Schützengilde Puschendorf: "Es wäre schade, wenn unser Verein einschlafen würde"

30.12.2020, 17:34 Uhr

Wenn Hedwig Waldmann von früher im Schützenverein erzählt, dann hat man die guten alten Zeiten direkt vor Augen: Das Schützenheim war brechend voll, eine Glocke von Zigarettenrauch lag über der Gesellschaft, die sich herrlich bei Bier und Braten unterhielt, während die Schützen an den Schießständen um Ruhm und Ehre feuerten. Und im Sommer erst: die Schützenfeste, als es darum ging, den Vogel abzuschießen, um den neuen Schützenkönig zu finden. Zeiten, an die sich in Puschendorf noch viele Aktive und Ehemalige erinnern.


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Hedwig Waldmann und ihr Ehemann Karl, beide mittlerweile 79 Jahre alt, trugen maßgeblich dazu bei, dass die Feste der Schützengilde Puschendorf wurden, was sie sind: lebendige Erinnerungen an goldene Zeiten.

Es war 1972, als Freunde Karl Waldmann davon überzeugten, mit zu den Schützen zu kommen. Er ist bis heute geblieben, im gleichen Jahr fing auch Tochter Christine mit gerade mal elf Jahren an, beide fanden sofort Gefallen an diesem Sport. Ein paar Jahre später folgte dann auch die Gattin. "Ich war halt immer dabei", sagt sie und lacht. Die beiden arbeiten als Team zusammen, wie sie es nun seit mittlerweile über 60 Jahren immer gemacht haben; dieses Jahr feierten die Waldmanns Diamantene Hochzeit.

Niemand musste hungern

Während ihr Mann draußen an den Schützenständen dafür sorgte, dass alles reibungslos verläuft, stellte Hedwig Waldmann in der Küche sicher, dass die Festgesellschaft nicht vom Fleisch fiel.

Das allerdings war nur eine von vielen Aufgaben, denn das Jahr in der Schützengilde reduzierte sich nicht nur auf rauschende Feste. Die Heizungsüberwachung, Reinigungsarbeiten und vor allem die Pflege und Betreuung des Schützenhauses – all das regelten die Waldmanns. "Im Grunde hat jeder immer alles gemacht, auch, als wir das Schützenheim errichtet haben."

Das hat noch heute einen besonderen Stellenwert. "Das Schießhaus war uns immer heilig, einfach, weil es dort immer schön war. Und es gab immer was zu tun." Das Pflaster vor der Sportstätte hat – wer auch sonst? – Karl Waldmann eigenhändig mit anderen verlegt.

Verantwortung übernimmt der Schütze aber nicht nur dort. Über die Jahre ist er Vorsitzender, trainiert die Jugendmannschaften – und wird 1986, 2005 und 2018 Schützenkönig. Damit ist er aber nicht der Einzige in der Familie: 2016 gelingt es auch seiner Ehefrau, die Ehre der Schützenkönigin zu erlangen, obwohl die 79-Jährige "immer nur aus Gaudi schießt", wie sie betont. Heute schießen die beiden nur noch bei Vereinswettbewerben.

Zweimal in der Woche fahren sie zum Schützenheim, um nach dem Rechten zu sehen oder, vor Corona, an den Vereinssitzungen teilzunehmen. Es seien vor allem die Kameradschaft und die Anekdoten, warum sich die Arbeit lohne. Besonders in Erinnerung geblieben sind die gemeinsamen Fahrten der Truppe zu Turnieren, bei denen man immer zusammensaß und den Landkreis auch kulinarisch entdeckte.

Zwei Gemeinderäte fielen ins Wasser

Und natürlich das spontane Fischerstechen auf dem Weiher neben dem Schützenhaus in den 90er-Jahren: "Damals hat uns der Gemeinderat zum Sommerfest überrascht. Was für eine schöne Erinnerung, auch wenn zwei Gemeinderäte ins Wasser gefallen sind", erzählt die Puschendorferin mit einem Lachen.



Gerade diese geselligen Veranstaltungen seien es, die nicht erst in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen seien. Zwar sind die Waldmanns immer noch engagiert, doch sie machen sich Sorgen, wie es in Puschendorf weitergeht: "Die Leidenschaft fürs Schießen hat zwar mit dem Alter nachgelassen, aber die Begeisterung für den Verein und die Kameradschaft ist immer noch da. Die Motivation weiterzumachen, ist da, weil es an Nachwuchs fehlt. Es wäre schade, wenn unser Verein einschlafen würde."

Damit das nicht passiert, braucht es Ehrenamtliche wie Karl und Hedwig Waldmann. Die Belohnung? Erlebnisse und Erinnerungen an goldene Zeiten, die sehr lange Zeit bestehen bleiben.