Selke vor HCE-Geisterspiel: "Keine Horrormeldungen"

24.10.2020, 15:04 Uhr

"Man muss optimistisch bleiben", findet René Selke. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / WoZi

NN: Herr Selke, wie viel kostet den HC Erlangen ein Geisterspiel?

René Selke: Eine genaue Zahl zu nennen, wäre nicht seriös, weil es ja auch darauf ankommt, ob es bei einem Geisterspiel bleibt oder ob noch weitere dazukommen. Es ist auf jeden Fall ein fünfstelliger Verlust.

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NN: Selbst wenn eine Auslastung von 20 Prozent erlaubt ist, macht der Verein Minus.

Selke: Ich gehe davon aus, dass diese Regelung bestehen bleibt, denn selbst wenn sich die Infektionszahlen wieder bessern, kann man nicht davon ausgehen, dass es größere Lockerungen gibt. Obwohl sich der Sport, der gerade spielt, ja sehr gut schlägt. Es gibt beim Handball keine Horrormeldungen. Alle halten sich an die Regeln, was ja nicht bei jeder öffentlichen Veranstaltung der Fall ist.

NN: Wie viele Geisterspiele kann der HC Erlangen verkraften?

Selke: Es ist schwer abzuschätzen, wie lange man diese Situation durchhält. Sollte sie sich bis weit ins nächste Jahr hinein nicht wesentlich verändern, kann man den Spielbetrieb nicht unter den Voraussetzungen fortführen, die ursprünglich angedacht waren. Dann muss man seine Pläne anpassen. Trotzdem: Es gibt so viele Probleme, aber wir müssen weiter in Lösungen denken. Und ich bin optimistisch, dass wir trotz gestiegener Zahlen gute Events in Nürnberg durchführen können.

NN: Empfinden Sie es als fair, dass sich alles am Inzidenzwert orientiert? Bislang ist ja kein Handballspiel zum Corona-Hotspot geworden.

Selke: Natürlich würden wir uns wünschen, dass Behörden da flexibler agieren. Gleichzeitig wissen wir, wie schwierig es ist, hier Entscheidungen zu treffen. Die Politik muss das große Ganze im Blick behalten. Wir können nur versuchen, Argumente für einen Spielbetrieb mit Zuschauern zu liefern. Ich finde das tun wir und nach dem ersten Heimspiel wurden wir ja von allen Seiten gelobt.

NN: Haben sich die Bundesliga-Klubs eine Deadline gesetzt, bis zu welchem Punkt man den Betrieb aufrecht erhalten will?

Selke: Nein, die gibt es nicht. Wir tauschen uns jede Woche aus. Es gibt da kein Konkurrenzdenken, sondern es geht darum: Wie halten wir die Sportart über Wasser? Bislang sind alle der Meinung, dass wir das weiter durchziehen wollen. Man muss optimistisch bleiben.

"Eine große Ehre für jeden einzelnen Spieler"

NN: Nicht ganz so optimistisch sind die Vereine, wenn es darum geht, demnächst wieder Nationalspieler abzustellen.

Selke: Es geht überhaupt nicht darum, die Konfrontation zu suchen. In Europa gibt es zahlreiche Hochrisikogebiete. Solange unklar ist, ob die Spieler danach zwei Wochen in Quarantäne müssen, müsste die ganze Handball-Bundesliga zwei Wochen pausieren, da sie einen Großteil aller Nationalspieler stellt. Natürlich wollen wir aber, dass sich die Verbände auf die WM im Januar vorbereiten können – sofern sie denn stattfindet. Es ist ja auch eine große Ehre für jeden einzelnen Spieler.

NN: Bis zum 31. Oktober können die Bundesligisten einen Antrag auf staatliche Förderung für entgangene Zuschauereinnahmen stellen. Hat der HCE das getan?

Selke: Der HC Erlangen hat den Antrag noch nicht gestellt, wird ihn aber stellen. Das liegt daran, dass das Richtlinienpapier gefühlt im Wochenrhythmus geändert wird. Dass es für den Sport eine große Hilfe ist, steht außer Frage – wenn man die Förderung denn am Ende gewährt bekommt. Es ist nicht so einfach, wie es oft dargestellt wird. Da werden nicht einfach mal so 200 Millionen Euro ausgeschüttet.