Kleeblatt: Mit kühlem Kopf und kontrollierten Emotionen

9.8.2014, 05:58 Uhr

Als Motivationskünstler muss Fürths Trainer Frank Kramer vor dem Derby gegen den 1. FC Nürnberg gewiss nicht fungieren. "Es ist eine reizvolle Partie, ein Abendspiel mit einer unheimlich tollen Atmosphäre, die wir dann versuchen, auf dem Platz entsprechend umzusetzen." Der 42-Jährige ist eher darum bemüht, die Vorfreude zu kanalisieren und in die richtigen Bahnen zu lenken. Der Kopf wird in diesem Nervenduell die wohl entscheidende Rolle spielen, entsprechend ausgeglichen versucht man in Fürth, die Partie anzugehen.

Dass in einem Derby die Art der Zweikampfführung an den Grenzbereich und leicht darüber hinaus verschoben wird, ist gemeinhin bekannt. Szenen, wie sie sich schon des öfteren zwischen den rivalisierenden Parteien abgespielt haben, wenn eine gesunde Galligkeit mit Giftigkeit verwechselt wurde, will auch Trainer Kramer nicht sehen. Die Wahl der Mittel soll sich im regelkonformen Bereich abspielen. "Wir müssen konzentriert arbeiten und viel Engagement zeigen. Aber jeder muss bei sich bleiben – in jeglicher Hinsicht", verlangt Kramer einen kühlen Kopf und kontrollierte Emotionen in einem Spiel, das mehr als alle anderen von Gier, Leidenschaft und Kampf lebt. "Wir wollen uns wehren und am Ende durchsetzen. Aber es muss diszipliniert sein, wir dürfen nicht überschäumend sein, sonst passieren Fehler, die den Spielausgang maßgeblich beeinflussen", meinte der 42-Jährige.

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Die menschliche Tragödie um Ilir Azemi hat in der Vorbereitung auf das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg einen großen Raum eingenommen, den Fußball in den Hintergrund und den Fokus auf das Wesentliche im Leben geworfen. Je näher das Derby rückt, umso mehr wird die Aufmerksamkeit wieder auf das Sportliche gerichtet. Eine "Alle-für-Ilir"-Mentalität könnte sich sogar positiv auf das Auftreten seiner Mannschaft auswirken, wie Kramer findet: "Ilir kann für jeden ein Grund mehr sein, über einen gewissen Punkt hinauszugehen. Dann ist es sicher hilfreich." Dem pflichtete auch Martin Meichelbeck, Sportpsychologe und Leiter des Lizenzbereichs, bei: "Wenn so etwas passiert, rückt man als Mannschaft noch enger zusammen." Kapitän Wolfgang Hesl kündigte an, mit der Mannschaft "vor dem Spiel für Ilir beten" zu wollen: "Er ist ein sehr gläubiger Mensch."

Bei allen Emotionen verknüpft Kramer seine Hoffnung auf einen Derby-
sieg aber eng mit seiner taktischen Ausrichtung. 17.200 Zuschauer sollen Zeuge sein, wenn sein Team über sich hinauswächst und dem Club, "der gut gestartet ist und eine gute Truppe hat" (Kramer), eine empfindliche Niederlage beibringt: "Wir müssen den Gegner robust, aber auch präzise beschäftigen. Auch wenn er im Ballbesitz ist, wollen wir Druck ausüben."

Personell muss Fürth neben Azemi, der nach einer auskurierten Bänderverletzung bis zu seinem Unfall kurz vor dem Sprung in den Kader stand, auch auf Florian Mohr (Innenbandanriss im Knie) sowie weiterhin auf Johannes Wurtz (Patellasehnenreizung) und Mark Flekken (Kreuzbandriss) verzichten.