Verfassungssschutz: Rekordzahl an Salafisten in Deutschland

10.12.2017, 15:35 Uhr

Die Zahl der Salafisten in Deutschland ist nach Angaben des Kölner Bundesamtes von 9700 im Dezember vergangenen Jahres auf derzeit 10.800 angestiegen. Im September diesen Jahres lag sie bei 10.300. Nach den Worten Maaßens ist zudem eine "Fragmentierung und Privatisierung" des Salafismus in Deutschland zu beobachten. Das mache die Beobachtung der Szene nicht gerade einfacher. Maaßen spricht von einer "besonderen Herausforderung für den Verfassungsschutz".

Öffentlich sichtbare Straßenmissionierung wie etwa die Koran-Verteilungen findet nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes nur noch selten statt. Das verbuchen die Verfassungsschützer auch als Erfolg der staatlichen Ermittlungen.

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Die Radikalisierung findet nach ihren Erkenntnissen inzwischen weniger in Moscheen oder in größeren überregionalen salafistischen Organisationen als vielmehr in kleinen konspirativen Zirkeln statt - die sich vor allem im Internet bilden. Zudem beobachtet der Inlandsgeheimdienst immer häufiger Frauennetzwerke, in die die Nachrichtendienste nur schwer Zugang bekommen.

Auch in Deutschland extremistische Aktivitäten

Salafisten sind Anhänger einer fundamentalistischen Strömung des Islam, die einen mit der westlichen Demokratie unvereinbaren Gottesstaat anstreben. Die Sicherheitsbehörden sehen das von Salafisten verbreitete Gedankengut als Nährboden für eine islamistische Radikalisierung, die Anhänger zu Terroranschlägen oder Zahl im Kampf für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien bewegen kann.

Ein besonderes Augenmerk legt der Verfassungsschutz derzeit auch auf Islamisten aus dem Nordkaukasus. Sie wiesen eine Affinität zu Gewalt, Kampfsport und Waffen auf, erklärte Maaßen. "Extremistische Nordkaukasier waren, neben dem Tschetschenienkrieg in ihrer Heimat, aktuell auch an den Kämpfen in Syrien und Irak maßgeblich beteiligt."

Die islamistischen Nordkaukasier entfalten nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes auch in der Bundesrepublik extremistische Aktivitäten, verfügen dabei jedoch nicht über feste Strukturen. Die Zahl der Angehörigen der nordkaukasischen islamistischen Szene liegt demnach "im mittleren dreistelligen Bereich".

Schwerpunkte sind ostdeutsche Bundesländer, vor allem Brandenburg und Berlin. Aber auch in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bremen sind sie demnach zu beobachten. Die Szene ist europaweit vernetzt, nach außen aber stark abgeschottet.