Kleinendorst: "Meine Spieler sind wie meine Kinder"

22.1.2020, 21:14 Uhr

Hat bereits angedeutet, welch großer Verstärkung er für die Ice Tigers sein könnte: Jack Skille. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn

Als Katie Kleinendorst (29) im Sommer 2019 ihren Vater Kurt anrief, tat sie das nicht nur, um ihm zu sagen, dass er in seinem Wohnort Park City, Utah, neue Bewohner begrüßen könne. Sie dachte an Eishockey, aber sicher nicht daran, dass dieser Anruf ausschlaggebend dafür sein würde, dass die Thomas Sabo Ice Tigers im Januar 2020 einen neuen Stürmer verpflichten würden. Doch genau so war es. Jack Skille, der in seinen ersten beiden Spielen für die Ice Tigers drei Tore erzielte und morgen bei den Kölner Haien (19.30 Uhr/Magenta Sport) wieder stürmen wird, wäre ohne Katie wohl nie in Franken gelandet. "Das ist ein lustiger Zufall. Sie rief mich an und sagte, dass da ein Spieler wäre, den ich mal treffen solle", erzählt Kurt Kleinendorst (59).

"Er hätte ein furchtbares Jahr in der Schweiz gehabt, und meine Tochter sagte, ,ich glaube, du könntest ihm guttun‘." Also trafen sich der Coach und Skille, der Mann einer guten Freundin von Katie, auf ein Bier in Park City. "Er hat von der Zeit in der Schweiz erzählt, und dass es das für ihn gewesen sei. Ich habe gesagt, dass er sich das gut überlegen solle, denn wenn man sich so entscheidet, ist das für immer", sagt Kleinendorst. Zum Saisonstart versuchte er, Skille dann nach Nürnberg zu lotsen, doch die Umstände passten nicht, der Stürmer sagte ab, und die Ice Tigers verpflichteten Jim O’Brien. "Doch alle meine Spieler sind für mich wie meine Kinder, das kann man glauben oder nicht", sagt der Coach, der zuvor nie mit Skille gearbeitet hatte, aber seit dem gemeinsamen Bier mit ihm in Kontakt blieb.

Werbung
Werbung

Skille hat beim Team Energie freigesetzt

Vor ungefähr sechs Wochen wachte Skille dann eines Morgens auf und schickte eine Nachricht an Kleinendorst. Der Inhalt: "Ich bin bereit zu spielen." Dieses Mal musste zunächst der Trainer absagen, weil im Kader kein Platz war. Kleinendorst klopfte aber bei Geschäftsführer Wolfgang Gastner die Möglichkeit ab, Skille zu verpflichten. "Ich weiß es zu schätzen, dass der Verein das möglich gemacht hat", unterstreicht der Trainer und fügt lachend an: "Wenn es Richtung Playoffs geht, habe ich Jack und Jim." Nicht unerheblich für die Stimmung im Team sind die Rückkehr des lange verletzten O’Brien und der geholte Skille jetzt schon. "Sie gaben uns einen Schub. Als klar war, dass Jack zu kommt, hat das in der Kabine neue Energie freigesetzt, die Jungs hofften auf Hilfe", so Kleinendorst über die Gemütslage nach acht Niederlagen am Stück. "Jack ist ein Routinier, er kam nicht in die Kabine und hat große Töne gespuckt. Er sucht seinen Weg, muss alle kennenlernen."

Aufgefallen ist der US-Amerikaner dagegen durch Tore, einen sehr gefährlichen Schuss sowie unerwartet hohes Tempo. "Ich habe Zwölfjährige trainiert, Thanksgiving und an Weihnachten gespielt, sonst nicht", beschreibt der 32-Jährige die vergangenen Monate. An ein Tief, das ihm nach der langen Pause drohen könnte, denkt er nicht. "Ich versuche, Selbstvertrauen aufzubauen, so wie das Team." Dass er in einer schweren Phase kam, ist ihm klar. "Während einer langen Saison gibt es immer ein paar Schlaglöcher auf dem Weg. Aber man darf sich nicht zu weit runterziehen lassen", so Skille weiter. Mit dem 6:3 vom Sonntag gegen Köln haben die Ice Tigers nun zwei Siege am Stück geholt, das morgige Gastspiel bei den seit acht Partien sieglosen Haien ist weiter höchst brisant. Mit noch einem Triumph würde Nürnberg an Köln vorbeiziehen und sich den Playoffs wieder weiter annähern. Katie Kleinendorst würde sich darüber vermutlich auch freuen.