Rams verlieren erneut: Schwächephase im falschen Moment

21.8.2017, 12:41 Uhr

Nach der Heimniederlage gegen Kirchdorf haben sich die Nürnberg Rams nun endgültig aus dem Rennen um den Aufstieg verabschiedet. © Sportfoto Zink / DaMa

Wer nach der Szene suchte, in der sich die Rams aus dem Meisterrennen in der zweiten Liga Süd verabschiedeten, der fand sie Mitte des letzten Viertels in der Partie gegen Kirchdorf. Gerade eben war Florian Rabe, Nürnbergs talentiertester Passempfänger, noch einmal nahe der gegnerischen Endzone dem braunen Ei hinterher gehechtet – vergeblich, nun stapfte er frustriert Richtung Ersatzbank. Vier Buchstaben brüllte Rabe über das Zeppelinfeld, während er sich den Helm vom Kopf riss, vier Buchstaben, die im Englischen Frustration und Enttäuschung recht präzise zusammenfassen.

Die Wortwahl von Salimir Mehanovic, seinem Trainer, fiel wenig später etwas eleganter aus, frustriert und enttäuscht war aber natürlich auch er über dieses 22:33 (0:7,6:14,8:6,8:6) gegen die Wildcats, die sich nun mit Ravensburg um die Meisterschaft und den Aufstieg in die erste Liga streiten dürfen. "Wir haben die Saison nicht jetzt, sondern am Anfang verloren", stellte Mehanovic fest.

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Bittere Niederlagen in der Schwächephase

Am Anfang hatten seine Rams die Wildcats noch in Kirchdorf mit 55:34 überrannt, vielleicht hatte da schon der ein oder andere begonnen zu träumen. Von einer dominanten und endlich auch einmal konstanten Saison der Rams. Vom Aufstieg in die höchste Spielklasse. Davon, sich mit den besten Footballern des Landes messen zu dürfen.

Dass sich Anthony James Springer in dieser Partie eine Sperre über zwei Spiele einfing, schien lediglich eine Randnotiz zu sein, wenige Wochen später wussten sie es besser. Der Aufsteiger Fürstenfeldbruck bereitete den Rams und James Slack, Springers Vertreter als Quarterback, keine Sorgen, dann gingen aber die Auftritte zu Hause gegen Wiesbaden und in Albershausen verloren.

"Gegen Ravensburg und Kirchdorf kann man schon mal verlieren", fasste Robert Hager am Samstagabend die vergangenen Wochen zusammen, "aber diese Spiele", sagte er über die Schwächephase Ende Mai, "musst du einfach gewinnen".

Schwache erste Halbzeit

Hager ist vor der Saison aus Berlin aus der ersten Liga gekommen, er war Europameister und ist mit seinen zwei Metern Körpergröße und rund 145 Kilogramm eine echte Erscheinung in der Offenseline. Bislang schien er den Erfolg regelrecht angezogen zu haben in seiner Karriere, doch dieser Saison wird er nicht allzu viel Positives abgewinnen können.

Kirchdorf streckt sich nach dem Spielgerät, die Rams tun das oft vergeblich. © Foto: Daniel Marr/Zink

Mit einem Sieg gegen Kirchdorf hätten sich die Rams die Chance bewahrt, noch einmal in den Kampf um den Titel eingreifen zu können. Auch Ravensburg hatte zuletzt etwas geschwächelt, am Samstag machten Nürnbergs beste Footballer aber vor allem in der ersten Hälfte nicht den Eindruck, dass sie in den verbleibenden Spielen in Wiesbaden (26. August) und daheim gegen Gießen (2. September) noch eine Aufholjagd starten wollten. Bis zur Pause zog Kirchdorf mit 21:6 davon, dass die Rams die Viertel Nummer drei und vier jeweils knapp für sich entschieden, brachte sie nicht entscheidend weiter.

Mehr als Verletzungspech

"Heute geht es darum, wer es mehr will. Heute zeigt sich, ob es eine gute Saison wird oder nicht" – diese Sätze hatte Mehanovic seinem Team in der Kabine mit auf den Weg gegeben und der Wille war ihnen tatsächlich auch nicht abzusprechen, am Ende erlaubten sie sich aber einfach zu viele Fehler und Strafen. Wie sich das erklären lässt? Mit der Besetzung, glaubt der Trainer, und erzählte noch diese Geschichte: Vor der Partie hatte Mehanovic aus Versehen die Aufstellung om ersten Spieltag ausgedruckt. 73 Spieler standen ihm damals zur Verfügung, am Samstag gegen Kirchdorf waren es dann nur noch 39, dabei hätte er 50 für die Begegnung nominieren können. Rotieren lässt sich da kaum noch.

Das Verletzungspech hat ihnen zuletzt immer mehr zugesetzt, "vielleicht", überlegte Hager, "müssen wir mehr Energie in die Vorbereitung stecken". Dass sie am Stock gehen, findet er, sei kein Zufall, aktuell kommt auch noch die Urlaubszeit hinzu – Football ist in Deutschland eben immer noch ein Amateursport. Was man allerdings auch hört: Dass es bei den Rams im Moment auch ein wenig am nötigen Trainingsfleiß und an der Disziplin fehlt seit der bitteren Niederlage im Spitzenspiel gegen Ravensburg.

"Der Peak ist noch nicht erreicht"

Salimir Mehanovic will die Saison trotz der jüngsten Niederlage und unabhängig von den beiden verbleibenden Auftritten als Erfolg werten. "Es ist mein drittes Jahr als Cheftrainer", sagt er, "und wir haben jedes Jahr einen Schritt nach vorne gemacht. Der Peak ist noch nicht erreicht."

Der Höhepunkt kommt seiner Meinung erst noch, auch nächste Saison will er mit seiner Mannschaft wieder angreifen, im Idealfall steht ihm dann noch mehr Geld für die Zusammenstellung dieser Mannschaft zur Verfügung. Andere Teams wie Kirchdorf leisten sich vier sogenannte Importspieler aus den USA, die Rams nur zwei. Bis zu einem gewissen Grad ist der Erfolg planbar.

Auf den hofft auch Robert Hager, der in Nürnberg weitermachen will. "Das Kapitel hier ist für mich noch nicht abgeschlossen", sagte er, nachdem er sich unter der Dusche abgekühlt hatte und noch einmal zurück aufs Feld geschlappt war; auf dem Kopf einen Sonnenschirm, obwohl sich die Sonne schon hinter die Steintribünen verzogen hatte. Auch diese Szene passte recht gut zum Tag, an dem sich die Rams aus dem Meisterrennen verabschiedet hatten.