Viel Gift, null Tore: Kein Sieger im Derby

24.11.2012, 17:22 Uhr

Er will doch nur spielen, aber sie lassen ihn nicht: Fürths Edu im Nahkampf mit den Nürnbergern Nilsson und Pinola. Tore hatte das 255. Frankenderby nicht zu bieten, dafür jede Menge Rangeleien. © Zink

Gänsehautstimmung schon vor dem Anpfiff: Die Fans beider Lager feierten friedlich - mit tollen Choreografien im ausverkauften Ronhof. Personell setzte Mike Büskens wieder auf die zuletzt gesperrten Routiniers Milorad Pekovic und Thomas Kleine, Nürnbergs Dieter Hecking brachte für den gesperrten Timo Gebhart Alexander Esswein - und damit die offensivere Variante gegenüber Hanno Balitsch. Gebhart gab trotzdem alles - im Gästeblock unter 2030 Nürnberger Fans.

15.30 Uhr, eine geschichtsträchtige Minute: Schiedrichter Felix Brych pfiff das  allererste Frankdenderby im Fußball-Oberhaus an! Die SpVgg war vom Anpfiff weg giftiger und ließ den Club mit frühem Pressing gar nicht erst ins Spiel kommen. Aufregung bereits nach drei Minuten: Edgar Prib war im Strafraum schneller als Per Nilsson am Ball, der Schwede versuchte von hinten zu klären und traf den Derbyhelden von 2011 leicht am Fuß. Prib stürzte, ein Aufschrei im Stadion, doch Brych ließ zum Entsetzen der Fürther weiterspielen - da hatte Nürnberg Glück!

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Wo blieb der Club? Der FCN erarbeitete sich erst nach zehn Minuten Vorteile. Kiyotake machte es mit einer Freistoßflanke vom linken Flügel erstmals gefährlich.

In der Folge übertrug sich die hitzige Atmosphäre auf den Rängern immer mehr auf Spielfeld: Fürths Asamoh haute sich wie zu erwarten in jeden Zweikampf  - und tauschte zwischendurch auch noch ein paar Nettigkeiten mit der Club-Bank aus. Das Derby geriet zu einer intensiven Partie, einer kampfbetonten - spielerisch boten aber beide Mannschaften den Zuschauern nicht viel.

Im Fürther Block forderten die Fans auf einem Banner „Demütigt sie“. Danach sah es kurz darauf auch aus: Pinola leistete sich mit einem missglückten Rückpass einen dicken Patzer, Asamoah schnappte sich den Ball und lief alleine auf Torhüter Schäfer zu. Dem Fürther Sturmtank rutschte allerdings auf diesem Weg das Herz in die Hose, er kam in Zögern und vertändelte die Riesenchance zum 1:0.

Nur eine Minute später der nächste Aufreger: Feulner rauschte nach schlechter Ballannahme an der Mittellinie völlig übermotiviert mit gestrecktem Bein in Fürstner hinein - der Ball war allerdings schon längst weg. Fürstner wälzte sich vor Schmerzen am Boden, Rudelbildung, die Spieler schubsten sich weg und Schiedsrichter Brych? Zückte glatt Rot gegen den verdutzten Feulner. Es war eine durchaus vertretbare Entscheidung. 

Dieter Hecking reagierte auf die Unterzahl und nahm Esswein vom Feld. Für ihn kam der defensivere Hanno Balitsch. Kurz darauf hätte aber auch Fürths Sercan Sararer fliegen müssen: Er bespuckte Club-Keeper Raphael Schäfer, allerdings im Rücken des Schiedsrichters.

Mit 0:0 ging es in die Pause, Zeit die Gemüter zu kühlen. Polter und Pekovic schimpften jedoch im Kabinengang gleich weiter.

Hecking wollte nach der Pause den Punkt sichern, ließ Kiyotake in der Kabine und brachte überraschend Verteidiger Marvin Plattenhardt für die Position im linken Mittelfeld. Auch das Kleeblatt stellte um: Edu kam für Pekovic, ein Stürmer für einen Abräumer. Ganz klar: Mike Büskens woltte mit aller Macht den ersten Heimdreier.

Der Start in die zweiten 45 Minuten verlief überraschend ruhig, auch von den Rängen kam nun wenig. Die Partie wurde immer unansehnlicher. Aufregung erst wieder eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff: Sararer hatte im Zweikampf mit Pinola den Arm zu weit oben und traf den Argentinier in der Rückwärtsbewegung: Gelb-Rot!  Eine zu harte Entscheidung von Schiedsrichter Brych, die später noch für Diskussionen sorgen sollte.

Auf dem Platz herrschte jetzt auch personell wieder Gleichstand. Der Club schöpfte Mut und übernahm die Kontrolle. Fürth ließ sich ein Stück zurückfallen. Chancen für den offensiv äußerst schwachen FCN blieben aber weiter Mangelware: Plattenhardt und Pinola konnten einen Fehlgriff von Keeper Max Grün nicht nutzen (64.). Doch kurz darauf der nächste Rückschlag für den Club: Timmy Simons grätschte fair gegen Prib und blieb liegen. Für den Belgier war die Partie damit beendet, er humpelte mit schmerzender Patellasehne vom Feld, Almog Cohen kam für ihn.

In der Folge verflachte die ohnehin schon schwache Partie immer mehr, einziger Aufreger: Schiedsrichter Brych pfiff das Spiel zwei harmloser Mannschaften nach nur 20 Sekunden Nachspielzeit zu früh ab - und brachte damit Mike Büskens zum Toben.

Fürth wartet damit weiterhin auf den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte. Für den Club war es der erste Punktgewinn in der Ferne nach vier Auswärtsniederlagen in Folge, die erhoffte Revanche für das 0:1 im DFB-Pokal vor rund einem Jahr blieb aber aus.


SpVgg: Grün - Nehrig, Kleine, Mavraj, Schmidtgal - Fürstner, Pekovic (46. Edu) - Sararer, Prib, Stieber - Asamoah (66. Klaus).

FCN: R. Schäfer - Chandler, Nilsson, Klose, Pinola - Esswein (39. Balitsch), Simons (75. Cohen) - Kiyotake (46. Plattenhardt), Feulner, Frantz - Polter

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych.

Zuschauer: 18000.

Gelbe Karten: Nehrig, Schmidtgal - Pinola, Frantz. Rote Karte: Feulner (35.) Gelb-Rote Karte: Sararer (61.)

Analysen, Hintergrundberichte und ein Video mit den Stimmen der Fans folgen.

Er will doch nur spielen, aber sie lassen ihn nicht: Fürths Edu im Nahkampf mit den Nürnbergern Nilsson und Pinola. Tore hatte das 255. Frankenderby nicht zu bieten, dafür jede Menge Rangeleien. © Zink

 

Dieser Spielbericht wurde am Samstag mehrfach aktualisiert.