Gemischte Gefühle bei den Baseballern der Fürth Pirates

1.6.2021, 10:13 Uhr

Aus Burgfarrnbach zum Deutschen Meister: Maurice Montgomery verlässt die Fürth Pirates und trägt künftig das Trikot der Heidenheim Heideköpfe. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN

Bewegung im Kader von Fürths Baseball-Piraten: Maurice Montgomery wechselt ab sofort zum amtierenden deutschen Meister, den Heidenheim Heideköpfen, dazu verlässt mit Joep Meulendijks der vielleicht beste Spieler aus familiären Gründen die Burgfarrnbacher. Auf der Haben-Seite stehen dafür ab sofort Rückkehrer Marcel Jimenez, ein echtes Fürther Eigengewächs, das aus Regensburg in die Heimat zurückkehrt, und der 25-jährige US-Amerikaner Rodney Gibson.

Georg Barth, der erste Vorsitzende der Pirates, hat deshalb gemischte Gefühle beim Gedanken an den Kader, bringt aber bei beiden Abgänge Verständnis mit: „Es ist auch für uns mehr als legitim, dass Maurice in die Bundesliga wechselt; wenn ein junger Mensch sich weiterentwickeln möchte, akzeptieren wir das natürlich. Für ihn ist es in der Bundesliga eine große Chance.“

U18-Meister und Vizemeister

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Dazu fließt noch eine Ausbildungsvergütung von rund 2000 Euro in die Kassen der Fürther, schließlich war Montgomery, bis auf einen dreijährigen Abstecher nach Regensburg, von Kindesbeinen an ein Pirat.

Ebenfalls schmerzlich ist der Abgang des Niederländers Meulendijks: „Menschlich und sportlich tut Joeps Abgang natürlich weh. Er war ein lieber, netter und hilfsbereiter Kerl, der super ins Team gepasst hat. Er ist ein sehr guter Pitcher, der uns fehlen wird. Je besser der Pitcher ist, desto besser ist das Team, weil er ihnen Vertrauen gibt.“

Bei Meulendijks ist es eine Entscheidung für die Familie, wie Barth erklärt: „Joep und seine Frau sind vor kurzem Eltern geworden und wollen näher an der Familie in den Niederlanden sein und den Lebensmittelpunkt dorthin verlagern. Ich hab’ vollstes Verständnis dafür. Für uns gilt aber auch: Baseball hängt nicht an einem Spieler. Wir werden’s trotzdem überleben.“

Umso erfreulicher ist die Rückkehr von Marcel Jimenez, der seinen Vertrag bei den Guggenberger Legionären Regensburg aufgelöst hat und nach Fürth zurückgekehrt ist. Regensburg ist die große Anlaufstelle für alle, die vom Sprung über den großen Teich in die Major League Baseball (MLB) träumen – oder schlichtweg bei einem der erfolgreichsten Baseball-Vereine Deutschlands den Durchbruch in der Bundesliga schaffen wollen.

Familiär verwurzelt

Sieben Jahre spielte der 25-Jährige in der Oberpfalz, gewann dort die deutsche U18-Meisterschaft, wurde 2015 und 2016 jeweils Vizemeister in der Bundesliga und lief schließlich regelmäßig für die Nationalmannschaft auf, mit der er den vierten Platz bei den Europameisterschaften 2016 erreichte.

Durch die langjährige Erfahrung des Outfielders und Pitchers erhofft sich Barth sofortige Unterstützung: „Schön, dass Marcel wieder da ist. Wir mussten ihn nicht abwerben, er hat sich bei uns gemeldet. Für uns ist er eine Bereicherung, zumal er familiär auch bei uns verwurzelt ist.“

Wurzeln schlagen hingegen muss erst noch Rodney Gibson. Der Mann aus Canton in Ohio kam als Soldat der US Army nach Hohenfels und hat dort seine Frau kennengelernt. Der Liebe wegen blieb Gibson in Deutschland und ist nun in der Nähe von Nürnberg heimisch geworden, hat zudem eine Arbeit als Messebauer gefunden. Vor seiner Zeit in der US-Armee hat Gibson Erfahrungen als Third Baseman und als Catcher im College-Baseball sammeln können. Laut Barth ist das Niveau des College-Baseball gut vergleichbar mit dem der zweiten deutschen Liga.

Wunderdinge erwartet er vom US-Amerikaner zu Beginn noch nicht, man müsse bei ihm noch ein wenig Geduld mitbringen: „Vielleicht ist er noch ein bisschen eingerostet, weil er länger nicht gespielt hat, aber wer sich in den USA unter der großen Anzahl an Spielern im College durchsetzt, der kann was, der ist über dem Durchschnitt.“

Zum ersten Mal in Aktion war am Sonntag dann von den beiden Neuzugängen auch zunächst nur Marcel Jimenez. Und der erlebte mit seinen Fürthern bei den Ingolstadt Schanzern einen Auftakt nach Maß: 11:0 und 4:3 hieß es nach offensiv bemerkenswerten Leistungen auf der Anzeigentafel zugunsten der Pirates, die damit nach Spieltag eins die Tabellenführung geentert haben.

Warten auf den Rasen

Bis zum Heimdebüt wird es allerdings noch ein wenig dauern, denn: der Rasen in Burgfarrnbach ist noch nicht richtig angewachsen. Auch eine Folge der Corona-Pandemie, so Barth: „Für den Rasen benötigen wir eine Spezialfirma und die ist im Moment sehr gut ausgelastet, weil durch den fehlenden Spielbetrieb Vereine aller Sportarten ihren Rasen austauschen.“

Darum tauschen die Pirates nun im Juni das Heimrecht, spielen am 6. Juni bei den Baldham Boars und am 20. Juni bei den München Caribes. Was danach folgt, hängt vom Burgfarrnbacher Rasen ab. Was im Umkehrschluss bedeutet: Im August gibt es fast jede Woche ein Heimspiel. Vielleicht auch wieder mit Zuschauern, wenn es die Inzidenz denn zulässt.