Erntewunder: Deshalb will jeder Hobbygärtner ein Hochbeet

15.3.2021, 14:51 Uhr

Ein selbst gebautes Hochbeet aus gebrauchten Paletten ist günstig und erfüllt seinen Zweck. © Sandra Neuhaus/dpa

Frau Kampas, Sie sind eine Verfechterin des Hochbeets, Sie nutzen es rund ums Jahr. Was gibt es momentan bei Ihnen zu ernten?

Doris Kampas: Jetzt gibt es bei mir Feldsalat, Lauch, Kohlsprossen, Asiasalat, Pflücksalat, Salat – das hat alles gut überwintert, sogar bei dem starken Frost. Da ist natürlich ein Vlies oder Frühbeetaufsatz von großem Vorteil, dass es relativ warm bleibt im Hochbeet. Und wenn das Wintergemüse geerntet ist, kann ich Mitte April wieder irrsinnig viele neue Sachen setzen.

Ihr Motto lautet "Ernten bis zum Umfallen". Wie geht das?

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Doris Kampas ist ein echter Plfanzenprofi und versorgt sich fast ausschließlich mit selbst Angebautem aus ihrem Garten. © Rita Newman

Kampas: So ein Hochbeet ist prädestiniert für die Ganzjahres-Ernte. Da geht die Saison schon jetzt los, zum Beispiel kann man Salat anbauen oder Jungpflanzen setzen. Der Salat ist dann im April oder Mai fertig und schon kommen die nächsten Pflanzen hinein – das fängt an bei Karotten und Kohlrabi bis hin zu den Pflanzen, die nach den Eisheiligen gesetzt werden, wie Tomaten, Paprika, Zucchini, Kürbis, Auberginen, Mais, Kohl oder Wassermelonen. Richtung Herbst kann man dann noch einmal Feldsalat, Spinat oder Asiasalate pflanzen. So lässt sich "Ernten bis zum Umfallen".

Da braucht man doch zehn Hochbeete, oder?

Kampas: Nein (lacht), der Witz an der ganzen Sache ist, dass man seine Bepflanzung zeitlich genau aufeinander abstimmt. Wenn man sein Hochbeet richtig plant und Pflanz- und Erntezeiten vorher genau festlegt, geht der Plan auf.

Ist es also sinnvoll, sich vorab einen Pflanzplan zu notieren?

Kampas: Sicherlich, gerade für Anfänger oder leicht Fortgeschrittene. Wichtig dabei ist, die Pflanzabstände richtig einzuschätzen. Der exakte Abstand ist eigentlich das Um und Auf im Gemüsegarten. Aber bei vielen Leuten gehen die Hochbeete über und über, das heißt für die Pflanzen wird es eng, sie blockieren sich im Wachstum und kämpfen um Platz, Wasser, Licht und Nährstoffe – dann wird das alles nichts.

Wie viele Hochbeete besitzen Sie?

Das unglaubliche Hochbeet. Ernten bis zum Umfallen. Wie Sie ein Hochbeet planen, selber bauen, richtig befüllen und bepflanzen. Von Doris Kampas erschienen im Löwenzahn Verlag. © Löwenzahn Verlag

Kampas: Interessanterweise gar nicht so viele, nur drei. Aber ich habe auch Hügelbeete und ich bepflanze den Boden natürlich. Meine Mutter dagegen hat fünf Hochbeete.

Was ist der Vorteil eines Hochbeets gegenüber einem Hügelbeet?

Kampas: Was den klassischen Schichtaufbau mit Zweigen, Laub, Gras und Kompost betrifft, ist beides identisch. Aber der Vorteil vom Hochbeet ist, dass es einfach bequemer ist. Beim Hügelbeet muss man sich beugen. Und es sinkt auch zusammen – das wieder aufzubauen ist sehr mühsam. Beim Hochbeet muss man dieses zwar auch, aber es ist weniger Arbeit. Und dann hat das Hochbeet den Pluspunkt, dass es durch das Holz gedämmt ist. Die Pflanzen stehen außerdem versenkt und sind so geschützter vor Wind.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Hochbeet anzulegen?

Kampas: Der Herbst ist immer eine gute Zeit, es geht aber auch noch im Frühjahr. Wobei ich immer empfehle, das ganze Jahr über Gartenabfälle für das Hochbeet zu sammeln, etwa Ast- und Strauchschnitt, Laub, Staudenreste, Blütenreste, Grasschnitt, weil man dann das Material zum Einfüllen verwenden kann. Im Frühling hingegen stehen viele da, der Garten ist fahl und leer und alle Reste sind zum Bauhof gebracht. Und dann muss man es teuer zukaufen, was schade ist.

Was kann man als Hochbeet-Gärtner gegen Schädlinge ausrichten?

Kampas: Beim Hochbeet ist es ganz toll, dass ich viele Schädlinge aussperren kann. Das fängt bei den Wühlmäusen an, indem ich unten ein feinmaschiges Gitter anbringe. Und oben macht eine Schneckenkante Sinn. Zudem ist ein sehr engmaschiges Kulturschutznetz gegen Insekten wichtig, vor allem wenn man Kohl anbaut. Bei Brokkoli, Blumenkohl oder Kohlrabi hat man nämlich sofort Schädlinge da, vom Kohlweißling bis zum Erdfloh. Das geht im zeitigen Frühjahr los und hört im Oktober noch nicht auf.

Eigenanbau im Hochbeet schont das Klima, sagen Sie. Warum?

Kampas: Weil das Gemüse und Obst daraus saisonal und regional ist. Bevor ich im Frühjahr Tomaten und Zucchini im Supermarkt kaufe, verwende ich doch lieber das, was gerade in meinem Garten wächst. Ich spare dadurch Transportwege und Energie. Denn wenn das Gemüse regional und nicht saisonal produziert wird, ist seine Klimabilanz noch schlechter, weil in den Gewächshäusern viel Energie für Heizung, Beleuchtung, Bewässerung und Belüftung verbraucht wird.

Aber so ein Hochbeet kann kosten. Ist das nicht ein Nachteil?

Kampas: Es gibt Luxusvarianten, das stimmt. Aber die braucht es gar nicht. Ein selbst gebautes Hochbeet aus gebrauchten Paletten erfüllt auch seinen Zweck. Und die Befüllung ist fast kostenlos, wenn man das ganze Jahr über Gartenabfälle sammelt.