So lief das erste Geschäftsjahr

Rote Zahlen: Ausgerechnet die Windkraft bremst Siemens Energy

10.11.2021, 16:28 Uhr

Die Windkraft soll das Zukunftsgeschäft von Siemens Energy werden, ist aber aktuell noch ein Sorgenkind. © Jens Büttner, NN

Unterm Strich machte der von Siemens 2020 abgespaltene Konzern einen Verlust von 560 Millionen Euro. Was aber auch eine gute Nachricht ist, denn vor einem Jahr betrug das Minus noch 1,9 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 28,5 Milliarden Euro.

Es wurmt den Vorstandsvorsitzenden Christian Bruch, dass es bei der Windkraft an Land so gar nicht rund läuft. „Bin ich damit happy? Nein“, sagt er mit Blick auf die Probleme bei der spanischen Windkrafttochter Gamesa, an der Siemens Energy zwei Drittel hält. Im August hatte Bruch sehr deutliche Kritik am Management geäußert, das im Laufe des Jahres komplett ausgetauscht wurde. Bei der Bilanz-Pressekonferenz wirkt er nun im Vergleich etwas besser gelaunt. Es mehren sich offenbar die Anzeichen, dass die Spanier in die Spur kommen.

„Das Management hat viel getan in den vergangenen Monaten. Noch sind nicht alle Probleme gelöst, aber es gibt große Fortschritte“, sagt Bruch. In den Bereichen Offshore-Windkraft und Service läuft Gamesa sogar über Plan: „Die wissen eigentlich, wie es geht“, betont der Energy-Chef. Nun müsse das Geschäft mit der Windkraft an Land nachziehen.

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Neben dieser Baustelle wirken sich Schwierigkeiten mit den Lieferketten sowie Restrukturierungsmaßnahmen negativ auf die Zahlen aus. In der konventionellen Kraftwerkstechnik-Sparte Gas and Power baut Siemens Energy Tausende Arbeitsstellen ab, was allein im vierten Quartal des gerade abgelaufenen Geschäftsjahres 222 Millionen Euro kostete. Weltweit ging die Zahl der Beschäftigten von 93.000 auf 91.000 zurück.

Insgesamt zeigt sich Bruch jedoch zufrieden mit dem Geschäftsjahr: „Ich bin stolz, was das Team geleistet hat“, sagt er und betont: „Wir haben in allen Geschäftsbereichen unsere führende Marktposition behauptet.“ Erfreulich sei insbesondere, dass die Kraftwerkssparte operative Fortschritte erzielt habe. Gas and Power konnte den Umsatz leicht auf 18,4 Milliarden Euro steigern.

Das Geschäft mit den großen Turbinen für Gaskraftwerke ist insgesamt zwar rückläufig, doch zumindest mit dem Service lässt sich immer noch gut verdienen. „Erdgas ist eine wichtige Brückentechnologie“, betont Bruch mit Blick auf die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft – und insbesondere auch mit Blick auf Deutschlands Ausstieg aus der Kernkraft.

So erfreulich die Zahlen bei Gas and Power derzeit noch sind, soll das künftige Wachstum aber vor allem durch erneuerbare Energien kommen. „Die neue Bundesregierung hat ein dickes Brett auf dem Tisch. Wir sind bereit, hier mitzugestalten.“

Die aktuellen Schwierigkeiten bei der Windkraft betreffen nicht allein die spanische Energy-Tochter Gamesa: Hohe Rohstoffpreise und lückenhafte Lieferketten treffen auch die Konkurrenz. Doch langfristig sei mit einer stetig steigenden Nachfrage zu rechnen, für die Jahre 2025 bis 2030 rechnet das Unternehmen mit einem Wachstum des Marktes von rund 33 Prozent.

Lieferketten bleiben heikel

Schon im neuen Geschäftsjahr will Siemens Energy einen großen Sprung in Richtung schwarze Zahlen machen, verkündet Bruch. Ob diese auch erreicht werden, dürfte weiterhin stark von Gamesa abhängen. Bruch geht zudem davon aus, dass die Probleme mit den Lieferketten auch 2022 bestehen bleiben. Ähnlich beurteilt er die Entwicklung der Rohstoffpreise. Wenn diese weiterhin steigen, aber Windkraftanlagen immer billiger werden sollten, dann funktioniere das nicht: „Wir werden auch über Preiserhöhungen diskutieren müssen.“

An der Börse kam Bruchs Bilanz insgesamt gut an, die Aktie lag am Mittwoch im Plus. Die Aktionäre bekommen auch schon eine erste kleine Dividende von 10 Cent je Anteilsschein: „Das unterstreicht, dass wir zuversichtlich sind, wie wir uns 2022 entwickeln.“