Blackout in München

Stromausfall in München: Aktivisten bekennen sich zu Anschlag

24.5.2021, 17:50 Uhr

Arbeiter stehen an einer Stelle auf einer Baustelle, an der in der vorhergegangenen Nacht ein Kabelbrand ausgebrochen ist. © Peter Kneffel, dpa


Nach dem großflächigen Stromausfall in München hat die Polizei bei einer Nachbarschaftsbefragung neue Hinweise bekommen. Diese müssten nun allerdings erst überprüft werden, wie ein Sprecher der Polizei München am Sonntag mitteilte.

In Teilen der Stadtteile Haidhausen, Ramersdorf und Berg am Laim war durch ein Feuer in einer Baugrube am frühen Freitagmorgen in rund 20.000 Haushalten der Strom ungewöhnlich lange ausgefallen. Die Polizei vermutet Brandstiftung.

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Der Staatsschutz hat wegen des Verdachts einer politischen Straftat die Ermittlungen in dem Fall übernommen. "Bei brennenden Versorgungsleitungen können politische Motive vorliegen", sagte ein Polizeisprecher.



Die Staatsanwaltschaft München I verwies ebenfalls nur darauf, dass der Staatsschutz, das Kriminalfachdezernat 4 des Polizeipräsidiums München, die Ermittlungen übernommen hat, das sich schwerpunktmäßig mit politischen Straftaten befasst.

Bekenner warnen vor weiteren Anschlägen

Auf der Plattform Indymedia bekennt sich ein anonymer Autor zum Anschlag auf Münchens Infrastruktur. Die Angreifer schreiben über ihr Motiv: "Das primäre Ziel dieser Aktion war der Rüstungskonzern Rhode & Schwarz am Münchner Ostbahnhof, dem wir erfreulicherweise für mindestens 24 Stunden den Saft abdrehen konnten." Der Anschlagg soll jedoch auch, so steht es im Bekennerschreiben, die politischen Verantwortlichen der Stadt vor weiterer Umweltzerstörung im Raum München warnen. "Es ist unsere Antwort auf den jämmerlichen Stadtratsbeschluss, den Forst Kasten abzuholzen um dort Kies zu fördern. Die Stadtwerke München betreiben weiterhin ein Kohlekraftwerk in Bogenhausen und den Atommeiler Isar 2. Deshalb werden wir auch in Zukunft ihre Infrastruktur angreifen", schreiben die Bekenner noch am Sonntagnachmittag auf Indymedia.

Der Stromausfall hatte ungewöhnlich lange gedauert, weil rund 50 Stromkabel der Mittelspannung vollkommen zerstört wurden. In der Folge fielen etwa 150 Trafostationen aus. Passanten hatten in der Nacht zu Freitag erst ein seltsames Knistern und dann einen Knall gehört. Als die Feuerwehr eintraf, loderten Flammen aus der Grube.

Das Brandbild in der etwa einen Meter tiefen Grube weise auf Brandstiftung hin, erläuterte ein Polizeisprecher am Freitag. Genaueres wollte er zunächst nicht sagen, die Analysen der Brandfahnder seien noch nicht abgeschlossen. "Wir sind noch am Anfang der Ermittlungen", betonte der Polizeisprecher. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen, ob es Zusammenhänge mit anderen Delikten gibt."

Ermittler vermuten: Angriffe aus der linksextremen Szene

Es wäre nicht der erste Brandanschlag auf Infrastruktureinrichtungen in der Landeshauptstadt: Die Ermittler sprachen schon im vergangenen Jahr von einer "Serie". Seit November 2019 hatten Unbekannte in München mehrfach Funkmasten und andere Infrastruktureinrichtungen angezündet. Es entstand ein Gesamtschaden von rund 3,6 Millionen Euro. Die Taten ordneten die Ermittler linksextremen Straftätern zu, entsprechende Hinweise in die Szene führten jedoch zu keinen konkreten Personen. Die Ermittlungen wurden deshalb eingestellt.



Nach Angaben der Stadtwerke München (SWM) waren alle Haushalte am frühen Samstagnachmittag nach rund anderthalb Tagen wieder mit Strom versorgt und an das Netz angeschlossen. "Good News des Tages: Grundversorgung für alle Privathaushalte wieder hergestellt", twitterten die SWM.

Die Arbeiten seien in der Nacht durch heftige Regenfälle erschwert worden. Letzte Industrie- und Gewerbekunden sollten aber bis zum Abend folgen. Die Stadtwerke bedankten sich "für die mentale Unterstützung und vor allem die Geduld" und schlossen ihren Post mit "#Münchenleuchtetwieder".