Jahrhundert-Derby in Nürnberg: Stuhlfauth und die Meister-Geister

9.6.2020, 15:50 Uhr

Der Club besiegte die Titelverteidiger aus Fürth mit 2:0 und feierte seine Meister-Premiere. Seither schwebt der Geist des legendären Torwarts Heiner Stuhlfauth über dem Valznerweiher, bekam bald Gesellschaft von späteren Meister-Geistern und schließlich dem Abstiegsgespenst. Mysteriös war dieser Club immer, sogar in glückseligen Zeiten, als ein Phantom aus der Slowakei die Fans verzückte; nach der Ära Marek Mintal kehrten die bekannten Schreckgespenster zurück.

Furchteinflößend war Fußball in Nürnberg oft, schon lange vor der Zeit der Geisterspiele, jetzt ist der Absturz in die Dritte Liga die Horrorvision, und der Schritt von der Horrorvision in den Albtraum ist in Nürnberg erfahrungsgemäß ein kleiner. Düstere Wochen in leeren Stadien: Dass die Pandemie-Pause dem Hundert-Jahr-Jubiläums-Derby jetzt den kalendarisch perfekten Tag beschert, mutet beinahe plausibel an, die trostlose Kulisse passt ja perfekt zur gruseligen Lage.

"Ich habe Dir nicht den Geist der Verzagtheit gegeben" 

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Gesucht wird diesmal: ein fränkischer Geister-Meister. Nürnberg ist historisch schlecht, Fürth gerade nicht besser – oder noch schlechter; der Club holte vier Punkte aus fünf Geisterspielen, das Kleeblatt zwei aus vier. Was den 1. FC Nürnberg noch retten könnte? Der Geist natürlich. "Ich habe Dir nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern des Mutes", so hat Pfarrer Christian Stuhlfauth einmal mit Blick auf seinen Lieblingsverein aus der Bibel zitiert – er ist der Großneffe von Heiner Stuhlfauth.