Club-Sportvorstand fordert Ersatzspieler: "Jetzt zeigen!"

20.1.2021, 05:54 Uhr

Halten Augen und Ohren offen, können aber nicht versprechen, dass bis 1. Februar noch der eine oder andere Neuzugang zum Club kommt: Sportvorstand Dieter Hecking (re.) und Trainer Robert Klauß. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Auf dem so genannten Transfermarkt ist gerade ungefähr so viel los wie in der Nürnberger Fußgängerzone nach 21 Uhr. Noch bis zum 1. Februar könnte auch der Sportvorstand Dieter Hecking shoppen gehen, hat allerdings kein Geld für neues Personal – und lässt es deshalb lieber gleich ganz sein. Könnte man meinen.

Außer Sponsoring- und TV-Einnahmen hat der Club in Corona-Zeiten praktisch keine, was sich dramatisch anhört und auch dramatisch ist, und zwar nicht nur für den 1. FC Nürnberg. Also trägt Hecking den alternativlosen Sparkurs seines Arbeitgebers natürlich mit; die Notwendigkeit, seine Mannschaft im Winter unbedingt verstärken zu müssen, sieht er ohnehin nicht.

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Stattdessen nimmt er lieber die in die Pflicht, die an Spieltagen zuletzt meistens auf der Bank herumsaßen, aber wie Nikola Dovedan im Unterhalt nicht gerade billig sind. "Wir haben hintendran ein paar Spieler, die sich jetzt zeigen müssen", fordert Hecking, "es liegt immer an den Spielern, so zu performen, dass sie mehr Einsatzzeiten bekommen." Indirekte Kritik auch an Fabian Schleusener, Adam Zrelak, Hanno Behrens oder Oliver Sorg und die Aufforderung an die hauseigenen Talente, richtig Gas zu geben. "Für unsere ganz jungen Leute wie Shuranov oder Latteier ist das auch eine Chance", glaubt Hecking, "auch die sind jetzt gefordert."

"Haben vor der Saison ja nicht so viel verändert"

Gefordert ist aber natürlich auch der Sportvorstand, um das fast Unmögliche vielleicht doch möglich zu machen. "Im Moment sehe ich viele Vereine, die ihren Kader verkleinern wollen, aber nicht ihre Top-Spielern abgeben", ist Hecking aufgefallen. Wenngleich es eine Garantie, dass Winter-Zugänge funktionieren, nicht gibt, das weiß Hecking aus langjähriger eigener Erfahrung. Zumal er sich aktuell bestätigt sieht in seiner qualitativen Einschätzung des Nürnberger Personals. Ganz okay, lautete sein Urteil im Sommer und lautet sein Urteil auch im Winter, obwohl Pascal Köpke mit seinem Kreuzbandriss weggebrochen ist und sich Virgil Misidjan nach Zwolle verabschiedet hat.

Nach der für die meisten einigermaßen traumatisch verlaufenen Vorsaison seien Rückschläge wie jetzt in Bochum nur logisch. "Wir haben vor der Saison ja nicht so viel verändert", erklärt Hecking, insofern sind 20 Punkte vor dem Hinrundenfinale am Sonntag gegen Hannover – eigentlich ganz okay. Und trotzdem: "Einzelne Spieler können noch besser spielen."

Das heißt aber auch: Viel mehr als ein nach Möglichkeit sorgenfreies Spieljahr ist mit dem vorhandenen Personal einfach nicht mehr drin. Über kurz oder lang werden sie sich verstärken müssen, um wieder ein bisschen ambitionierter sein zu dürfen. Die Frage ist nur, wie das gehen soll. Ohne Geld. "In Zeiten von Corona müssen wir alle neben den sportlichen Überlegungen auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten", erklärt Hecking. Also die Realität.

Beispiel gefällig? Dass der Sporting Clube de Braga die 1,5 Millionen schwere Kaufoption für Iuri Medeiros ziehen möchte, weiß Hecking auch nur von einem Internet-Portal. "Braga hat sich noch nicht bei uns gemeldet", sagt Hecking, der es zwar für denkbar hält, dass die Portugiesen eines Tages willig sein könnten zu zahlen. Bislang ist das aber nur ein frommer Wunsch. "Ich habe aktuell keine Informationen aus Braga."

Möller Daehli ein Kandidat?

Weil Stand gestern zudem weder für Hanno Behrens noch für Robin Hack oder für einen anderen ein konkretes Angebot vorliegt, deutet doch einiges darauf hin, dass bis zum 1. Februar höchstens marginale Veränderungen passieren. Wenn überhaupt.

Dass möglicherweise Mats Möller Daehli von KRC Genk zeitnah in Nürnberg aufschlagen könnte, wie verschiedene norwegische Medien berichteten, möchte Hecking zumindest nicht kategorisch ausschließen. "Solange ich keine Fakten habe, kommentiere ich keine Namen", entgegnete er, angesprochen auf den offenbar wechselwilligen Norweger.

"Wir schauen, wir beobachten den Markt, sprechen auch mit Leuten", sagt Hecking, "es ist aber mitnichten so, dass morgen einer vor der Tür steht."