Keine Gnade für die Wade: In 16 Stunden auf den Mount Everest

4.5.2021, 05:55 Uhr

Einsamer Rekordversuch: 75 Mal nonstop fuhr Florian Zeibig vom Fuße der Mittelbergwand, vorbei am weit über den Hirschbachtal hinaus bekannten Norissteig über den Sprungstein bis hinauf zum Noristörl.   © Jürgen Leißner, NN

Nach Nepal ist der Extremsportler dazu allerdings nicht gereist. Stattdessen fuhr er das Noristörl in seiner Heimat 75 Mal nonstop rauf und runter:

Zwei Australier hatten vor einigen Jahren die Idee, eine Herausforderung für Ausdauersportler ins Leben zu rufen, bei der die Zeit keine, sondern lediglich das Ankommen die entscheidende Rolle spielt. Dabei entwarfen sie ein denkbar einfaches Regelwerk: Fahre mit dem Rad einen Berg in deiner Nähe so oft immer wieder rauf und runter, bis du so viele Höhenmeter gefahren bist, dass man die geographische Höhe des Mount Everest (8848 Meter) erreicht hat. Die einzigen Bedingungen sind, dass keine Schlafpausen eingelegt werden und der Anstieg immer derselbe bleibt.

Florian Zeibig ist begeisterter Rennrad- und Mountainbikefahrer. Normalerweise nimmt er jährlich an mehreren Rennen verteilt über das ganze Jahr teil. Wegen Corona hat schon lange keines mehr stattgefunden und es ist noch unklar, wann es wieder weitergehen kann. Da der Hirschbacher dennoch bestens in Form ist, musste eine Alternative her. In den sozialen Medien hatte er bereits mehrere Berichte über Sportler gesehen, welche die Everesting Challenge absolviert hatten.

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Im heimischen Hirschbach war eine geeignete Strecke für den Kraftakt schnell gefunden. Vom Fuße der Mittelbergwand, vorbei am weit über das Hirschbachtal hinaus bekannten Norissteig über den Sprungstein bis hinauf zum Noristörl. Die Strecke: 1,2 Kilometer lang mit rund 120 Höhenmetern. Zeibigs Ziel: innerhalb von 16 Stunden diese 75 mal zu meistern, um den höchsten Gipfel der Welt in den Waden zu haben.

Start in den frühen Morgenstunden

Ausgerüstet mit Stirnlampe und passender Kleidung geht es in den frühen Morgenstunden des 1. Mai für Florian Zeibig um 4 Uhr zum ersten Mal mit seinem Lapierre Bike hinauf zum Noristörl. 74 weitere Runden sollen folgen. Von Anfang an mit dabei ist seine wichtigste Helferin, Ehefrau Lena. Auf halber Höhe hat sie ihre Verpflegungsstelle aufgebaut und versorgt ihren Mann bis in den Abend mit Getränken, Energieriegeln, Gels und Broten. Ihr wichtigster Part blieibt aber die moralische Unterstützung.

Der Morgennebel lichtet sich und die Bedingungen für Florian Zeibigs Vorhaben könnten nicht besser sein. An der Strecke gibt es von da an immer wieder Unterstützung von Freunden und Familie. Allen voran Schwager Jakob. Freunde und Bekannte die wegen der geltenden Beschränkungen nicht vor Ort sein können, werden über Instagram immer wieder mit Updates versorgt. Jugendfreund Michael Rupprecht begleitet Florian am Vormittag bei einigen Auf und Abfahrten, Basti Schuster aus München und Ehefrau Lena am Nachmittag.

Bei seiner Everesting Challenge erhielt der Hirschbacher auch Unterstützung von seinem Arbeitgeber XLC Bike Parts aus Schweinfurt und Radsport Schillinger aus Amberg um seinen Freund und Rennradprofi Andreas Schillinger. Mit deren Unterstützung kann auch die nasskalte Witterung am späten Nachmittag den Drang zum Everest nicht stoppen.

Ziel am frühen Abend erreicht

Ehefrau Lena war gleichzeitig Motivatorin und Servicestation für Florian Zeibig.   © Jürgen Leißner, NN

Um kurz vor 20 Uhr ist Florian Zeibig dann an seinem Ziel angekommen. Für die 75 Auf- und Abstiege von der Mittelbergwand bis hoch zum Noristörl benötigte er exakt 16:00:57 Stunden, die er ohne Unterbrechung im Sattel verbrachte. Eine absolute Punktladung mit seiner selbst gesetzten Zeitvorgabe. Wobei die Zeit bei diesem Event ja eigentlich keine Rolle spielt.

Frei nach dem Motto "keine Gnade für die Wade" standen am frühen Abend dann sogar 9.078 Höhenmeter und 189,6 Kilometer zu Buche. Die erste Gratulantin am Gipfel war natürlich seine Lena.