Nach Gesprächen: Tengelmann-Chef setzt Frist

23.9.2016, 14:20 Uhr

Wie lange gibt es sie noch - die Einkaufswägen der Supermarktkette Tengelmann? Nach stockenden Verhandlungen stehen rund 15.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. © dpa

Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub gibt der angeschlagene Supermarktkette Kaiser's Tengelmann eine Frist von zwei Wochen für eine Lösung. Gelingt diese nicht, werde die Kette zerschlagen, kündigte Haub nach einer Aufsichtsratssitzung am Freitag in Mülheim an der Ruhr an.

Erst am Donnerstagabend hatten sich die Chefs der Handelsketten Edeka, Tengelmann und Rewe mit Vertretern der Gewerkschaft getroffen, um über die Zukunft der Kette mit über 15.000 Arbeitsplätzen zu beraten. Nach drei Stunden vertagte sich die Runde. Das Gespräch sei konstruktiv gewesen. Man sei sich einig, "die Gespräche zeitnah fortzuführen". Ein Termin oder Ort wurde dafür aber nicht genannt.

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Ziel sei es, "eine für alle Beteiligten und die Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann tragfähige, gemeinsame Lösung zu finden." Inhalte des Treffens drangen nicht nach außen. Doch schon vor dem Treffen standen die Zeichen für die Supermarktkette auf Zerschlagung - der Komplettverkauf an Marktführer Edeka schien immer unwahrscheinlicher.

Rewe-Chef Alain Caparros, der das Geschäft vor Gericht hatte stoppen lassen, warb zuvor noch einmal für eine Aufteilung der über 400 Standorte unter den Wettbewerbern. Die Arbeitsplätze könnten trotzdem erhalten werden, und die wettbewerbsrechtlichen Bedenken wären vom Tisch. Auch andere Konzerne wie Tegut oder Norma äußerten erneut Interesse an Kaiser's-Filialen.

Betriebsrat will Tengelmann-Erhalt

Der Betriebsrat von Kaiser’s Tengelmann fordert den Erhalt der defizitären Supermarktkette. "Statt Zerschlagungsszenarien brauchen wir ein Fortführungskonzept das trägt, bis die Gerichte entschieden haben, oder es eine Einigung aller Beteiligten gibt", sagte Manfred Schick, Aufsichtsratsmitglied und Betriebsratsvorsitzender der Region München/Oberbayern, der Wirtschaftswoche. Für die Lage macht Schick auch Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub verantwortlich: "Klar trägt der Eigentümer Verantwortung für die Lage."

Branchenprimus Edeka sowie Kaiser's Tengelmann hatten die Fusion vor etwa zwei Jahren beschlossen. Das Bundeskartellamt legte wegen Wettbewerbsbedenken sein Veto ein, das Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) über eine sogenannte Ministererlaubnis aushebelte. Unter anderem Rewe hatte beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde gegen die Erlaubnis eingelegt und vorläufig recht bekommen. Damit liegt der Deal auf Eis und droht wegen langwieriger juristischer Auseinandersetzungen zu platzen.

Haub hat wegen des langen Tauziehens um die Übernahme mit einem Aus für Kaiser's Tengelmann gedroht. Die Kette verbucht hohe Verluste, Personal geht von Bord, Vermieter verlängern Verträge nicht.

Der Artikel wurde um 14.20 Uhr aktualisiert.