MVP des TV 48 Erlangen: Das Finale der Judo-Bundesliga

14.10.2020, 17:26 Uhr

In einem Kampf ist man auf 180, vollgepumpt mit Adrenalin. Tristan Kuhlmann liebt das. "Ein Wettkampf ist viel intensiver als Training, man ist nur in seiner eigenen Welt, auf das Hier und Jetzt fokussiert." Der 19-Jährige aus Altdorf hat beim heimischen Turnverein als Judoka angefangen, nach zwei Jahren in der zweiten Liga wollte er sich in diesem Jahr erstmals in der Herren-Bundesliga beweisen. Deshalb wechselte er zum Erlanger Turnverein.


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Der erste Kampf in der besten Liga des Landes war eigentlich schon für April geplant, wegen Covid-19 aber sagte der Verband alle Bundesliga-Spieltage ab. Lange konnten die Erlanger nur trainieren. Am vergangenen Samstag aber fand die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft statt, das Bundesliga-Finale in Turnierformat. 18 Erlanger reisten dafür nach Senftenberg, darunter der junge Tristan Kuhlmann.

"Das Hygienekonzept vor Ort hat mich beeindruckt", sagt er, immerhin waren mehrere Hundert Athleten und Betreuer in der Niederlausitzhalle versammelt. "Die Corona-Maßnahmen waren sehr streng", sagt Heiko Koch, der Erlanger Abteilungsleiter. "Es wurde penibel auf die Regeln geachtet, auf den Begegnungsflächen mussten alle Masken tragen." Und auch der Turnverein hat im Vorfeld einiges organisieren müssen, um teilnehmen zu können. "Wir sind mit eigenem Bus angereist, vorher haben wir alle einen Corona-Test gemacht", sagt Koch. "Es war mit Abstand der aufwendigste Wettkampf unserer Vereinsgeschichte. Doch es war für mich ein super Erfolg, auch wenn wir nichts gewonnen haben."

"Jeder Sieg ist Bonus"

Seit Jahren behauptet sich der Turnverein in der Bundesliga als Amateurmannschaft unter Profis. Auch bei dem Finalturnier traten die Erlanger in einem Feld mit Olympiasiegern und Weltranglisten-Kämpfern an. Platz sechs war am Ende daher keine Überraschung, sonderlich enttäuscht waren Kuhlmann und seine Teamkollegen dann auch nicht.

"Das Finale wurde in einem coolen Modus ausgetragen", sagt der Neu-Erlanger, "alle Mannschaften konnten mindestens sechs Kämpfe machen", auch diejenigen, die mit den vorderen Plätzen nichts zu tun hatten. "Die ersten beiden Kämpfe haben wir 0:7 verloren, "doch haben uns nicht unterkriegen lassen", sagt Kuhlmann. "Einmal waren wir zumindest nur unterlegen."

"Wenn ich nicht gerade gegen die Weltspitze kämpfe, möchte ich gewinnen"

Natürlich mache es keinen Spaß zu verlieren, "doch wenn man mit der Einstellung hinfährt, dass jeder Einzelsieg ein Bonus ist", war auch diese Meisterschaft ein kleiner Erfolg. Kuhlmann trat in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm an. Er hatte nur deutsche Gegner, keine internationalen Top-Stars. "Beim ersten Kampf war ich noch ein bisschen verschlafen, die anderen beiden habe ich gewonnen, damit war ich zufrieden." Sein Anspruch in diesem Jahr: "Wenn ich nicht gerade gegen die Weltspitze kämpfe, möchte ich gewinnen." Unter den nationalen Talenten gehört er zu den Besten, im März holte er bei der Deutschen U21-Meisterschaft Bronze.

Beim Bundesliga-Finale gab es keine Medaille. Kuhlmann sagt trotzdem: "Es war geil, wir haben danach im großen Bus noch gefeiert, die Stimmung ist einfach super, wir haben ein paar Bier getrunken". Nachts um 1 Uhr kamen die Judoka wieder in Erlangen an, "ich habe dann noch bei einem Kumpel übernachtet". Nach dem Kampf, dem Spaß und dem Adrenalin "fällt man in ein richtiges Loch". Dazu kommen Schmerzen, die man nur nach einem Wettkampf spüre: "Man hat immer blaue Flecken oder Zerrungen, nicht nur Muskelkater. Jede Bewegung im Wettkampf ist auf 100 Prozent Kraft ausgelegt", sagt Kuhlmann.

Doch auch die Schmerzen sind gut, sie zeigen, dass endlich wieder Wettbewerb war. Bis zu nächsten müssen die Judoka lange warten. Kuhlmann will dabei bleiben, auch wenn er zum Studieren nach Innsbruck gezogen ist. Er will das Adrenalin wieder spüren. Immer wieder.