Warum Donald Trump an den hohen Spritpreisen schuld ist

24.5.2019, 16:30 Uhr

Wer zum Tanken fährt, muss derzeit wieder tiefer in die Tasche greifen. (Symbolbild) © Franziska Kraufmann/dpa

Wenn die Preise für den Sprit steigen, ist bei den Deutschen schnell Schluss mit lustig. Sie sind schon leidensbereiter als noch vor Jahren – wer erinnert sich nicht an den Aufschrei, als der Liter Benzin erstmals mehr als einen Euro kostete? Darüber kann man heute nur milde lächeln, die meisten Autofahrer sind schon froh, wenn der Preis pro Liter unter 1,25 Euro (Diesel) bzw. 1,40 Euro (Super E10) liegt.

Aber derzeit liegen die Preise meist darüber, und so muss ein Schuldiger her. In einigen Bundesländern werfen die Pfingstferien ihren Schatten voraus, und tatsächlich lässt sich die herannahende Ferienzeit gelegentlich mit steigenden Benzinpreisen korrelieren. Doch so monokausal lässt sich das derzeitige Niveau nicht erklären. Viel näher an der Wahrheit liegt folgende Aussage: „US-Präsident Donald Trump ist schuld daran, dass wir beim Tanken so viel hinblättern müssen.“

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Wie das? Anfang Mai waren schärfere Sanktionen gegen den Iran in Kraft treten. Die US-Regierung hat ein komplettes Ölembargo gegen ihren derzeitigen Lieblingsfeind verhängt und will keine Ausnahmen zulassen. Teheran kann also weitaus weniger Öl absetzen als gewohnt, und so greift die alte Regel von Angebot und Nachfrage: Sobald sich eine Ware auf dem Weltmarkt verknappt, schnellt der Preis dafür in die Höhe.

Das lässt sich beim Rohöl gut ablesen. Zu Beginn des Jahres kostete ein Barrel (159 Liter) der Sorte Brent rund 54 Dollar. Zwischenzeitlich war der Preis über 73 Dollar gestiegen, das entspricht einem Anstieg von einem Drittel. Derzeit liegt der Preis pro Barrel knapp unter 70 Dollar. Dass die Iraner nun hinter vorgehaltener Hand drohen, die Straße von Hormus zu blockieren, das wichtigste Nadelöhr für den Ölexport, sorgt für zusätzliche Unsicherheit am Markt. Ob Teheran dazu militärisch in der Lage wäre, ist umstritten, aber allein der Gedanke daran lässt viele ölexportierende Nationen in der Golfregion nervös werden.

Im Sinne der Saudis

US-Präsident Trump weiß das und verließ sich auf seine Verbündeten – zum Ausgleich des Iran-Embargos würden eben Saudi-Arabien und andere Länder der Organisation ölproduzierender Länder (Opec) mehr fördern, twitterte er fröhlich. Doch danach sieht es nicht aus, im Gegenteil. Der saudische Ölminister Khalid Al-Falih sagte unlängst, die Opec und ihre Verbündeten könnten ihre Förderkürzung, die bereits seit Januar greift, womöglich noch bis zum Jahresende ausdehnen.

Der Grund: Saudi-Arabien hat ein gesteigertes Interesse, dass der Preis auf dem Weltmarkt auf einem hohen Niveau verharrt, denn Riad will mit den derzeit sprudelnden Einnahmen aus dem Ölgeschäft seinen kostspieligen Krieg im Jemen gegenfinanzieren. Es ist also im Sinne der Saudis, dass die weltweite Fördermenge eher geringer als höher ist.

Auch bei einem weiteren Preisfaktor am globalen Ölmarkt haben die USA ihre Finger im Spiel: Venezuela. Das Land gehört neben Nigeria und (dem ebenfalls strauchelnden) Libyen zu jenen, die den Ausfall iranischen Öls für eine gewisse Zeit kompensieren könnten, was sich positiv auf die Handelspreise und damit auch auf den Preis an den Zapfsäulen auswirken würde. Da die USA derzeit aber alles tun, um das Regime in Caracas zu destabilisieren, ist auch dort die Förderung zurückgegangen, mit entsprechenden Konsequenzen.

Mit einem raschen Ende dieser machtpolitischen Ränkespiele ist nicht zu rechnen, und so ist der einzige Rat, den man derzeit geben kann: Wenn tanken, dann am besten nachmittags oder abends, zu diesen Zeiten sind die Preise an den Tankstellen oft noch am niedrigsten.