Kommentar: Adani-Kohlebergwerk - der Verlierer heißt Siemens

13.1.2020, 17:22 Uhr

Der Verlierer heißt: Siemens. Für die Fridays-for-Future-Bewegung hat der Konzern mit der Entscheidung, an der Beteiligung an dem umstrittenen Kohlebergwerk-Projekt in Australien festzuhalten, sein wahres Gesicht gezeigt – und bewiesen, dass es ihm um Profit geht, und dass alles andere im Zweifel zweitrangig ist.

Joe Kaeser steht seinerseits nun als Mann da, der zwar gerne über die Verantwortung von Konzernchefs twittert, diesem Anspruch aber selbst nicht gerecht wird. Alles in allem ein gewaltiger Preis für das Unternehmen – und das wegen eines Projektes, das mit seinem Umfang von 18 Millionen Euro in der Bilanz des Konzerns kaum auffallen dürfte.

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Was die Frage nach sich zieht: War es das wirklich wert, an dem Auftrag festzuhalten? Selbst wenn Joe Kaeser in der entscheidenden Sitzung zu dem Schluss gekommen sein sollte, dass es das eben nicht wert ist, blieb ihm dennoch fast keine Wahl, als Kurs zu halten. Die Alternative wäre gewesen, vertragsbrüchig zu werden. Das hätte Kaeser zwar den Applaus großer Teile der Öffentlichkeit eingebracht, Siemens aber das Misstrauen aktueller und künftiger Geschäftspartner.

Die hätten mit allem Recht die Frage aufgeworfen, wie verlässlich Siemens eigentlich ist. Für einen Konzern, dessen Marktmacht auf eben dieser Verlässlichkeit beruht, wären die Folgen einer solchen Entwicklung kaum auszudenken gewesen. Kaeser blieb letztlich also fast keine Wahl.

Glaubwürdigkeit wiederherstellen

Eine Wahl hat Kaeser allerdings im Hinblick auf Siemens’ Zukunft. Der 62-Jährige und sein designierter Nachfolger müssen eine klare Aussage darüber treffen, wie das Unternehmen künftig mit Aufträgen umgehen will, die den Bekenntnis des Konzerns zum Klimaschutz offensichtlich zuwiderlaufen. Nur so ließe sich Glaubwürdigkeit wiederherstellen, ohne gleichzeitig das Vertrauen der Geschäftspartner aufs Spiel zu setzen.