasken im Zusammenhang mit SARS-CoV-2' werden FFP2-Masken nicht zur privaten Nutzung empfohlen", schrieb das RKI bis Freitag auf seiner Homepage.

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Einschätzung kam nicht vom RKI

Die entsprechende Einschätzung kam also nicht vom Robert-Koch-Institut selbst, sondern von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Wie das Recherchezentrum Correctiv auf Nachfrage erfuhr, war damit aber nie die Nutzung von FFP2-Masken im Privatleben gemeint. Daher wurde das entsprechende Dokument am 22. Januar 2021 durch eine neuere Version ersetzt.

Als Folge aktualisierte auch das RKI seine Empfehlung und rät nun nicht mehr von der Nutzung durch Laien ab. Stattdessen solle sichergestellt werden, dass "A) die Medizin- und Pflegebereiche prioritär mit FFP2-Masken versorgt werden, B) die individuelle gesundheitliche Eignung sichergestellt ist und C) der Dichtsitz und die korrekte Handhabung gewährleistet ist."

Damit greift es gleich zwei Kritikpunkte an der bayerischen Regelung auf. So gab das RKI bis letzte Woche selbst an, dass bei vulnerablen Personengruppen - beispielsweise älteren Personen oder Menschen mit eingeschränkter Lungenfunktion - gesundheitliche Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen seien.

Warnung vor FFP2-Masken für Ältere

Auch Peter Walger von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGPI) warnte in der rbb-Abendschau, gerade ältere Personen, die ja durch die FFP2-Masken geschützt werden sollten, hätten beim Tragen "erhebliche Mühe, vernünftig zu atmen". Wie das RKI auf seiner Webseite schreibt, sei für diese Personen eigentlich eine ärztliche Begleitung notwendig.

Jörg Steinmann, Chefarzt des Instituts für Klinikhygiene am Klinikum Nürnberg, will Schwierigkeiten bei Menschen mit Vorerkrankung gleichfalls nicht ausschließen. Allerdings betont gegenüber den Nürnberger Nachrichten auch, dass das Tragen von FFP2-Masken im Alltag, kurzfristig und - wie beispielsweise im Zug - ohne große körperliche Anstrengung, nicht gleich schädlich sei.



Und der Nutzen? "Der Schutzeffekt der FFP2-Maske ist nur dann umfassend gewährleistet, wenn sie durchgehend und dicht sitzend (...) getragen wird", schreibt das RKI. Andernfalls sei die Schutzwirkung nicht höher als beim korrekt getragenen medizinischen Mund-Nasenschutz. Ähnlich sieht dies die Lehrstuhlinhaberin für Virologie an der Technischen Universität München, Ulrike Protzer, die auch die mangelnde Produktkontrolle von FFP2-Masken kritisiert.

Zahlreiche andere Mediziner hatten zuvor schon betont, dass das Tragen von FFP2-Masken nicht zu weniger Vorsicht und Abstand führen dürfe. In diese Kerbe schlägt auch das RKI mit seiner aktualisierten Antwort. Demnach wurde noch keine wissenschaftliche Studie über den möglichen Effekt der Maßnahme durchgeführt.

Eine Aufsehen-erregende 180-Grad-Wendung stellt die überarbeitete Empfehlung des RKI somit nicht dar, sondern eher eine Präzisierung der vorherigen Aussagen. Die Debatte um die FFP2-Maskenpflicht wird dadurch sicher nicht beendet. Festhalten lässt sich lediglich, dass nicht explizit davon abgeraten wird.