Wie es nun mit der Altenpflege in Pappenheim weitergeht

17.11.2020, 12:00 Uhr

In der jüngsten Stadtratssitzung stellten die Verantwortlichen der Rummelsberger Diakonie noch einmal ihre Gründe für den Entschluss dar. Drei Fragen bewegten dabei das Gremium: Hätte die Stadt Pappenheim die Schließung im Vorfeld verhindern können? Wo kommen die Bewohner nun unter? Und wie steht es nun um die Zukunft der Altenpflege in der Stadt?

Von der Schließung betroffen sind nicht nur die aktuell 29 Bewohner des Heims, sondern auch 48 Angestellte, davon 14 in Vollzeit. Dass die Rummelsberger Diakonie den Standort Pappenheim aufgeben muss, liegt vor allem an der Unwirtschaftlichkeit und am fehlenden Fachpersonal, zeigte Regionalleiter Dominic Bader. Die Ausstattung des Georg-Nestler-Hauses entspricht nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben, "hier würden massive Investitionen anstehen".

Investitionen im zweistelligen Millionenbereich

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Um diese Investitionen im zweistelligen Millionenbereich zu stemmen und die Einrichtung wirtschaftlich zu betreiben, sei das Haus aber zu klein. Es bietet lediglich 51 Pflegeplätze, die derzeit noch nicht einmal voll belegt sind. "Ein wirtschaftlicher Betrieb ist in der aktuellen Größenordnung nicht möglich", erklärt Bader, von Investitionen ganz zu schweigen. Zudem ist ein An- oder Umbau aufgrund mehrerer Faktoren nach Meinung der Rummelsberger nicht realisierbar.



Und selbst wenn man die Einrichtung vergrößern und mehr Pflegeplätze schaffen würde, hätte man ein anderes Problem: Die Fachkräfte fehlen. "Die Situation auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu", klagt der Regionalleiter für Treuchtlingen und Pappenheim. Ausgebildete Pflegefachkräfte seinen extrem rar, und Pappenheim sei für jüngere Menschen nach ihrer Ausbildung kein attraktiver Wohnort. Die zieht es eher in die Großstädte. Auch um Fachpersonal aus dem Ausland habe man sich bemüht, allerdings vergeblich.

Keine Chance zu reagieren

Auch anderen Senioreneinrichtung hätten Probleme, berichtet Dominic Bader. Bei einer Trägerschaft durch die Kommune aber können viele Häuser flexibler agieren. Dies war dann auch der Aufhänger für Walter Otters (FW), um zu fragen: "Was hätten wir tun müssen, um die Schließung zu verhindern?" Seines Wissens habe es seitens der Rummelsberger Diakonie keine Unterstützungsanfrage an die Stadtverwaltung oder den Stadtrat gegeben.

Man habe zwar länger zurückliegend mal vereinzelte Gespräche geführt, in jüngster Zeit aber nicht, räumte Dominic Bader ein. Mit Verweis auf die vorher genannten Probleme insbesondere auch im Fachkräftebereich stellte er aber fest: "Wir hätten uns nicht vorstellen können, dass uns die Kommune helfen kann."

Ein Schlag in den Nacken

Auch Bürgermeister Florian Gallus sagte, er habe erst am 15. Oktober von der geplanten Schließung erfahren und keine Chance gehabt zu reagieren. "Das ist schade, das ist enttäuschend – aber wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt." Stadträtin Anette Pappler (SPD) erklärte, die Nachricht sei für alle "ein Schlag in den Nacken" gewesen und man könne nun nur noch feststellen, dass man die plötzliche Schließung sehr bedauert.

An der Tatsache selbst lässt sich also nichts mehr ändern, daher beschäftige sich das Gremium nun mit der Frage, wie es weitergeht. "Ist denn gesichert, dass die Bewohner bis zum 31. Mai anderweitig untergebracht werden können?", wollte Bettina Balz (Die Grünen) wissen. "Das beschäftigt uns auch", sagte Dominic Bader und versicherte: "Wir setzen natürlich niemanden auf die Straße."

Gespräche mit anderen Einrichtungen

Es würden bereits Gespräche mit umliegenden Einrichtungen anderer Träger geführt, etwa in Treuchtlingen, Weißenburg und Ellingen. "Es zeichnet sich jetzt schon ab, dass wir uns keinen Kopf machen müssen", beruhigte Bader. Auch eine Rummelsberger Einrichtung in Ansbach könne Senioren aufnehmen, wobei diese Lösung für einige Angehörige ein Problem sein könnte. Man versuche auch, auf die Wünsche der Bewohner – etwa nach dem gemeinsamen Umzug von Gruppen – einzugehen.

Aus der Zuhörerschaft der Stadtratssitzung kam die Frage, ob denn nicht ein anderer Träger für das Haus infrage kommen würde. Die Frage habe man sich seitens der Stadt ebenfalls schon gestellt, sagte Bürgermeister Gallus und erklärte, Bemühungen dahingehend gäbe es bereits. Die geplante Senioren-WG im ehemaligen Bieswanger Schulhaus sei hingegen kein Ersatz für die vollstationäre Pflege im Georg-Nestler-Haus, sondern eine Ergänzung. "Wir wollten ja in der Seniorenbetreuung möglichst breit aufgestellt sein."