US-Krise um Migrantenkinder: Trump legt jetzt erst los

21.6.2018, 13:18 Uhr

Donald Trump hat nichts dazu verlauten lassen, was mit den etwa 2300 Einwanderer-Kindern geschieht, die bereits in Auffangstationen oder Pflegefamilien leben. © dpa

Es wäre eine gute Nachricht: Donald Trump hat seine menschliche Seite entdeckt, er lässt die Kinder von aufgegriffenen illegalen Einwanderern in Zukunft bei ihren Eltern. Das stimmt zwar irgendwie - trotzdem macht der US-Präsident ihre Situation bloß noch schlimmer.

Illegale Einwanderer kommen in den USA in Haft, ihre Kinder bisher zu Pflegefamilien. Die neue Regelung, die Trump jetzt im Gewand eines Menschenfreundes unterzeichnet, macht niemanden der Betroffenen wirklich  glücklich, wie es der US-Präsident der Weltöffentlichkeit glauben machen wollte. Das ist nur eine der vielen Halb- oder Viertelwahrheiten, die er notorisch verbreitet.

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Denn es passiert jetzt: Die Kinder werden einfach mit inhaftiert, sie kommen samt ihren Eltern in den Knast. Da gibt es zwar noch eine Regelung aus dem Jahr 1997, die das für längstens 20 Tage erlaubt. Doch die will Trump entweder aufheben - oder aber die Kinder dann doch woanders unterbringen. Ein Fortschritt, gar ein Sieg der Menschlichkeit ist weder das eine noch das andere.

 Zwei Drittel der US-Amerikaner lehnen Null-Toleranz-Politik ab

Sondern lediglich ein raffinierter Schachzug. Die jetzige Praxis in den USA hat nicht nur Papst Franziskus auf den Plan gerufen, sondern auch für heftige Kritik innerhalb der Republikaner gesorgt. Denn zwei Drittel der US-Amerikaner lehnen die momentane Null-Toleranz-Politik der Trump-Administration ab. Einflussreiche Politiker fürchten, dass sich das auf die Chancen ihrer Partei bei den Parlamentswahlen im Herbst auswirken könnte, bei denen sowieso die regierende Mehrheit fast schon traditionell mit einem Dämpfer rechnen muss.

Donald Trump hat auch nichts dazu verlauten lassen, was mit den etwa 2300 Einwanderer-Kindern geschieht, die bereits in Auffangstationen oder Pflegefamilien leben. Es darf vermutet werden: nichts.

Die Unterschrift unter dieses Dekret war nicht mehr als eine Publicity-wirksame Show. Es bleibt einerseits die Hoffnung, dass möglichst viele US-Wähler das merken. Und andererseits die nüchterne Erkenntis: Trump ist ganz der alte geblieben.