Gereifter Pinola ordnete sich dem Teamgeist unter

2.3.2014, 20:32 Uhr

Jürgen Klinsmann hatte einst mit einem beherzten Tritt in eine Werbetrommel seinen Bekanntheitsgrad gesteigert. Auch Javier Pinola trug schon ein Kapitel zu den skurrilsten Auswechslungen in der Bundesligageschichte bei. Am Samstag musste der Argentinier in der Partie bei Borussia Dortmund auch vorzeitig vom Feld. Doch Gertjan Verbeek musste keine unschönen Begleiterscheinungen befürchten. Die natürliche Autorität des Trainers des 1.FCN sowie die gereifte Denkweise des „giftigen Gauchos“ führten dazu, dass die personelle Rochade unspektakulär ablief. Pinola fügte sich nicht nur klaglos, sondern konnte seine Auswechslung sogar absolut nachvollziehen.

Rückblende: Am 20. Spieltag der Saison 2006/07 empfing der Club den FC Bayern München. Pinola war früh gelb-verwarnt und trotzdem nicht davon abzuhalten, sich mit Bayerns Hasan Salihamidzic ein Duell an der Grenze der Legalität zu liefern. Dem damaligen Club-Trainer Hans Meyer schwante Böses und er nahm Pinola schon nach 19 Minuten vom Feld. Das Blut des Argentiniers brodelte, er zog sein Trikot aus, und hätte er nur weit genug werfen können, hätte er es Meyer direkt vor die Füße geknallt. So aber landete es auf halbem Weg hinter der Auswechselbank.

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„Das war damals keine gute Reaktion von mir“, sagte Pinola am Sonntag. Gestraft war er seinerzeit aber genug gewesen. Der Club siegte nach Treffern von Ivan Saenko, Markus Schroth und Robert Vittek, und von jener denkwürdigen Partie waren wenig später etliche T-Shirts und Plakate in Umlauf gebracht worden: „3:0 – Ich war dabei“. Pinola aber eben nur bis zur 19.Minute.

Mit diesem Hintergrund war es geradezu verblüffend, wie friedlich seine Auswechslung diesmal vonstatten ging. Nach vier Fehlpässen und einem kapitalen Stellungsfehler hatte Verbeeks Geduld ein Ende. Er stand nach 35 Minuten mit Ersatzspieler Emanuel Pogatetz an der Seitenlinie, wartete auf Pinola und streckte ihm entschuldigend die Hand entgegen. Pinola tat es ihm gleich und behielt diesmal sein Trikot am Körper. „Ich habe ihm gesagt, Pino, das geht so nicht und er hat gesagt, ,das stimmt‘“, erzählte der Club-Coach.

Pinola hatte einen gebrauchten Tag erwischt, der eigentlich gar nicht so gebraucht war. Pinola war nur beim Versuch gescheitert, die fußballerische Übermacht des Gegners im Selbstversuch zu lösen. „Ich war sehr damit beschäftigt, einen Weg zu finden, den Ball von hinten rauszuspielen. Aber ich habe keine Anspielstation gefunden. Und dann wurde der Druck einfach immer sehr groß“, gestand er. Statt sich der Sorgen mit langen Bällen zu entledigen, hatte Pinola ihn dummerweise in die Füße des Gegners gespielt, weshalb Verbeek das Gefühl beschlich, die Unsicherheit eines Einzelnen würde irgendwann sicher ansteckend auf die Mitspieler wirken. „Man darf nicht warten, bis es zu spät ist“, sagte der Niederländer, der Pinola aber zugestand „auch einmal schlecht zu spielen“. Auf dem Weg in die Kabine wurde der Argentinier von den mitgereisten Fans mit „Pinola, Pinola“-Rufen getröstet.

Doch auch ohne ihn hatte der Club gegen Dortmund keine Chance. Am Ende stand es 0:3. T-Shirts oder Plakate wird es von dieser Partie keine geben. Sicher nicht deshalb war Pinola auch eine Nacht nach der Auswechslung ganz entspannt. „Ich bin jetzt 31 Jahre alt und ein bisschen ruhiger geworden. Ich habe keine Probleme gemacht, sondern stehe voll hinter seiner Entscheidung. Er hat das für die Mannschaft gemacht und nicht gegen mich. Deshalb ist das auch okay“, sagte der Linksverteidiger, der insgeheim damit rechnet, am Samstag gegen Bremen wieder das Vertrauen des Trainers zu spüren, das aber natürlich nicht explizit so ausdrückt: „Ich war in den letzten fünf, sechs Spielen sehr gut drauf. Diesmal hatte ich einfach einen schlechten Tag.“