Wechsel im "Staff"

Nach acht Jahren:SpVgg Greuther Fürth trennt sich von Torwarttrainer Christian Fiedler

1.6.2023, 10:39 Uhr

Von seinen Aufgaben entbunden: Christian Fiedler war seit 2015 Torwart-Trainer. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Es lohnt sich, bei Alexander Zorniger genauer hinzuhören. Vor einer Woche, auf der letzten Pressekonferenz der Saison, sollte der Trainer des Kleeblatts eine vermeintlich einfache Frage beantworten. Die, ob er angesichts des Aufstiegs der U19 und der guten Entwicklung der U23 auch schon ein bisschen Vorfreude auf die kommende Spielzeit verspüre - oder ob er sich einfach nur auf den Urlaub mit seiner Familie freue.

Zorniger erzählte von seinen Besuchen bei der U19, davon, dass es dort "ganz viele Jungs gibt, auf die wir ein Auge werfen", von seinen Planungen, das ein oder andere Talent im Sommer in Testspielen mitspielen zu lassen, von der starken zweiten Liga mit großen Gegnern, von einer "richtig interessanten Aufgabe nächstes Jahr, da freuen wir uns drauf".

SpVgg Greuther Fürth verkündet Abgang von Fiedler

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Die meisten seiner Kollegen hätten ihre Ausführungen mit diesem Ausblick beendet und auf die nächste Frage gewartet. Zorniger aber fing nochmal an - und sprach dann einen Satz, der rund um das letzte Heimspiel gegen Darmstadt (4:0) von vielen Menschen rund um den Ronhof diskutiert wurde. "Wir haben diese Woche noch viele Gespräche geführt mit unterschiedlichen Gruppen und Personen im Verein", erzählte er. "Da werden wir Entscheidungen treffen fürs nächste Jahr, auch die ein oder andere, die vielleicht nicht so prickelnd ist, wo gefragt wird: Warum und wieso?"

Diese Entscheidungen zu treffen sei "die Aufgabe von Führungspersonen im Verein" - nur welche sie da ausgehend von ihren Gesprächen gefällt haben, blieb zunächst unklar. Am Donnerstagvormittag um 10 Uhr gab die Spielvereinigung bekannt, dass sie "sich dazu entschlossen" habe, "einen Wechsel auf der Position des Torwarttrainers vorzunehmen" und Christian Fiedler von seinen Aufgaben zu entbinden.

Man habe dem 48-Jährigen parallel "eine Position in unserem NLZ angeboten, in dem er mit seiner umfangreichen Erfahrung einen großen Mehrwert in der Ausbildung unserer jungen Keeper bieten könnte", ließ Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi in einer Mitteilung ausrichten. Ob Fiedler, der dem Vernehmen nach in Fürth einen unbefristeten Vertrag hat, dieses Angebot annimmt, ist aber noch offen - genauso wie der Name seines Nachfolgers.

Der ehemalige Bundesliga-Torwart von Hertha BSC war im Sommer 2015 als Nachfolger von Frederik Gößling, den es zu RB Leipzig zog, nach Fürth gekommen. Beim Kleeblatt war er zunächst im Trainerstab von Stefan Ruthenbeck, später dann auch bei Janos Radoki, Damir Buric und Stefan Leitl. Sie alle mussten irgendwann gehen (oder gingen im Falle Leitls selbst), nur Fiedler blieb dem Kleeblatt all die Jahre treu.

Frei von Kritik war der 48-Jährige aber nicht - im Gegenteil. Viele Beobachter attestierten den Fürther Torhütern, für die Fiedler verantwortlich war, nur wenig Entwicklung, Torhüterexperte Sascha Felter, der auf Twitter regelmäßig eine "Keeperanalyse" erstellt und für das Magazin "11 Freunde" schreibt, machte in der Bundesliga-Saison bei Sascha Burchert, Marius Funk und Andreas Linde dieselben taktischen Schwächen aus. Unter anderem, dass sie "zu überstürzt das Eins gegen Eins suchten oder bei Fernschüssen zu weit vorne standen und letztlich weniger Reaktionszeit bei den Schüssen zur Verfügung hatten".

Trainer Zorniger äußerte sich im Oktober 2022 deutlich

Hinter vorgehaltener Hand äußerte sich über die Jahre auch mancher im Verein kritisch, wenn es beispielsweise um Fiedlers Einschätzungen zu Torhütern ging, von denen er offenbar mehr hielt als manch anderer - und für deren Einsätze er sich vehement eingesetzt haben soll. Dass Alexander Zorniger aber genaue Vorstellungen von seinem "Staff", also dem Team ums Team, hat, machte er bereits nach seinem ersten Training in Fürth deutlich.

"Wir lernen uns alle kennen", antwortete er auf die Frage nach seinem Trainerteam - das ja teils aus Kollegen bestand, die er bis zu seiner Unterschrift in Fürth nicht kannte. "Wenn ich nicht die Überzeugung hätte, dass es mit uns etwas Gutes werden könnte, dann wäre ich nicht hier." Dennoch müssten sie sich alle erstmal kennenlernen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen, "genauso wie ich mir alles anschaue, gucken die sich auch alles an", sagte Zorniger. Ende Oktober 2022. Schon damals lohnte es sich, ihm genauer zuzuhören.