Ausbeutung von Textilarbeitern? Schwere Vorwürfe gegen Adidas

8.5.2019, 14:23 Uhr

adidas ist weltweit erfolgreich mit seinen Sportartikeln. Doch für die Produktionsbedingungen bei seinen Zulieferern steht das Unternehmen immer wieder in der Kritik. © adidas group

Aus Kambodscha stammten fast 25 Prozent der von Adidas hergestellten Bekleidung, erklärt Südwind-Expertin Sabine Ferenschild. "Der Mindestlohn dort beträgt 158 Euro monatlich und reicht zum Leben nicht aus." Eine typische Familie mit drei Kindern brauche 274 Euro für ein existenzsicherndes Einkommen. Garantieren könnte das womöglich ein Tarifvertrag.

"Adidas' Passivität ist Schlag ins Gesicht"

Adidas aber, so der Südwind-Vorwurf, weigere sich, entsprechende Initiativen etwa der ACT-Initiative und des internationalen Gewerkschaftsverbands IndustriAll zu unterstützen. Damit seien Tarifverhandlungen bereits zum Scheitern verurteilt, bevor sie überhaupt richtig begonnen hätten, denn: "Der Arbeitgeberverband Kambodschas hat zum Ausdruck gebracht, ohne weitere verbindliche Zusagen von großen Marken, trotz steigender Lohnkosten weiter in Kambodscha produzieren zu lassen, keine Tarifverhandlungen zu beginnen", so die NGO.

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"Adidas' Passivität in dieser Lage ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten, die von ihren Löhnen nicht richtig leben können", urteilt Ferenschild. Es gebe einen Widerspruch zwischen dem Geschäftsbericht des Unternehmens und der Realität.

Auch in Indonesien, laut Südwind ein weiteres wichtiges Lieferland von Adidas, unternehme der Sportartikel-Hersteller kaum Anstrengungen, das Ziel der fairen Lohnzahlung durchzusetzen. "Auch in Indonesien werden Beschäftigte der Textil- und Bekleidungsindustrie hauptsächlich auf Mindestlohnniveau bezahlt. Auch dort reich dies nicht für ein würdiges Leben", erklärt die NGO.

Adidas nennt andere Fakten

Von nordbayern.de mit den Südwind-Vorwürfen konfrontiert, versichert ein Adidas-Sprecher, das Unternehmen setze "auf faire Arbeitsstandards in seiner globalen Lieferkette, überwacht diese sowohl selbst als auch durch unabhängige Organisationen und berichtet über die Ergebnisse". Adidas fördere in den Herstellungsländern freie Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zur Etablierung von Tarifverträgen. Damit steht in diesem Punkt Aussage gegen Aussage.

Die Adidas-Arbeitsplatzstandards verpflichteten die Zulieferer zudem dazu, die Vergütung der Arbeiter und deren Lebensstandard "durch optimierte Entlohnungssysteme, Zusatzleistungen, Sozialprogramme und andere Leistungen fortschreitend zu steigern", so der Adidas-Sprecher. Der jeweils gültige gesetzliche Mindestlohn sei dabei das absolute Minimum.

 

In Kambodscha, so das Unternehmen weiter, liege der gesetzliche monatliche Mindestlohn derzeit bei 182 US-Dollar - das entspricht, gewisse Wechselkursschwankungen berücksichtigt, in etwa den von Südwind genannten 158 Euro. Laut Adidas liege das verfügbare durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters in den Adidas-Zuliefererbetrieben derzeit mit 290 US-Dollar (etwa 255 Euro) aber deutlich darüber. In Indonesien wiederum würden in Adidas-Zuliefererbetrieben durchschnittlich 276 US-Dollar im Monat verdient (etwa 245 Euro), "inklusive gesetzlich zulässiger Überstunden."

Autorisiert durch den Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre werde sie auf der Hauptversammlung ihre Stimme nutzen, um "auf die Missstände entlang der Adidas-Wertschöpfungskette aufmerksam zu machen", kündigt Ferenschild an. Südwind ist eine christlich geprägte Nicht-Regierungsorganisation, die sich nach eigenen Angaben mit ihrem Bonner Südwind-Institut für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit weltweit engagiert.