Gegner-Check: Diese Bayern-Schwäche muss der Club nutzen

27.4.2019, 05:53 Uhr

So ist die Lage: Für die Fußballfans ist der Titelkampf 2019 ein Hochgenuss, denn so spannend war es schon lange nicht mehr: Nach 30 Spieltagen hat der FC Bayern München 70 Punkte auf seinem Konto – damit konnte man früher schon mal Meister werden. Heuer reicht das definitiv nicht, denn den Bayern sitzt Verfolger Borussia Dortmund mit nur einem Zähler Rückstand im Nacken. Der BVB, der lange Zeit selbst oben thronte, wartet nur auf einen Patzer des Rekordmeisters, der nach dem Sprung ins DFB-Pokalfinale sein zwölftes Double anvisiert.

"Wenn sich jetzt einer einen Ausrutscher erlaubt, ist die Meisterschaft entschieden", sagt Präsident Uli Hoeneß, der mit der nationalen Ausbeute seiner Bayern im Moment vollauf zufrieden ist – das frühe Champions-League-Aus im Achtelfinale gegen den FC Liverpool dagegen liegt ihm wohl immer noch schwer im Magen. Dennoch redete er den in der Vorrunde oft kritisierten Trainer Niko Kovac zuletzt demonstrativ stark.

Bayern rocken die Rückrunde

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Beeindruckend: Der FC Bayern spielt aktuell die zweitbeste Rückrunde seiner Bundesliga-Geschichte – die beste seit dem Triple-Saison 2012/13. Von 39 möglichen Punkten haben die Münchner bislang 34 eingefahren; lediglich in Leverkusen (1:3) gingen sie heuer leer aus. Nicht minder beeindruckend: Rekordmeister FC Bayern (28 Titel) präsentierte die Meisterschale seit 2013 sechsmal in Folge vom Rathausbalkon – eine einzigartige Serie für die Geschichtsbücher, die sie in ein paar Wochen noch toppen wollen.

Ausbaufähig: In allen sechs Auswärtsspielen im Jahr 2019 kassierten die Überflieger der Rückrunde mindestens einen Gegentreffer. Das mit 79 Treffern torhungrigste Team ist eben doch verwundbar. Die Club-Fans hoffen natürlich, dass diese Serie nicht ausgerechnet in Nürnberg reißt.

Lewandowski ist Bayerns Tor-Maschine

Im Fokus: Er trifft und trifft und trifft: Robert Lewandowski ist die Mensch gewordene Torgarantie der Liga. Beim grandiosen 5:0-Kantersieg der Bayern gegen Konkurrent Dortmund gelangen dem polnischen Nationalspieler seine Saisontore Nummer 20 und 21; zwölf weitere hat er vorbereitet. Zugleich sprengte er vor drei Wochen als fünfter Spieler die 200er-Marke in der Ewigen Torjägerliste der Bundesliga. Manfred Burgsmüller (213) und Jupp Heynckes (220) kann der 30-Jährige locker noch überholen; bei Klaus Fischer (268) wird es schwierig. Der legendäre "Bomber" Gerd Müller (365) bleibt unerreichbar.

Das Hinspiel: Wen wundert das? Auch in der Vorrundenpartie am 8. Dezember schlug Robert Lewandowski zweimal (9., 25.) zu. Damit war die Messe frühzeitig gelesen für den Club, der sich harmlos, planlos und mutlos präsentierte. "Ein respektvoller Sparringspartner", titelte die NZ nach der einseitigen Partie, in der die Gäste aus Franken nur ein einziges Mal auf das Münchner Tor schossen: Ondrej Petrak prüfte Nationaltorwart Manuel Neuer in der 89. Minute.

Für die Bayern, damals nur Dritter mit neun Punkten Rückstand zum BVB, hatte Franck Ribéry in der 56. Minute den 3:0-Endstand markiert. Danach hatten die drückend überlegenen Bayern den Schongang eingelegt. Immerhin: Der Club stand nach dem 190. bayerischen Duell als 15. noch über dem Strich.



Wer/Was ist neu? Nur zu gerne hätten die Bayern im Winter Verteidiger Lucas Hernandez (Atletico Madrid) und Stürmer Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) und verpflichtet, doch beide Arbeitgeber legten ihr Veto ein. So stieß Anfang Januar nur der bereits im Spätsommer verpflichtete der Kanadier Alphonso Davies von den Vancouver Whitecaps, der zum Zeitpunkt der Vertragsunterschrift noch nicht volljährig war, neu zu den Bayern-Profis. Sandro Wagner verabschiedete sich nach China.

Und sonst so? Kürzlich bezeichnete Uli Hoeneß den aus Bremen zurückgeholten Serge Gnabry (neun Tore, acht Vorlagen) als "die größte Überraschung in dieser Saison, und zwar in positiver Hinsicht". Ein paar Wochen zuvor hatte der Bayern-Boss noch über die Ernährungsumstellung des "U 21"-Europameisters auf vegane Kost gestichelt und augenzwinkernd angemerkt: "Das hat die Umsätze unserer Wurstfabrik stark nach hinten geschmissen."