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"German Gründlichkeit": Deutschland hat ein Bürokratie-Problem

8.3.2021, 18:11 Uhr

Wie schön wäre es gewesen nach Monaten der Wartezeit in den Tiergarten zu gehen. Doch daraus wurde nichts. Während andernorts, etwa in München, der Betrieb am Montag beginnen konnte, bleiben die Türen in Nürnberg noch geschlossen. Gleiches gilt für die Museen in der Noris. Es ist der Stadt nicht gelungen, die nötigen IT-Arbeiten rechtzeitig zu erledigen.

"Derzeit wird an der Realisierung eines individualisierten Buchungssystems gearbeitet", heißt es von Seiten der Kommune. Unverständlich, aber wahr - und noch dazu alles andere als untypisch in diesen Tagen. Denn Deutschland hat ein Bürokratie-Problem. Lange galt die Bundesrepublik als Organisationsweltmeister, anderen Länder blickten neidvoll auf die deutschen Verwaltungsstruktur - und auf die dort anzutreffende Gründlichkeit.

Gründlich geht es zwar noch immer zu, doch effizient schon lange nicht mehr. Egal auf welcher Ebene: Wer sich das Drama um den Berliner Flughafen vor Augen führt, hätte eigentlich gewarnt sein müssen.

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Doch es bedurfte erst der Pandemie, um die Defizite wirklich offen zu legen. Zunächst hat der Bund es versäumt, ausreichend Schutzmasken zu organisieren, dann haben die Bayern das Kunststück fertig gebracht, Daten von Einreisenden nicht zu verarbeiten und schließlich rieben sich viele Menschen verwundert die Augen, über die in Gesundheitsämtern offenbar bis vor kurzem noch alltäglich Form des Faxens.

Die Bundesrepublik hat ein massives IT-Problem in den Verwaltungen, so viel steht fest. Wenn es die Verantwortlichen ein Jahr nach dem ersten Lockdown nicht fertig bringen, die besucherstärkste Einrichtung der Metropolregion, den Nürnberger Tiergarten, rechtzeitig zu öffnen, muss viel schief laufen.



Dass ein vom Freistaat gefordertes Terminbuchungssystemn angeblich eine zu hohe Hürde darstellt, überrascht. Monatelang hätte man sich in der kommunalen IT-Behörde auf diverse Szenarien vorbereiten können. Geschehen ist dies offenbar nicht. Das ist erschreckend und fügt sich in die Gesamtlage ein. Wer sich mit Verantwortlichen von Schulen oder Kitas unterhält, erschrickt angesichts so mancher bürokratischen Mauern, die von Verwaltungen errichtet worden ist.

Den Anspruch perfekt zu sein, darin ist Deutschland auch im Jahr 2021 noch Weltmeister. Als hilfreich hat sich dies während der Coronazeiten bislang nicht unbedingt erwiesen.

Monatelang mussten Bedürftige auf die Auszahlung von vom Bund zugesicherten Zahlungen warten, immer noch soll es Unternehmer geben, die der Novemberhilfen (!) harren. Ein Ding der Unmöglichkeit! Deshalb kann der Appell nur lauten: Weniger Bürokratismus, mehr Pragmatismus. Mehr Risiko, weniger Zaudern. Denn Verwaltungshandeln muss den Bürgern das Leben erleichtern, nicht umgekehrt.