Der Tore-Club: Auch Leibold lässt sich nicht lumpen

17.10.2017, 13:11 Uhr

Erst gegen 2 Uhr 30 bog der Mannschaftsbus aufs Vereinsgelände ein, andere hatten weniger Glück. Wegen einer Vollsperrung der A7 hinter dem Biebelrieder Dreieck standen etliche Augenzeugen des 4:3 in Darmstadt bis 5 Uhr morgens im Stau. Das Navi hatte die Fußballer und ihre Trainer und Betreuer gerade noch rechtzeitig gewarnt.

Am nächsten Vormittag wirkten die meisten dennoch einigermaßen ausgeschlafen und insbesondere zufrieden. Zufrieden mit den nächsten drei Punkten nach packenden 90 Minuten am Böllenfalltor. Der doch überraschende Sieg am Bundesliga-Absteiger hat den 1. FC Nürnberg bis auf Platz drei gespült – und dürfte noch mehr Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen mit sich bringen.

Werbung
Werbung

Auch Tim Leibold gab eine grandiose Vorstellung, allerdings erst nach der Pause. Sein Trainer setzte ihn zunächst auf die Bank, um noch personelle Alternativen zu haben, wenn der Gegner irgendwann müde wird. Und genauso ist es letztlich auch gekommen. Leibold bereitete das 2:1 per Traumpass vor und erzielte das 4:2 selbst.

"Überglücklich und stolz"

"Ein super Fußballabend", sagt Leibold am nächsten Vormittag, "wir sind überglücklich und stolz." Dass er wegen seiner anfänglichen Nicht-Nominierung einen dicken Hals hatte, wollte Leibold gar nicht abstreiten. "Ich hoffe, dass das nicht zur Gewohnheit wird, ich war genervt", gibt er zu, "im Endeffekt hat der Trainer aber alles richtig gemacht."

Seinen Treffer widmet er dem ganzen Verein, zumal er letztlich entscheidend sein sollte – nach ersten 45 Minuten, an denen nicht nur Leibold einiges auszusetzen hatte. "Das haben wir nicht gut gemacht", sagt Leibold, weil sich "wenig Räume zum Bespielen" ergaben, standen die Nürnberger meist sehr tief, ohne offensiv Nadelstiche setzen zu können. Was sich nach der Pause auch wegen Leibolds Einwechslung ändern sollte. "Ich bin froh, dass ich meinen Teil beitragen konnte."

Trotzdem erkennt Leibold weiter erhebliches Steigerungspotenzial; der neue Club hat noch Luft nach oben, gerade defensiv und in der Chancenverwertung. Nicht nur das 2:3 nach einem miserabel verteidigten Eckstoß sei "wieder so ein Ei" gewesen, findet Leibold, "wenn wir noch das 4:4 kriegen, beißen wir uns richtig in den Hintern." Sein Fazit: „Wir müssen einfach kompakter stehen und wieder gemeinschaftlicher verteidigen.“

Stressfreie Zerstörungswut

Schon am Sonntag, wenn Dynamo Dresden im Max-Morlock-Stadion vorbeischaut, dürfte die nächste Bewährungsprobe folgen. Wenn es gilt, vorn effizienter zu sein und hinten weniger zuzulassen. "Wir müssen sehen, dass wir die Situationen, die wir kreieren, in Tore ummünzen, haben wir nicht so einen Stress."

Erkennbar müde trat am Dienstagmittag auch noch der Trainer vor die Journalisten. "Phasenweise hätten wir den Gegner richtig zerstören können", sagt Michael Köllner, "an den Dingen müssen wir arbeiten." Ausgeschlafen. Und mit kräftigem Rückenwind.