Zurück zum G9: So soll das Bildungspaket aussehen

26.3.2017, 15:29 Uhr

Staatsregierung und Vertreter der CSU-Landtagsfraktion haben sich auf die Grundzüge der Gymnasialreform und des geplanten größeren Bildungspakets verständigt. Demnach wird Bayern - wenn am Ende auch die gesamte CSU-Fraktion zustimmt - wie angekündigt zum Abitur nach neun Jahren (G9) zurückkehren. Parallel dazu sollen Förderschulen und berufliche Schulen mehr Lehrer bekommen, Schulleiter sollen entlastet werden. Darauf verständigten sich ein Kabinettsausschuss unter Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Vertreter der Fraktion am Samstag in mehrstündigen Beratungen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

Entscheidung fällt am 5. April

An diesem Montag und Dienstag stehen nun weitere Gespräche der Staatsregierung mit Bildungs- und Haushaltsexperten der Fraktion und dann weitere fraktionsinterne Beratungen an. Die endgültige Entscheidung soll in einer Fraktionssitzung am 5. April fallen.

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Am Konzept von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) für die Gymnasialreform soll es demnach kaum mehr Änderungen geben. Somit soll das G9 zum Schuljahr 2018/19 eingeführt werden - und zwar für die Jahrgangsstufen fünf und sechs. Die jetzigen Viertklässler, die im Herbst auf das Gymnasium wechseln, wären also der erste G9-Jahrgang.

Diskussionsbedarf gab und gibt es noch über die Ausgestaltung der sogenannten "Überholspur": Schüler, die das Abitur auch weiterhin nach acht Jahren ablegen wollen, sollen eine Klasse auslassen dürfen, am ehesten die elfte. Hier sei noch über Wege diskutiert worden, um dies wirklich für größere Schülerzahlen attraktiv zu machen, hieß es.

Mehr Lehrer geplant

Beim geplanten Bildungspaket sollen die Details nach Angaben aus CSU-Kreisen nun noch mit der Fraktion festgezurrt werden. Klar aber ist, dass es für Förderschulen und berufliche Schulen mehr Lehrer geben soll. Auch für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen in Regelschulen soll es noch einmal zusätzliche Stellen geben. Wie viele Lehrerstellen es insgesamt neu geben soll, solle nun bei den weiteren Beratungen mit der CSU-Landtagsfraktion geklärt werden, hieß es.

Zudem sollen Schulleiter aller Schularten entlastet werden und die Schulverwaltung gestärkt werden. Damit wolle man den immer weiter zunehmenden Belastungen der Schulleitungen Rechnung tragen, hieß es.

Die Beratungen des Kabinettsausschusses dauerten dem Vernehmen nach rund fünf Stunden. Das Treffen sei zwar lang, aber sehr konstruktiv gewesen, hieß es. Das Gremium war von Seehofer kürzlich eingesetzt worden; ihm gehören neben Seehofer und Spaenle unter anderem Finanzminister Markus Söder und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner an.

Informatik bald als Pflichtfach

Details des Gymnasialkonzeptes sind seit einigen Tagen bekannt. Unter anderem soll der Unterricht am Nachmittag am G9 deutlich reduziert werden. In der Unter- und Mittelstufe beispielsweise soll es kaum mehr Nachmittagsunterricht geben. Insgesamt soll die Zahl der Wochenstunden im Vergleich zum G8 um etwa 18 Stunden steigen - und nicht einfach die aktuelle Stundenzahl auf neun Jahre gedehnt werden. Unter anderem sollen die Kernfächer gestärkt werden. Und: Informatik soll künftig Pflichtfach in allen Ausbildungsrichtungen werden.

Die SPD forderte die Staatsregierung derweil auf, trotz fehlender Gesetzesgrundlage sofort mit der Personalplanung für das künftige G9 zu beginnen. "Das G9 wird kommen. Jetzt geht es darum, eine vorausschauende Stellen- und Kostenplanung vorzunehmen", sagte der Bildungsexperte Martin Güll. Ansonsten drohten vielen Lehrern jahrelange Teilzeitverträge und Arbeitszeitkonten oder Lehrermangel.

Die Gefahr bei der Personalplanung besteht laut Güll in der Annahme, dass zur Einführung des G9 zum Schuljahr 2018/19 über Jahre hinaus weniger Lehrkräfte benötigt würden, ab 2025/26 steige der Bedarf aber sprunghaft an. "Wir haben aber jetzt tausende Gymnasiallehrer auf den Wartelisten. Diese fallen nach 2022 aus den Wartelisten und stehen spätestens dann nicht mehr zur Verfügung", betonte Güll. Seiner Meinung nach müssten deshalb zu jedem Einstellungstermin mindestens 10 bis 20 Prozent mehr Lehrer in den Schuldienst übernommen werden.

Auch Michael Piazolo (Freie Wähler) verlangte ein "sauberes Übergangsmanagement". "Allein für das Gymnasium rechnen wir in den kommenden Jahren mit einem Kostenvolumen von einer Milliarde Euro – entsprechend des Konnexitätsprinzips zu tragen vom Freistaat, nicht von den Kommunen", sagte er. Gleichzeitig müsse aber auch in alle anderen Schulen investiert werden, um deren hohe Qualität zu halten und den Bildungsstandort Bayern zu stärken. "Auch dafür gibt es in den nächsten Jahren einen Bedarf von einer Milliarde Euro."