Tristesse trotz Bogenlampe: FCN schafft wieder keinen Sieg

23.10.2020, 20:51 Uhr

Hatte die größte Club-Chance in Durchgang zwei: Fabian Schleusener. © Sportfoto Zink / Daniel Marr

Schon der Weg zum Max-Morlock-Stadion gab dem Abend eine traurige Note. Sämtliche Buden hatten zu, Menschen waren eine Stunde vor dem Anstoß so gut wie keine unterwegs. Alles wie ausgestorben, wo sonst das Leben tobt. Sonderspielbetrieb heißt das, wenn in Corona-Zeiten beim Fußball keine Zuschauer erlaubt sind.

Somit blieben wieder ungefähr 49.700 Plätze frei, wie schon zwischen Ende Mai und Mitte September. Atmosphärisch hatte die Zweitliga-Partie 1. FC Nürnberg gegen den Karlsruher SC somit nicht viel bis gar nichts zu bieten, wovon sich die 22 Profis da unten auf dem Rasen offenbar beeindrucken ließen.

Werbung
Werbung

Nach 90 Minuten stand ein leistungsgerechtes 1:1. Erneut hatte es der Club nicht geschafft, eine Führung über die Zeit zu bringen. Lohkempers 1:0 nach einer Viertelstunde ließ Wanitzek in der 53. Minute den Ausgleich folgen; selbst in Überzahl nach Kothers Platzverweis tat sich der Club schwer damit, Chancen zu kreieren. Bereits während der Pressekonferenz am Donnerstag hatte Robert Klauß von sich aus ein paar Minuten erbeten, um die Badener in gebotener Ausführlichkeit zu loben. Mangels Zeit nach dem 2:2 in Sankt Pauli sollte sein Personal vor allem per Videostudium erfahren, wie der letztjährige Aufsteiger zu packen sein könnte: über Zweikämpfe, Zweikämpfe, Zweikämpfe und die Bereitschaft, auch lange Strecken im Sprint zurückzulegen. Nürnberg, diesmal gegen den Ball mit Fünferkette, stellte geschickt die Räume zu, allerdings auf Kosten der internen Balance.

Nach vorn ging in den ersten 15 Minuten so gut wie gar nichts, bis Lohkemper eine Idee hatte. Damit wäre er wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen, wenn der Karlsruher Kobold seinen Schuss aus rund 25 Metern nicht abgefälscht hätte. In hohem Bogen flog die Kugel in Richtung Tor und fand einen Weg hinter die Linie. Schlussmann Gersbeck sah mindestens unglücklich aus.

Schäffler offenbar erschöpft

Der erste von drei Höhepunkten vor Pause, wobei die anderen beiden lediglich mit viel Wohlwollen als solche bezeichnet werden können. Fünf Minuten nach dem 1:0 klärte Rückkehrer Mühl in höchster Not, aber gekonnt gegen U21-Nationalspieler Kother, zehn Minuten später traf Geis beim Drei-gegen-Drei in letzten Platzdrittel eine merkwürdige Entscheidung. Anstatt auf rechts zu Torjäger Schäffler zu passen, setzte er lieber Innenverteidiger Sörensen in Szene. Es blieb beim 1:0.

Auch sonst war die erste Halbzeit nur ansatzweise gut; auf der vom Dauerregen aufgeweichten und glitschigen Wiese ließ sich kaum kombinieren, zudem vermieden beide Mannschaften das letzte Risiko. Daran änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht viel; Köpke stürmte mit Beginn der zweiten Halbzeit für den offenbar erschöpften Schäffler, womit es der Club fortan ganz vorn in etwas kleinerer Aufstellung probierte.

Drei Frische nach einer Stunde

In Regensburg, gegen Darmstadt und in Sankt Pauli hatten die Nürnberger ja jeweils einen Vorsprung noch hergeben, was sie jetzt natürlich unbedingt vermeiden wollten. Acht Minuten nach Wiederbeginn ist es trotzdem wieder passiert, weil die Verteidigung bei einer Flanke von Thiede mal wieder etwas zu sorglos wirkte. Weder Mühl noch Valentini fühlten sich für Wanitzek zuständig, der unbedrängt einköpfen konnte.

Aussetzer in der letzten Reihe ziehen sich wie ein roter Faden durch die noch junge Runde; was sie sich vorn aufbauen, reißen sie hinten wieder ein. Nach knapp einer Stunde versuchte es Trainer Klauß mit gleich drei frischen Kräften; Nürnberger, Schleusener und Dovedan sollten wohl vor allem das spielerische Niveau etwas anheben, die um sich greifende Müdigkeit nur 78 Stunden nach der Rückkehr aus Hamburg am Dienstagmorgen konnten die Eingewechselten aber auch nicht kaschieren.

Herzlich wenig Ideen

Nürnbergs Aufbau mangelte es mehr und mehr an Struktur und Präzision, Ideen hatte auch keiner mehr. Auch in der verbleibenden Zeit hörte man viele Schreie und sah wenig Fußball, Gelb-Rot für den Karlsruher Kother passte da prima ins Bild (76.).

Die Gäste beschränkten sich danach aufs humorlose Verteidigen des Unentschiedens, mussten sich aber eigentlich bloß hinten reinstellen. Dem Club fiel selbst in Überzahl herzlich wenig ein. Schleuseners Abschluss geriet harmlos (79.), Mühl und Dovedan hatten in der Nachspielzeit die letzten Möglichkeiten. An einem aus Nürnberger Sicht ausgesprochen trostlosen Abend im Max-Morlock-Stadion.

1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini (83. Singh), Mühl, Margreitter, Sörensen, Handwerker - Geiß, Krauß (58. Nürnberger) - Lohkemper (58. Schleusener), Hack (58. Dovedan) - Schäffler (46. Köpke)

Karlsruher SC: Gersbeck - Thiede, Bormuth, Kobald, Heise - Fröde, Gondorf, Djuricin (46. Wanitzek), Choi (78. Goller), Kother - Hofmann

Tore: 1:0 Lohkemper (15.), 1:1 Wanitzek (53.) | Gelbe Karten: Nürnberger - Gondorf, Kother, Gersbeck, Wanitzek | Gelb-Rote Karte: Kother (75.) | Schiedsrichter: Osmers (Hannover)