Reagieren mit Augenmaß: Nur keine Panik wegen Coronavirus

28.1.2020, 15:29 Uhr

Der Coronavirus hat nun auch Bayern erreicht - Grund für Panik ist das allerdings nicht. © Thomas SAMSON / AFP

Das Wichtigste zuerst: Wir sind gut vorbereitet. Zur Panik besteht kein Anlass. Die Rede ist natürlich vom Coronavirus, welches die Welt seit mehreren Wochen umtreibt – Asien schon etwas länger als Europa und den Rest der Welt. Das Ausmaß, in dem darüber berichtet wird, ist bemerkenswert. Und, Hand aufs Herz, nicht selten schießen so manche Medien dabei übers Ziel hinaus.


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Rein medizinisch betrachtet ist die Gefahr, sich mit dem neuartigen Virus anzustecken, nach bisherigen Erkenntnissen nicht sonderlich hoch. Es ist, sagen einige, leichter, sich eine „normale“ Grippe einzufangen, als sich mit dem Coronavirus anzustecken. Das ist noch nicht abschließend geklärt, weshalb Vorsicht geboten ist. Der Mann aus Bayern hatte sich bei einer Chinesin angesteckt, die zu dem Zeitpunkt noch keine Symptome der Krankheit zeigte.

Nur ein einziger bestätigter Fall in Deutschland

Daneben muss man aber einige Zahlen mal ins rechte Licht setzen: Aus Asien gibt es bislang etwas mehr als 100 bestätigte Todesfälle, die allermeisten aus China – einem Land, wo Millionen auf engstem Raum zusammenleben, wo sich derzeit weitere Millionen an Flughäfen und Bahnhöfen drängeln, die sich aus Anlass des chinesischen Neujahrsfests auf eine Reise zu ihren Familien begeben. Das müsste ein Paradies für ein hochinfektiöses Virus sein, doch gerade das ist das Coronavirus augenscheinlich nicht. Sonst gäbe es schon jetzt weitaus mehr Betroffene.

Zum Vergleich: In der Rekord-Grippesaison 2016/2017 starben allein in Deutschland fast 23.000 Menschen an einer Influenza-Infektion – die allermeisten davon waren im fortgeschrittenen Alter, gesundheitlich beeinträchtigt, mit geschwächtem Immunsystem. In Panik verfiel deshalb niemand. Warum also nun, wo es einen einzigen bestätigten Corona-Fall in der Bundesrepublik gibt?

Nichts gelernt aus dem Sars-Debakel

Sorge macht allenfalls die Tatsache, dass die Führung in China aus dem Sars-Debakel von 2002/2003 nicht genug gelernt zu haben scheint. Wie damals, als das Schwere Akute Atemwegssyndrom (Sars) auftauchte und im Lauf der Zeit Hunderte Todesopfer forderte, hat Peking auch diesmal zunächst versucht, abzuwiegeln und erklärt, dass eine Epidemie „vermeidbar“ und „kontrollierbar“ sei. In einer zusammengerückten Welt mit tausenden täglichen Flugbewegungen rund um den Globus ist ein Virus, egal wie gefährlich oder ungefährlich es auch sein mag, aber nicht von ein paar Funktionären per Dekret aufzuhalten. Der Bedrohung einer Pandemie kann man einzig und allein mit größtmöglicher Transparenz begegnen.

 

Das ist nicht so gut gelaufen, wie es möglich gewesen wäre. Vielleicht aus falschem Stolz heraus, wonach das große China das Problem schon alleine in den Griff bekommen werde. Solch eine Hybris ist in einer globalisierten Welt nicht nur anachronistisch, sie ist gefährlich.