Trainer findet deutliche Worte

"Wir führen keinen Zweikampf": Leitl kritisiert seine Fürther nach dem 0:4 in Gladbach

21.11.2021, 15:31 Uhr

Mit der Gesamtsituation überfordert: Die Fürther Paul Seguin (links) und Julian Green nach dem 0:4 in Gladbach.   © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Am Ende war dann doch alles wie immer. Stefan Leitl sagte einige Worte zum Spiel und musste anschließend ein paar Minuten lang zuhören, wie sein gegnerischer Kollege über drei Punkte, schöne Tore und noch schönere Geschichten sprach. Diesmal war es Adi Hütter, der am Samstagabend bei der Pressekonferenz nach dem 4:0 gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth über vier Treffer, das Bundesliga-Debüt eines Eigengewächses und einen "Stangerlschuss" von Lars Stindl redete.

Von einem guten Spiel des Kleeblatts sprach der Trainer von Borussia Mönchengladbach hingegen nicht. Zumindest diese Konstante hatte Stefan Leitl bei seiner ernüchternden Tour durch die Stadien der Bundesliga bislang ja immer begleitet. In steter Regelmäßigkeit hörte man die Verantwortlichen anderer Vereine über diesen tapferen Tabellenletzten sprechen, der eigentlich mehr verdient gehabt hätte. Der, wenn er so weiter macht, schon noch seine Punkte holen wird.

An diesem zwölften Bundesliga-Spieltag aber war der Tabellenletzte tatsächlich einfach nur der Tabellenletzte. "Wir waren heute nicht in der Lage, ein gleichwertiger Gegner zu sein", sagte Stefan Leitl zur elften Niederlage im zwölften Spiel, die nicht nur aufgrund des Ergebnisses eine der deutlichsten in dieser Saison war. Seine Mannschaft haben "gegen einen Gegner gespielt, der uns in allen Bereichen überlegen war".

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Diese Überlegenheit zeigte sich bereits nach neun Minuten, als die Gladbacher sich nach einem Ballverlust von Kapitän Branimir Hrgota einmal quer über den Platz kombinierten und Jonas Hofmann zum 1:0 traf. "Das erste Gegentor ist deutlich besser zu verteidigen", kritisierte Leitl. "Wir waren in dem Raum, in dem wir Überzahl schaffen wollten, führen dort aber keinen Zweikampf. Wenn Du das nicht machst, wirst Du irgendwo Unterzahl haben. Das war dann eben im Zentrum."

Tatsächlich war der Plan der Fürther zu Beginn zumindest zu erkennen. "Wir wollten am Flügel pressen und dort Ballgewinne erzielen", erklärte Leitl hinterher in kleiner Runde. Nur nutzt das schönste Pressing nichts, wenn die Spieler zwar hoch anlaufen, aber nicht mit vollem Elan versuchen, den Gegner unter Druck zu setzen. Zur schwachen Offensive kam eine ebenfalls überfordert wirkende Defensive, die immer wieder Abstimmungsprobleme hatte.

Patrick Herrmann und Alassane Plea konnten diese Fehler zunächst nicht nutzen. Dann aber schenkte Fürths Torhüter Marius Funk den Gladbachern in der 28. Minute das 2:0, weil er Florian Neuhaus den Ball genau in den Fuß spielte. Um 15.58 Uhr stand die zehnte Niederlage in Folge eigentlich schon fest. Spätestens als Plea kurz vor der Pause zum 3:0 traf, war allen der knapp 40.000 Zuschauer klar, wer am Ende als Sieger vom Platz gehen würde.

In der Kabine spürte Stefan Leitl in der Pause "eine große Verunsicherung", der er mit einer Systemumstellung auf ein 5-3-2 und zwei personellen Wechseln begegnete. Dass es die beiden Führungsspieler Branimir Hrgota und Julian Green erwischte, durfte man durchaus als Zeichen verstehen. "Wir wollten mehr Stabilität haben, was zwingend notwendig war", sagte der Fürther Trainer. Die Leistung von Hrgota und Green "war nicht gut, sie war aber auch bei anderen nicht gut", betonte er. "Ich hätte auch andere rausnehmen können."

Tat er aber nicht. Die beiden Offensivspieler hatten schlicht zu wenig getan, vor allem in ihrer Rolle als Gesichter dieser Mannschaft. Für Kapitän Hrgota war das besonders bitter, weil er bei seiner Rückkehr nach Gladbach schon nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. "Das muss er akzeptieren", sagte Leitl. Später erwischte es in Paul Seguin einen weiteren Führungsspieler, der nach gut einer Stunde vor dem 0:4 den Ball verloren hatte - auch wenn er, wie alle Fürther, in der entscheidenden Situation vehement auf Foul reklamierte.

Von den Spielern, die das Kleeblatt im Aufstiegsjahr getragen haben, war in Mönchengladbach nicht nur auf, sondern auch abseits des Rasens nichts zu sehen. Während Neuzugang Max Christiansen sich geduldig und offen den Fragen der Journalisten stellte, trotteten seine Kollegen hinter ihm mit gesenktem Blick zum Bus. "Es muss erst einmal jeder für sich selbst verarbeiten, was er falsch gemacht hat und in sich gehen", sagte Christiansen, "und dann müssen wir als Team besprechen, was wir besser machen müssen."