"Gruppe S.": Terrorverdächtiger stirbt in Untersuchungshaft

16.7.2020, 19:11 Uhr

Nach der Zerschlagung einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle sind am 15. Februar die ersten Festgenommenen in Karlsruhe zu Haftrichtern des Bundesgerichtshofs gebracht worden. © Uli Deck, dpa

Der Mann aus Nordrhein-Westfalen sei leblos in seiner Einzelzelle im Dortmunder Gefängnis entdeckt worden, bestätigte ein Sprecher der dortigen Staatsanwaltschaft. Die genauen Umstände des Todes würden noch ermittelt. Jedoch deuten erste Erkenntnisse offenbar auf einen Suizid hin. Bei der Festnahme des Mannes im Februar sollen nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und WDR in seiner Wohnung in Porta-Westfalica selbst gebaute Handgranaten zum Vorschein gekommen sein, die von Spezialkräften entschärft werden mussten.

Der Generalbundesanwalt hatte die Ermittlungen damals übernommen, weil die "Gruppe S.", benannt nach ihrem Anführer Werner S., genannt "Teutonico" aus einem kleinen Ort bei Augsburg, in Verdacht steht, Rechtsextremisten für den bewaffneten Kampf rekrutiert zu haben. Anschläge auf die Grünen-Politiker Robert Habeck und Anton Hofreiter seien das Ziel gewesen, auch Attentate auf Moscheen, um "bürgerkriegsähnliche Zustände" herbeizuführen, so die Ermittlungen. Die Mitglieder trafen sich mehrmals persönlich und tauschten sich regelmäßig in konspirativen Chatgruppen aus.

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Wie ein großer Bruder

Eine dieser Internetforen mit dem Namen "Der harte Kern" hatte nach den gemeinsamen Recherchen der Nürnberger Nachrichten und des Bayerischen Rundfunks die 55-jährige Inge P. (Name geändert) aus dem Nürnberger Land installiert. Gegenüber dem NN/BR-Rechercheteam bestätigte Inge P., die Gruppe zu kennen. Werner S. sei "wie ein großer Bruder" für sie gewesen, sagte P. Zur "Gruppe S." gehörte auch der Münchner Frank H., der regen Kontakt zu Nürnberger Neonazis pflegte und vor eineinhalb Jahren mit 20 Rechtsextremen in einem Fackelzug zur Nürnberger Steintribüne lief, auf der einst Adolf Hitler seine Hassreden hielt. Die Aktion hatte bundesweit für Empörung gesorgt. Neben Werner S. und Frank H. wurden im Februar zehn weitere Männer verhaftet, die sich Waffen beschafft und Anschlagspläne auf Politiker, Moscheen und Asylbewerberheime ausgetüftelt haben sollen. Unter ihnen war auch der 46-Jährige aus Porta-Westfalica. Er soll, so heißt es beim Generalbundesanwalt, die Gruppe mitfinanziert haben. Die 55-Jährige aus dem Nürnberger Land hingegen trat jüngst bei den Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen vor der Nürnberger Lorenzkirche auf und ist eine der regionalen Gelbwesten-Aktivistinnen.