Handball-Bundesliga

Arena "ausverkauft": HCE unterliegt Lemgo, feiert aber ein Handballfest

17.6.2021, 20:54 Uhr

Die Zahl des Tages: 1700 Fans durften wieder in die Nürnberger Arena. © Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo

Im Oberrang. Im Unterrang. Hinter dem Tor. Und sogar dort, wo in den vergangenen Wochen die zahlreichen verletzten Profis des HC Erlangen Platz genommen hatten, saßen sie: die Zuschauer. 1700, genauso viele waren auch behördlich zugelassen, waren an diesem heißen Sommerabend in die Arena Nürnberger Versicherung gekommen, um ein kleines bisschen fränkische Handball-Geschichte mitzuerleben. Das erste Heimspiel des HCE vor Publikum seit dem 11. Oktober 2020. Mit einem Gewinnspiel hatte der Verein nachgeholfen und noch ein paar Resttickets unter das Volk gebracht, um schließlich vermelden zu können: Ausverkauft!

Damit widersetzte sich der Klub einem Trend, der bundesweit und sportartenübergreifend in den letzten Wochen zu beobachten war: Nur weil die Leute wieder kommen dürfen, heißt das nicht, dass sie auch kommen. Prominentestes Beispiel dieser Tendenz war das erste deutsche Gruppenspiel bei der Fußball-EM in München, wo rund 1000 Plätze leer geblieben waren, die hätten besetzt werden können.

Den 1700 war all das: egal. Sie klatschten mit ihren Klatschpappen, immer wieder, so lange bis der HCE zum Abschluss kam, erfreuten sich am Erlebnis Live-Sport, so dass es sich nach einem deutlich größeren Publikum anfühlte. Auch wenn am Ende ein verdienter Auswärtserfolg des TBV-Lemgo stand, feierte Nürnberg endlich mal wieder ein Handballfest.

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Der Mannschaft konnte die Kulisse nur gut tun, hatte sie doch mit Benedikt Kellner den nächsten Ausfall zu verkraften. Mit einem dick einbandagierten Arm in einer Schlinge nahm der verletzte Spielmacher neben dem verletzten Spielmacher Nico Büdel hinter der Erlanger Bank Platz. Weiterhin fehlten Steffen Fäth, Nikolai Link, Petter Overby, Antonio Metzner, Sime Ivic, Klemen Ferlin und Maximilian Jaeger.

Offenes Spiel trotz stark dezimierter Erlanger

Die Mannschaft stellte sich also von selbst auf gegen Lemgo, den frisch gebackenen DHB-Pokalsieger: Tarek Marschall, der 20-Jährige, lenkte das Offensivspiel, Benjamin Meschke verteidigte für ihn. Den beiden und ihren Teamkameraden gelang das zunächst außerordentlich gut, nach einer Viertelstunde war eine 10:7-Führung der Lohn. Einmal mehr hatten sie in dieser Phase einen Faktor zwischen den Pfosten: Martin Ziemer war erneut kaum von der Außenposition zu bezwingen. Angetrieben vom guten Jonathan Carlsbogard glichen die Gäste in der 22. Minute erstmals wieder aus, das 12:12 bremste die Hausherren, die seit der Ludwigshafener Niederlage in Magdeburg am Mittwochabend den Klassenerhalt auch theoretisch sicher haben, aber keineswegs aus. Sie blieben im Spiel, mit der Pausensirene traf Johannes Sellin zum 17:17.

Es blieb auch danach ein offenes, ein ausgeglichenes Spiel, was dem mehr als dezimierten HC Erlangen kaum hoch genug anzurechnen ist. Immerhin war der TBV mit der Empfehlung aus fünf Erfolgen in Serie angereist. Lemgo kam allerdings etwas leichter zu Torerfolgen, der HCE musste hart arbeiten. Sellin und Christopher Bissel zogen in dieser Phase ihr Team mit, mit viel Einsatz, mit schnellen, spektakulären Gegenstößen und natürlich mit Toren.

Dreizehn Minuten vor dem Ende führten die Gäste mit einem Treffer, als Erlangens Trainer Michael Haaß Bissel in der Defensive nach vorne zog und offensiver verteidigen ließ. Haaß‘ Gegenüber Florian Kehrmann reagierte sofort mit einer Auszeit und machte damit alles richtig: Die Schlussphase, in der Simon Jeppssons Fehlwurf von der Siebenmeterlinie besonders bitter war, gehörte voll und ganz den Gästen, die am Ende eben doch von der breiteren Tiefe im Kader zehrten und verdient mit 35:31 gewannen.
Und es war dennoch: ein Handballfest. Dank der 1700.

Erlangen: Ziemer, Boieck; Sellin 5, Lex, Bialowas 1, Marschall 1, Firnhaber 2, Bissel 4, Mosindi 3, Schäffer 1, Meschke, Gruchalla 2/2, Jeppsson 11/1, Olsson, Bauer.