Der HCE simuliert Würfe im Wohnzimmer

12.4.2021, 05:55 Uhr

"Wir wollen absolut keine Spätfolgen riskieren", sagt Tom Hankel, hier bei einem Spiel in der Arena mit Mannschaftsärztin Elke Lüst (links) und Physiotherapeutin Ulrike Rienecker. © Sportfoto Zink / Oliver Gold, NN

Natürlich waren sie beim HC Erlangen vorbereitet auf diese Situation. Theoretisch. Dass sie sich in dieser Saison trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und regelmäßiger Tests vielleicht irgendwann in Quarantäne begeben müssen, hatten sie geahnt. "Ursprünglich waren wir sehr gut vorbereitet", sagt auch Tom Hankel, der Co-Trainer, der sich maßgeblich um den Fitnesszustand der Bundesliga-Handballer kümmert. Praktisch wurden diese Vorbereitungen aber von der Realität überholt.

Vor zwei Wochen fielen gleich mehrere Corona-Tests beim HCE positiv aus, die gesamte Mannschaft und der Betreuerstab musste in Quarantäne. Zwar bekamen die Spieler von Sportland Erlangen sehr schnell Spinning Bikes, Hanteln und andere Trainingsgeräte nach Hause geliefert, nur hatte der Virus recht bald das halbe Team erwischt. "Und wer positiv getestet worden ist, hatte die klare Anweisung, die Füße still zu halten", sagt Hankel.

Anweisung: "Füße still halten"

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Noch ist unklar, wie sich die Erkrankung langfristig auf den Körper auswirkt. Weshalb in den letzten 14 Tagen auch diejenigen die Füße still halten mussten, die gar keine Symptome hatten. "Wir wollen absolut keine Spätfolgen riskieren", erklärt Hankel die klaren Vorgaben.

Für das Szenario, dass ein oder zwei Spieler betroffen sind und auch der Rest zu Hause bleiben muss, lagen die Pläne in der Schublade. So konnten sie nun aber nur sporadisch umgesetzt werden. Zumal die Profis, die nicht betroffen waren, in ihren vier Wänden sehr unterschiedliche Voraussetzungen vorfinden. Tatsächlich wurden je nach Wohnzimmergröße Lang- oder Kurzhanteln ausgeliefert, so mancher Spieler dürfte in den vergangenen zwei Wochen noch einmal die Inneneinrichtung überdacht haben.

"Wir vertrauen unseren Spielern", sagt Hankel

Wobei es für diejenigen, die trainieren durften, nicht damit getan war, ein bisschen auf dem reifenlosen Fahrrad zu strampeln oder ein paar Gewichte zu heben. Hankels Trainingsplan für den heimischen Flur sahen auch Antrittsübungen oder Wurfsimulationen mit Thera-Bändern vor. Das ganze Handball-Programm eben, es ging ja auch darum, den Körper auf die Belastung für die Zeit nach der Quarantäne bestmöglich vorzubereiten. Und anschließenden Verletzungen vorzubeugen. "Es ging schon darum, den Puls in Spielbereiche zu bekommen", sagt der 46-Jährige.

Ob auch im Homeoffice fleißig gearbeitet wurde, haben sie nicht überwacht - auch wenn das rein technisch möglich gewesen wäre. Als einer der wenigen Vereine in der Handball-Bundesliga sammelt der HCE seit drei Jahren auch im Training konsequent Daten. Mit Hilfe von Pulsuhren und einer App hätte Hankel schauen können, wer daheim zwischen Schlaf- und Badezimmer Sprünge, Landungen und Richtungsänderungen trainiert, aber in dieser Ausnahmesituation hat er das sein lassen. "Wir vertrauen unseren Spielern", sagt er.

Wird auch Minden verschoben?

Selbst wenn der gesunde Teil der Mannschaft fleißig war, wird der HCE die Folgen der Quarantäne natürlich noch etwas länger zu spüren bekommen. Sie konnten ja lange nicht zusammen trainieren. Zunächst einmal werden nun die Betroffenen im Wortsinne auf Herz und Nieren geprüft, erst nach einer Freigabe der Ärzte dürfen die Spieler wieder zurück in den Trainingsbetrieb. Und natürlich nur, wenn die Corona-Tests wieder negativ ausfallen.

Am kommenden Sonntag steht das Auswärtsspiel in Minden auf dem Programm. Nur wenn ausreichend Spieler fit sind, müssen sie auch antreten. Dass auch diese Begegnung möglicherweise verschoben werden könnte, hält Hankel nicht für unrealistisch.